Es ist das Höchste was in einem Men- schen der Gedanken erringen kann, dass Er die Gleichheit ahnte, reisst aber zur wahrhaft göttlichen Verehrung hin, wenn man Ihn betrachtet, wie Er diese Gleich- heit selbst nachzuweisen unternommen. Wer mag noch grübeln, woher es gekom- men sein möge, dass Ihn seine Schüler als eine göttliche Person verehrten, dass sie in heiligem Glauben der Welt zurie- fen "Er hats gesagt"!
Wer aber endlich gar meinte, Pytha- goras habe die mathematischen Figuren darum mit den Materien verglichen, weil diese in ihrer äussern Form mit jenen ei- nigermassen übereinkommen, weil das Feuer sich wie eine einfache Pyramide, die Luft wie eine doppelte (?), das Wasser wie ein Ikosaeder (?) etc. zeige, dem wäre al- les zu verzeihen, was er dem Pythagoras Unsinniges und Gespieltes vorwerfen möch- te. Es ist gar kein Zweifel, dass nicht auch die Materien der Form nach den ma- thematischen Figuren nachgebildet sind, aber deswegen das Feuer Pyramide nen- nen, hiesse so viel als den Kreis darum
Kreis
A 2
Es iſt das Höchſte was in einem Men- schen der Gedanken erringen kann, daſs Er die Gleichheit ahnte, reiſst aber zur wahrhaft göttlichen Verehrung hin, wenn man Ihn betrachtet, wie Er diese Gleich- heit selbſt nachzuweisen unternommen. Wer mag noch grübeln, woher es gekom- men sein möge, daſs Ihn seine Schüler als eine göttliche Person verehrten, daſs ſie in heiligem Glauben der Welt zurie- fen „Er hats gesagt”!
Wer aber endlich gar meinte, Pytha- goras habe die mathematischen Figuren darum mit den Materien verglichen, weil diese in ihrer äuſsern Form mit jenen ei- nigermaſsen übereinkommen, weil das Feuer ſich wie eine einfache Pyramide, die Luft wie eine doppelte (?), das Waſſer wie ein Ikosaeder (?) etc. zeige, dem wäre al- les zu verzeihen, was er dem Pythagoras Unſinniges und Gespieltes vorwerfen möch- te. Es iſt gar kein Zweifel, daſs nicht auch die Materien der Form nach den ma- thematischen Figuren nachgebildet ſind, aber deswegen das Feuer Pyramide nen- nen, hieſse so viel als den Kreis darum
Kreis
A 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0021"n="3"/><p>Es iſt das Höchſte was in einem Men-<lb/>
schen der Gedanken erringen kann, daſs<lb/>
Er die Gleichheit ahnte, reiſst aber zur<lb/>
wahrhaft göttlichen Verehrung hin, wenn<lb/>
man Ihn betrachtet, wie Er diese Gleich-<lb/>
heit selbſt nachzuweisen unternommen.<lb/>
Wer mag noch grübeln, woher es gekom-<lb/>
men sein möge, daſs Ihn seine Schüler<lb/>
als eine göttliche Person verehrten, daſs<lb/>ſie in heiligem Glauben der Welt zurie-<lb/>
fen „Er hats gesagt”!</p><lb/><p>Wer aber endlich gar meinte, Pytha-<lb/>
goras habe die mathematischen Figuren<lb/>
darum mit den Materien verglichen, weil<lb/>
diese in ihrer äuſsern Form mit jenen ei-<lb/>
nigermaſsen übereinkommen, weil das<lb/>
Feuer ſich wie eine einfache Pyramide, die<lb/>
Luft wie eine doppelte (?), das Waſſer wie<lb/>
ein Ikosaeder (?) etc. zeige, dem wäre al-<lb/>
les zu verzeihen, was er dem Pythagoras<lb/>
Unſinniges und Gespieltes vorwerfen möch-<lb/>
te. Es iſt gar kein Zweifel, daſs nicht<lb/>
auch die Materien der Form nach den ma-<lb/>
thematischen Figuren nachgebildet ſind,<lb/>
aber deswegen das Feuer Pyramide nen-<lb/>
nen, hieſse so viel als den Kreis darum<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Kreis</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[3/0021]
Es iſt das Höchſte was in einem Men-
schen der Gedanken erringen kann, daſs
Er die Gleichheit ahnte, reiſst aber zur
wahrhaft göttlichen Verehrung hin, wenn
man Ihn betrachtet, wie Er diese Gleich-
heit selbſt nachzuweisen unternommen.
Wer mag noch grübeln, woher es gekom-
men sein möge, daſs Ihn seine Schüler
als eine göttliche Person verehrten, daſs
ſie in heiligem Glauben der Welt zurie-
fen „Er hats gesagt”!
Wer aber endlich gar meinte, Pytha-
goras habe die mathematischen Figuren
darum mit den Materien verglichen, weil
diese in ihrer äuſsern Form mit jenen ei-
nigermaſsen übereinkommen, weil das
Feuer ſich wie eine einfache Pyramide, die
Luft wie eine doppelte (?), das Waſſer wie
ein Ikosaeder (?) etc. zeige, dem wäre al-
les zu verzeihen, was er dem Pythagoras
Unſinniges und Gespieltes vorwerfen möch-
te. Es iſt gar kein Zweifel, daſs nicht
auch die Materien der Form nach den ma-
thematischen Figuren nachgebildet ſind,
aber deswegen das Feuer Pyramide nen-
nen, hieſse so viel als den Kreis darum
Kreis
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/21>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.