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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
cker außzuschicken/ da man Sie nicht secundiren könte; Jhm aber
wurde mit verdrießlichen Worten wiedersprochen.

Den 2. Sept. kamen wir zum Eylande Achmatzko, vnd 20. W.
nach demselben zu einem andern/ Solotoi so 3. W. lang/ vnd bald dar-
Solottogori
Goldberg.
auff zum Berge Solottogori, das ist: Goldberg/ welcher den Namen
daher sol bekommen haben/ weil vorzeiten/ wie sie vns berichteten/ die
Tartern daselbst eine Reiche Staniza oder Flotte angefallen/ über-
wältiget vnd beraubet/ das die Räuber das Geld vnd Gold mit Hüten
außgetheilet. Dieser Berg ist 70. W. von Soratoff. Bald nach Auß-
Millobe ein
Berg.
gang desselben kömpt ein weisser Berg Millobe (Kreide) genandt/
läufft 40. W. am Strande hinunter/ vnd hat oben eine so gleiche ebene/
als wenn sie nach der Schnur vergliechen were/ fält gegen dem Strom
gäh herunter/ vnd ist am Fusse neben dem Wasser mit ordentlich ge-
wachsenen Bäumen gezieret. Nach diesem folgete ein ander/ welchen
Pfeiler Berg.wir den Pfeilerberg hiessen; war auch sehr lustig anzusehen. Dann
derselbe hatte an der gäh abgreissenen seite vnterschiedliche herfür
ragende stücken/ welche als Steinadern das Wasser in abwaschung
des weichen Sandes stehen lassen/ vnd waren als Pfeiler anzusehen/
von Farben blaw/ roth/ gelb vnd mit grünen Sträuchern vermischet.

Ruslana R.

Den 3. Sept. sahen wir zur Lincken ein Rivir Ruslana, vnd gegen
über zur Rechten den runden Berg Urakofßkarul, so 150. W. von
Soratoff geschätzet wird/ Dieser Berg sol den Namen von einem Tar-
terischen Fürsten Urak so allhier mit den Cosaken geschlagen/ geblie-
ben vnd begraben lieget/ bekommen haben. Ferner hinunter ist zur
Kamuschin-
ka
ein Rivir.
Rechten der Berg vnd Rivir Kamuschinka. Das Rivir entspringet
auß dem Bache Iloba, dieser aber fält in den grossen Strom Don, so
in den Pontum gehet/ vnd der terminus Asiae vnd Europae ist. Durch
selbige Rivire sollen die Donische Cosaken mit leichten Böten jhren
Gang zur Wolga nehmen. Daher dieser Ort der Räuberey halber
am gefährlichsten geschätzet wird. Allhier sahen wir auff dem hohen
Vfer zur Rechten viel auffgesetzte höltzerne Creutze stehen. Dann vor
wenig Jahren ein Russisch Regiment mit den Cosaken/ welche die-
sen Ort befestigen/ vnd den freyen Paß der Wolga schliessen wollen/
geschlagen. Vnd sollen imselben Scharmutzel auff beyden seiten
1000. Mann geblieben/ vnd die Russen allhier begraben seyn.

Zu der Persi-
schen Cara
vana
oder
Flotte gekom
men.

Als wir diesen Ort vorbey/ wurden wir vor vns die gantze Persi-
sche vnd Tartarische Caravana gewar/ welche mit 16. grossen vnd 6.
kleinen Böten neben vnd hinter einander her giengen. Weil wir ver-
merckten/ daß Sie vnser zuerwarten/ die Ruder sincken liessen/
vnd nur mit dem Strome fort trieben/ scherfften wir die Segel/ vnd
grieffen zugleich die Ruder frisch an/ Sie einzuholen. Vnd als wir
nahe hinter Sie/ liessen wir vnsere 3. Trompeter lustig hören/ vnd ga-
ben Salve auß 4. groben Stücken/ die Caravana antwortete auß al-
len Böten mit Mußqueten. Darauff liessen sich auch vnsere Muß-
quetirer hören/ vnd war auff beyden theilen groß jubiliren.


Die

Ander Theil der Perſianiſchen
cker außzuſchicken/ da man Sie nicht ſecundiren koͤnte; Jhm aber
wurde mit verdrießlichen Worten wiederſprochen.

