Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ohr, Julie: Die Studentin der Gegenwart. München-Gern, 1909.

Bild:
<< vorherige Seite

der Beamten und Entscheidung wichtiger Angelegen-
heiten durch die Generalversammlung, sowie die Verant-
wortlichkeit der Beamten an diese. Ferner sucht die Freie
Studentenschaft an allgemeiner Bildung zu bieten, was
möglich ist. So entstehen die wissenschaftlichen Abtei-
lungen, wo sich alle Fakultäten mischen, die Abteilungen
für Kunst und Sport, die Arbeiterunterrichtskurse, wo
der Student selber in den Elementarfächern unterrichtet;
Führungen durch Museen, Fabriken und staatliche Einrich-
tungen. Ueberall der Hinweis und die Anknüpfung an das
moderne Leben. Darauf, daß die Freie Studentenschaft
die Gegner des Duells durch Ehren- und Schiedsgerichte
schützt, daß in ihr die Jdee studentischer Selbstverwal-
tung entstanden ist, kann hier nur kurz hingewiesen werden.


VII.

Mitten in den modernen Strömungen der Stu-
dentenschaft nimmt nun die akademische Frau eine son-
derbare Stellung ein. Wie schon früher erwähnt, hätte
man denken können, daß sie mit großer Energie überall
da mitarbeiten würde, wo sie für ihre Entwicklung eine För-
derung zu sehen glaubt. Das ist nicht der Fall. Gründe
dafür sind bereits genannt worden.

Der eigentliche Träger der akademischen Frauenbewe-
gung sind die Studentinnenvereine. Sie zu charakteri-
sieren ist nicht einfach. Wenn wir ihren historischen Gang
verfolgen, so sehen wir sie aus der Notwendigkeit des Zu-
sammenschlusses und der gegenseitigen Unterstützung ent-
stehen. Als die Frauen um die Zulassung zur Uni-
versität kämpften, rechtlos und nur durch Vergünstigung
der Professoren Vorlesungen besuchten, als noch die stu-
dentischen Unternehmungen sie ausschlossen, da war eine
Zentralisation der Studentinnen notwendig und berechtigt.

der Beamten und Entscheidung wichtiger Angelegen-
heiten durch die Generalversammlung, sowie die Verant-
wortlichkeit der Beamten an diese. Ferner sucht die Freie
Studentenschaft an allgemeiner Bildung zu bieten, was
möglich ist. So entstehen die wissenschaftlichen Abtei-
lungen, wo sich alle Fakultäten mischen, die Abteilungen
für Kunst und Sport, die Arbeiterunterrichtskurse, wo
der Student selber in den Elementarfächern unterrichtet;
Führungen durch Museen, Fabriken und staatliche Einrich-
tungen. Ueberall der Hinweis und die Anknüpfung an das
moderne Leben. Darauf, daß die Freie Studentenschaft
die Gegner des Duells durch Ehren- und Schiedsgerichte
schützt, daß in ihr die Jdee studentischer Selbstverwal-
tung entstanden ist, kann hier nur kurz hingewiesen werden.


VII.

Mitten in den modernen Strömungen der Stu-
dentenschaft nimmt nun die akademische Frau eine son-
derbare Stellung ein. Wie schon früher erwähnt, hätte
man denken können, daß sie mit großer Energie überall
da mitarbeiten würde, wo sie für ihre Entwicklung eine För-
derung zu sehen glaubt. Das ist nicht der Fall. Gründe
dafür sind bereits genannt worden.

