Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434Predigerstelle in der Charite' antrat, büßten einige sechzig Wollüstlinge die Schuld ihrer bösen Lust, fast eben so viel Jünglinge und Männer, als Mädchen und Weiber." "Jch ging zuerst zu dem Frauenzimmer. Scheußlich und grauenvoll war hier der Anblick. Junge Mädchen, auf deren Gesichte nur noch unkenntliche Spuren ehemaliger Munterkeit durchschimmerten, aufgeschwollene Gesichter von unnatürlicher Röthe, aus welchen die erstorbenen Augen einen matten Schein von sich warfen, bleiche Lippen, welke herabhängende Brüste mit Warzen und Ausschlag bewachsen, Eiter im Munde und ein -- den ganzen Körper des gesunden Besuchers mit kaltem Schauder und Entsetzen erfüllender Geruch, eine unverständliche häßliche Sprache und ein Schnarren, das die Nerven durchdringt -- das alles strömte mir auf einmal entgegen." "Jch ging in ein ander Zimmer, und hier boten sich mir noch schreckenvollere Auftritte dar. Jch fand nicht bloß ehelose Mädchen und Witwen, sondern auch Ehefrauen, die ihren Männern ungetreu geworden waren. Eben waren einige am Halse und an andern Theilen des Leibes geschnitten. Neben ihren Betten lagen die Messer, die man zu ihrer Rettung gebraucht hatte." Predigerstelle in der Charite’ antrat, büßten einige sechzig Wollüstlinge die Schuld ihrer bösen Lust, fast eben so viel Jünglinge und Männer, als Mädchen und Weiber.“ „Jch ging zuerst zu dem Frauenzimmer. Scheußlich und grauenvoll war hier der Anblick. Junge Mädchen, auf deren Gesichte nur noch unkenntliche Spuren ehemaliger Munterkeit durchschimmerten, aufgeschwollene Gesichter von unnatürlicher Röthe, aus welchen die erstorbenen Augen einen matten Schein von sich warfen, bleiche Lippen, welke herabhängende Brüste mit Warzen und Ausschlag bewachsen, Eiter im Munde und ein — den ganzen Körper des gesunden Besuchers mit kaltem Schauder und Entsetzen erfüllender Geruch, eine unverständliche häßliche Sprache und ein Schnarren, das die Nerven durchdringt — das alles strömte mir auf einmal entgegen.“ „Jch ging in ein ander Zimmer, und hier boten sich mir noch schreckenvollere Auftritte dar. Jch fand nicht bloß ehelose Mädchen und Witwen, sondern auch Ehefrauen, die ihren Männern ungetreu geworden waren. Eben waren einige am Halse und an andern Theilen des Leibes geschnitten. Neben ihren Betten lagen die Messer, die man zu ihrer Rettung gebraucht hatte.“ <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div> <div n="1"> <p><pb facs="#f0131" n="423"/> Predigerstelle in der Charite’ antrat, büßten einige sechzig Wollüstlinge die Schuld ihrer bösen Lust, fast eben so viel Jünglinge und Männer, als Mädchen und Weiber.“</p> <p>„Jch ging zuerst zu dem Frauenzimmer. Scheußlich und grauenvoll war hier der Anblick. Junge Mädchen, auf deren Gesichte nur noch unkenntliche Spuren ehemaliger Munterkeit durchschimmerten, aufgeschwollene Gesichter von unnatürlicher Röthe, aus welchen die erstorbenen Augen einen matten Schein von sich warfen, bleiche Lippen, welke herabhängende Brüste mit Warzen und Ausschlag bewachsen, Eiter im Munde und ein — den ganzen Körper des gesunden Besuchers mit kaltem Schauder und Entsetzen erfüllender Geruch, eine unverständliche häßliche Sprache und ein Schnarren, das die Nerven durchdringt — das alles strömte mir auf einmal entgegen.“</p> <p>„Jch ging in ein ander Zimmer, und hier boten sich mir noch schreckenvollere Auftritte dar. Jch fand nicht bloß ehelose Mädchen und Witwen, sondern auch Ehefrauen, die ihren Männern ungetreu geworden waren. Eben waren einige am Halse und an andern Theilen des Leibes geschnitten. Neben ihren Betten lagen die Messer, die man zu ihrer Rettung gebraucht hatte.“</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [423/0131]
Predigerstelle in der Charite’ antrat, büßten einige sechzig Wollüstlinge die Schuld ihrer bösen Lust, fast eben so viel Jünglinge und Männer, als Mädchen und Weiber.“
„Jch ging zuerst zu dem Frauenzimmer. Scheußlich und grauenvoll war hier der Anblick. Junge Mädchen, auf deren Gesichte nur noch unkenntliche Spuren ehemaliger Munterkeit durchschimmerten, aufgeschwollene Gesichter von unnatürlicher Röthe, aus welchen die erstorbenen Augen einen matten Schein von sich warfen, bleiche Lippen, welke herabhängende Brüste mit Warzen und Ausschlag bewachsen, Eiter im Munde und ein — den ganzen Körper des gesunden Besuchers mit kaltem Schauder und Entsetzen erfüllender Geruch, eine unverständliche häßliche Sprache und ein Schnarren, das die Nerven durchdringt — das alles strömte mir auf einmal entgegen.“
„Jch ging in ein ander Zimmer, und hier boten sich mir noch schreckenvollere Auftritte dar. Jch fand nicht bloß ehelose Mädchen und Witwen, sondern auch Ehefrauen, die ihren Männern ungetreu geworden waren. Eben waren einige am Halse und an andern Theilen des Leibes geschnitten. Neben ihren Betten lagen die Messer, die man zu ihrer Rettung gebraucht hatte.“
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