Den 2. Sept. kamen wir zum Eylande Achmatzko, vnd 20. W.
nach demſelben zu einem andern/ Solotoi ſo 3. W. lang/ vnd bald dar-
Solottogori
Goldberg.
auff zum Berge Solottogori, das iſt: Goldberg/ welcher den Namen
daher ſol bekommen haben/ weil vorzeiten/ wie ſie vns berichteten/ die
Tartern daſelbſt eine Reiche Staniza oder Flotte angefallen/ uͤber-
waͤltiget vnd beraubet/ das die Raͤuber das Geld vnd Gold mit Huͤten
außgetheilet. Dieſer Berg iſt 70. W. von Soratoff. Bald nach Auß-
Millobe ein
Berg.
gang deſſelben koͤmpt ein weiſſer Berg Millobe (Kreide) genandt/
laͤufft 40. W. am Strande hinunter/ vnd hat oben eine ſo gleiche ebene/
als wenn ſie nach der Schnur vergliechen were/ faͤlt gegen dem Strom
gaͤh herunter/ vnd iſt am Fuſſe neben dem Waſſer mit ordentlich ge-
wachſenen Baͤumen gezieret. Nach dieſem folgete ein ander/ welchen
Pfeiler Berg.wir den Pfeilerberg hieſſen; war auch ſehr luſtig anzuſehen. Dann
derſelbe hatte an der gaͤh abgreiſſenen ſeite vnterſchiedliche herfuͤr
ragende ſtuͤcken/ welche als Steinadern das Waſſer in abwaſchung
des weichen Sandes ſtehen laſſen/ vnd waren als Pfeiler anzuſehen/
von Farben blaw/ roth/ gelb vnd mit gruͤnen Straͤuchern vermiſchet.

Ruslana R.

Den 3. Sept. ſahen wir zur Lincken ein Rivir Ruslana, vnd gegen
uͤber zur Rechten den runden Berg Urakofßkarul, ſo 150. W. von
Soratoff geſchaͤtzet wird/ Dieſer Berg ſol den Namen von einem Tar-
teriſchen Fuͤrſten Urak ſo allhier mit den Coſaken geſchlagen/ geblie-
ben vnd begraben lieget/ bekommen haben. Ferner hinunter iſt zur
Kamuſchin-
ka
ein Rivir.
Rechten der Berg vnd Rivir Kamuſchinka. Das Rivir entſpringet
auß dem Bache Iloba, dieſer aber faͤlt in den groſſen Strom Don, ſo
in den Pontum gehet/ vnd der terminus Aſiæ vnd Europæ iſt. Durch
ſelbige Rivire ſollen die Doniſche Coſaken mit leichten Boͤten jhren
Gang zur Wolga nehmen. Daher dieſer Ort der Raͤuberey halber
am gefaͤhrlichſten geſchaͤtzet wird. Allhier ſahen wir auff dem hohen
Vfer zur Rechten viel auffgeſetzte hoͤltzerne Creutze ſtehen. Dann vor
wenig Jahren ein Ruſſiſch Regiment mit den Coſaken/ welche die-
ſen Ort befeſtigen/ vnd den freyen Paß der Wolga ſchlieſſen wollen/
geſchlagen. Vnd ſollen imſelben Scharmutzel auff beyden ſeiten
1000. Mann geblieben/ vnd die Ruſſen allhier begraben ſeyn.

Zu der Perſi-
ſchen Cara
vana
oder
Flotte gekom
men.

Als wir dieſen Ort vorbey/ wurden wir vor vns die gantze Perſi-
ſche vnd Tartariſche Caravana gewar/ welche mit 16. groſſen vnd 6.
kleinen Boͤten neben vnd hinter einander her giengen. Weil wir ver-
merckten/ daß Sie vnſer zuerwarten/ die Ruder ſincken lieſſen/
vnd nur mit dem Strome fort trieben/ ſcherfften wir die Segel/ vnd
grieffen zugleich die Ruder friſch an/ Sie einzuholen. Vnd als wir
nahe hinter Sie/ lieſſen wir vnſere 3. Trompeter luſtig hoͤren/ vnd ga-
ben Salve auß 4. groben Stuͤcken/ die Caravana antwortete auß al-
len Boͤten mit Mußqueten. Darauff lieſſen ſich auch vnſere Muß-
quetirer hoͤren/ vnd war auff beyden theilen groß jubiliren.