Der eigentliche Träger der akademischen Frauenbewe-
gung sind die Studentinnenvereine. Sie zu charakteri-
sieren ist nicht einfach. Wenn wir ihren historischen Gang
verfolgen, so sehen wir sie aus der Notwendigkeit des Zu-
sammenschlusses und der gegenseitigen Unterstützung ent-
stehen. Als die Frauen um die Zulassung zur Uni-
versität kämpften, rechtlos und nur durch Vergünstigung
der Professoren Vorlesungen besuchten, als noch die stu-
dentischen Unternehmungen sie ausschlossen, da war eine
Zentralisation der Studentinnen notwendig und berechtigt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="31"/>
der Beamten und Entscheidung wichtiger                     Angelegen-<lb/>
heiten durch die Generalversammlung, sowie die Verant-<lb/>
wortlichkeit der Beamten an diese. Ferner sucht die Freie<lb/>
Studentenschaft                     an allgemeiner Bildung zu bieten, was<lb/>
möglich ist. So entstehen die                     wissenschaftlichen Abtei-<lb/>
lungen, wo sich alle Fakultäten mischen, die                     Abteilungen<lb/>
für Kunst und Sport, die Arbeiterunterrichtskurse, wo<lb/>
der                     Student selber in den Elementarfächern unterrichtet;<lb/>
Führungen durch                     Museen, Fabriken und staatliche Einrich-<lb/>
tungen. Ueberall der Hinweis und                     die Anknüpfung an das<lb/>
moderne Leben. Darauf, daß die Freie                     Studentenschaft<lb/>
die Gegner des Duells durch Ehren- und Schiedsgerichte<lb/>
schützt, daß in ihr die Jdee studentischer Selbstverwal-<lb/>
tung entstanden                     ist, kann hier nur kurz hingewiesen werden.</p><lb/>
      </div>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">VII</hi>.</head><lb/>
        <p>Mitten in den modernen Strömungen der Stu-<lb/>
dentenschaft nimmt nun die                     akademische Frau eine son-<lb/>
derbare Stellung ein. Wie schon früher erwähnt,                     hätte<lb/>
man denken können, daß sie mit großer Energie überall<lb/>
da                     mitarbeiten würde, wo sie für ihre Entwicklung eine För-<lb/>
derung zu sehen                     glaubt. Das ist nicht der Fall. Gründe<lb/>
dafür sind bereits genannt                     worden.</p><lb/>
        <p>Der eigentliche Träger der akademischen Frauenbewe-<lb/>
gung sind die                     Studentinnenvereine. Sie zu charakteri-<lb/>
sieren ist nicht einfach. Wenn wir                     ihren historischen Gang<lb/>
verfolgen, so sehen wir sie aus der Notwendigkeit                     des Zu-<lb/>
sammenschlusses und der gegenseitigen Unterstützung ent-<lb/>
stehen. Als die Frauen um die Zulassung zur Uni-<lb/>
versität kämpften,                     rechtlos und nur durch Vergünstigung<lb/>
der Professoren Vorlesungen besuchten,                     als noch die stu-<lb/>
dentischen Unternehmungen sie ausschlossen, da war                     eine<lb/>
Zentralisation der Studentinnen notwendig und berechtigt.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0030] der Beamten und Entscheidung wichtiger Angelegen- heiten durch die Generalversammlung, sowie die Verant- wortlichkeit der Beamten an diese. Ferner sucht die Freie Studentenschaft an allgemeiner Bildung zu bieten, was möglich ist. So entstehen die wissenschaftlichen Abtei- lungen, wo sich alle Fakultäten mischen, die Abteilungen für Kunst und Sport, die Arbeiterunterrichtskurse, wo der Student selber in den Elementarfächern unterrichtet; Führungen durch Museen, Fabriken und staatliche Einrich- tungen. Ueberall der Hinweis und die Anknüpfung an das moderne Leben. Darauf, daß die Freie Studentenschaft die Gegner des Duells durch Ehren- und Schiedsgerichte schützt, daß in ihr die Jdee studentischer Selbstverwal- tung entstanden ist, kann hier nur kurz hingewiesen werden. VII. Mitten in den modernen Strömungen der Stu- dentenschaft nimmt nun die akademische Frau eine son- derbare Stellung ein. Wie schon früher erwähnt, hätte man denken können, daß sie mit großer Energie überall da mitarbeiten würde, wo sie für ihre Entwicklung eine För- derung zu sehen glaubt. Das ist nicht der Fall. Gründe dafür sind bereits genannt worden. Der eigentliche Träger der akademischen Frauenbewe- gung sind die Studentinnenvereine. Sie zu charakteri- sieren ist nicht einfach. Wenn wir ihren historischen Gang verfolgen, so sehen wir sie aus der Notwendigkeit des Zu- sammenschlusses und der gegenseitigen Unterstützung ent- stehen. Als die Frauen um die Zulassung zur Uni- versität kämpften, rechtlos und nur durch Vergünstigung der Professoren Vorlesungen besuchten, als noch die stu- dentischen Unternehmungen sie ausschlossen, da war eine Zentralisation der Studentinnen notwendig und berechtigt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Frauenstudium, betreut von Andreas Neumann und Anna Pfundt, FSU Jena und JLU Gießen : Bereitstellung der Texttranskription. (2022-08-08T09:56:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Dennis Dietrich: Bearbeitung der digitalen Edition. (2022-08-08T09:56:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ohr_studentin_1909
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ohr_studentin_1909/30
Zitationshilfe: Ohr, Julie: Die Studentin der Gegenwart. München-Gern, 1909, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ohr_studentin_1909/30>, abgerufen am 28.03.2024.