Das Riechorgan der Fische kömmt uns wieder auf eine ganz eigne Art gestal- tet entgegen, wie wir es in keinem Thiere finden. Wie in den Insecten die Augen, so haben sich hier die Naslöcher verdop- pelt. Alle Schuppenfische haben in jedem Nasloche eine häutige, bewegliche Scheide- wand, mittels der sie zum Theil das Loch verschliessen, nur der Aal und der Schleim- fisch sollen nach Scarpa eine Ausnahme machen, wofür aber die Naslöcher einen langen Tubulum bilden, doch wünschte ich diesen Bau ex professo untersucht zu wis- sen. Die Knorpelfische haben, die runden wie die platten, einen wahren beweglichen Dekel vor den Naslöchern, da ihn die Schuppenfische eigentlich darinn haben. Sie können die Löcher immer verengern und erweitern, als wenn sie athmeten, da es doch ein blosses Auffangen der Electrici- tät ist; andere tragen sogar die Löcher auf beweglichen Stielen, die wahre Auslader vorstellen, der auffallendste Unterschied ist aber in der Lage der Löcher selbst, da sie bei den Schuppenfischen oben, bei den Knorpelfischen aber unten am Rüssel sich befinden, von dem ungeheuern Wechsel
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Das Riechorgan der Fiſche kömmt uns wieder auf eine ganz eigne Art geſtal- tet entgegen, wie wir es in keinem Thiere finden. Wie in den Inſecten die Augen, so haben sich hier die Naslöcher verdop- pelt. Alle Schuppenfiſche haben in jedem Nasloche eine häutige, bewegliche Scheide- wand, mittels der sie zum Theil das Loch verſchlieſsen, nur der Aal und der Schleim- fiſch sollen nach Scarpa eine Ausnahme machen, wofür aber die Naslöcher einen langen Tubulum bilden, doch wünſchte ich diesen Bau ex professo untersucht zu wis- sen. Die Knorpelfiſche haben, die runden wie die platten, einen wahren beweglichen Dekel vor den Naslöchern, da ihn die Schuppenfiſche eigentlich darinn haben. Sie können die Löcher immer verengern und erweitern, als wenn sie athmeten, da es doch ein bloſses Auffangen der Electrici- tät iſt; andere tragen sogar die Löcher auf beweglichen Stielen, die wahre Auslader vorſtellen, der auffallendſte Unterſchied iſt aber in der Lage der Löcher selbſt, da sie bei den Schuppenfiſchen oben, bei den Knorpelfiſchen aber unten am Rüſſel sich befinden, von dem ungeheuern Wechſel
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Das Riechorgan der Fiſche kömmt
uns wieder auf eine ganz eigne Art geſtal-
tet entgegen, wie wir es in keinem Thiere
finden. Wie in den Inſecten die Augen,
so haben sich hier die Naslöcher verdop-
pelt. Alle Schuppenfiſche haben in jedem
Nasloche eine häutige, bewegliche Scheide-
wand, mittels der sie zum Theil das Loch
verſchlieſsen, nur der Aal und der Schleim-
fiſch sollen nach Scarpa eine Ausnahme
machen, wofür aber die Naslöcher einen
langen Tubulum bilden, doch wünſchte ich
diesen Bau ex professo untersucht zu wis-
sen. Die Knorpelfiſche haben, die runden
wie die platten, einen wahren beweglichen
Dekel vor den Naslöchern, da ihn die
Schuppenfiſche eigentlich darinn haben. Sie
können die Löcher immer verengern und
erweitern, als wenn sie athmeten, da es
doch ein bloſses Auffangen der Electrici-
tät iſt; andere tragen sogar die Löcher auf
beweglichen Stielen, die wahre Auslader
vorſtellen, der auffallendſte Unterſchied iſt
aber in der Lage der Löcher selbſt, da sie
bei den Schuppenfiſchen oben, bei den
Knorpelfiſchen aber unten am Rüſſel sich
befinden, von dem ungeheuern Wechſel
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/185>, abgerufen am 16.02.2025.
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