Die
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[230/0276] Ander Theil der Perſianiſchen cker außzuſchicken/ da man Sie nicht ſecundiren koͤnte; Jhm aber wurde mit verdrießlichen Worten wiederſprochen. Den 2. Sept. kamen wir zum Eylande Achmatzko, vnd 20. W. nach demſelben zu einem andern/ Solotoi ſo 3. W. lang/ vnd bald dar- auff zum Berge Solottogori, das iſt: Goldberg/ welcher den Namen daher ſol bekommen haben/ weil vorzeiten/ wie ſie vns berichteten/ die Tartern daſelbſt eine Reiche Staniza oder Flotte angefallen/ uͤber- waͤltiget vnd beraubet/ das die Raͤuber das Geld vnd Gold mit Huͤten außgetheilet. Dieſer Berg iſt 70. W. von Soratoff. Bald nach Auß- gang deſſelben koͤmpt ein weiſſer Berg Millobe (Kreide) genandt/ laͤufft 40. W. am Strande hinunter/ vnd hat oben eine ſo gleiche ebene/ als wenn ſie nach der Schnur vergliechen were/ faͤlt gegen dem Strom gaͤh herunter/ vnd iſt am Fuſſe neben dem Waſſer mit ordentlich ge- wachſenen Baͤumen gezieret. Nach dieſem folgete ein ander/ welchen wir den Pfeilerberg hieſſen; war auch ſehr luſtig anzuſehen. Dann derſelbe hatte an der gaͤh abgreiſſenen ſeite vnterſchiedliche herfuͤr ragende ſtuͤcken/ welche als Steinadern das Waſſer in abwaſchung des weichen Sandes ſtehen laſſen/ vnd waren als Pfeiler anzuſehen/ von Farben blaw/ roth/ gelb vnd mit gruͤnen Straͤuchern vermiſchet. Solottogori Goldberg. Millobe ein Berg. Pfeiler Berg. Den 3. Sept. ſahen wir zur Lincken ein Rivir Ruslana, vnd gegen uͤber zur Rechten den runden Berg Urakofßkarul, ſo 150. W. von Soratoff geſchaͤtzet wird/ Dieſer Berg ſol den Namen von einem Tar- teriſchen Fuͤrſten Urak ſo allhier mit den Coſaken geſchlagen/ geblie- ben vnd begraben lieget/ bekommen haben. Ferner hinunter iſt zur Rechten der Berg vnd Rivir Kamuſchinka. Das Rivir entſpringet auß dem Bache Iloba, dieſer aber faͤlt in den groſſen Strom Don, ſo in den Pontum gehet/ vnd der terminus Aſiæ vnd Europæ iſt. Durch ſelbige Rivire ſollen die Doniſche Coſaken mit leichten Boͤten jhren Gang zur Wolga nehmen. Daher dieſer Ort der Raͤuberey halber am gefaͤhrlichſten geſchaͤtzet wird. Allhier ſahen wir auff dem hohen Vfer zur Rechten viel auffgeſetzte hoͤltzerne Creutze ſtehen. Dann vor wenig Jahren ein Ruſſiſch Regiment mit den Coſaken/ welche die- ſen Ort befeſtigen/ vnd den freyen Paß der Wolga ſchlieſſen wollen/ geſchlagen. Vnd ſollen imſelben Scharmutzel auff beyden ſeiten 1000. Mann geblieben/ vnd die Ruſſen allhier begraben ſeyn. Kamuſchin- ka ein Rivir. Als wir dieſen Ort vorbey/ wurden wir vor vns die gantze Perſi- ſche vnd Tartariſche Caravana gewar/ welche mit 16. groſſen vnd 6. kleinen Boͤten neben vnd hinter einander her giengen. Weil wir ver- merckten/ daß Sie vnſer zuerwarten/ die Ruder ſincken lieſſen/ vnd nur mit dem Strome fort trieben/ ſcherfften wir die Segel/ vnd grieffen zugleich die Ruder friſch an/ Sie einzuholen. Vnd als wir nahe hinter Sie/ lieſſen wir vnſere 3. Trompeter luſtig hoͤren/ vnd ga- ben Salve auß 4. groben Stuͤcken/ die Caravana antwortete auß al- len Boͤten mit Mußqueten. Darauff lieſſen ſich auch vnſere Muß- quetirer hoͤren/ vnd war auff beyden theilen groß jubiliren. Die

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/276>, abgerufen am 22.11.2024.