Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.einreißenden Laster der Selbstschwächung zu steuern, mich auffordert. - Ein Knabe ward meiner Aufsicht anvertraut; ein Kind vom besten Naturel. Bald mußte ich auf die Spur kommen, daß er der schändlichen Selbstbefleckung ergeben war. Nun konnte ich mirs entziefern, warum er am Leibe so schwach und am Geiste mehrentheils bloßer Gedankenschlummer war. Er gestand, wie folget: Es hätten ihm seine Eltern unverwehrt gelassen, einen kleinen Hund, der ihm sehr lieb gewesen wäre, des Nachts mit in sein Bett zu nehmen. Dieses auf solche Weise neben ihm schlafende Thier hätte die Gewohnheit, die den meisten eigen ist, gehabt, den Körper eines neben ihm liegenden Menschen zu belecken. Das Thier habe einst sogar des Knaben Schaamtheile beleckt, und das habe ihm einen Kitzel verursacht. Die Empfindung davon habe ihm so wohlgefallen, daß er sie zu verstärken gesucht habe, und so wäre er in dies Laster verfallen. - Diese mir merkwürdig scheinende traurige Aussage lege ich Jhnen hiemit vor, weil Dieselben im Stande sind, einen gemeinnützigen Gebrauch davon zu machen, um ähnlichen schandbaren Fällen und bejammernswerthem Elende vorzubeugen." einreißenden Laster der Selbstschwächung zu steuern, mich auffordert. – Ein Knabe ward meiner Aufsicht anvertraut; ein Kind vom besten Naturel. Bald mußte ich auf die Spur kommen, daß er der schändlichen Selbstbefleckung ergeben war. Nun konnte ich mirs entziefern, warum er am Leibe so schwach und am Geiste mehrentheils bloßer Gedankenschlummer war. Er gestand, wie folget: Es hätten ihm seine Eltern unverwehrt gelassen, einen kleinen Hund, der ihm sehr lieb gewesen wäre, des Nachts mit in sein Bett zu nehmen. Dieses auf solche Weise neben ihm schlafende Thier hätte die Gewohnheit, die den meisten eigen ist, gehabt, den Körper eines neben ihm liegenden Menschen zu belecken. Das Thier habe einst sogar des Knaben Schaamtheile beleckt, und das habe ihm einen Kitzel verursacht. Die Empfindung davon habe ihm so wohlgefallen, daß er sie zu verstärken gesucht habe, und so wäre er in dies Laster verfallen. – Diese mir merkwürdig scheinende traurige Aussage lege ich Jhnen hiemit vor, weil Dieselben im Stande sind, einen gemeinnützigen Gebrauch davon zu machen, um ähnlichen schandbaren Fällen und bejammernswerthem Elende vorzubeugen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0094" n="95"/> einreißenden Laster der Selbstschwächung zu steuern, mich auffordert. – Ein Knabe ward meiner Aufsicht anvertraut; ein Kind vom besten Naturel. Bald mußte ich auf die Spur kommen, daß er der schändlichen Selbstbefleckung ergeben war. Nun konnte ich mirs entziefern, warum er am Leibe so schwach und am Geiste mehrentheils bloßer Gedankenschlummer war. Er gestand, wie folget: Es hätten ihm seine Eltern unverwehrt gelassen, einen kleinen Hund, der ihm sehr lieb gewesen wäre, des Nachts mit in sein Bett zu nehmen. Dieses auf solche Weise neben ihm schlafende Thier hätte die Gewohnheit, die den meisten eigen ist, gehabt, den Körper eines neben ihm liegenden Menschen zu belecken. Das Thier habe einst sogar des Knaben Schaamtheile beleckt, und das habe ihm einen Kitzel verursacht. Die Empfindung davon habe ihm so wohlgefallen, daß er sie zu verstärken gesucht habe, und so wäre er in dies Laster verfallen. – Diese mir merkwürdig scheinende traurige Aussage lege ich Jhnen hiemit vor, weil Dieselben im Stande sind, einen gemeinnützigen Gebrauch davon zu machen, um ähnlichen schandbaren Fällen und bejammernswerthem Elende vorzubeugen.“</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0094]
einreißenden Laster der Selbstschwächung zu steuern, mich auffordert. – Ein Knabe ward meiner Aufsicht anvertraut; ein Kind vom besten Naturel. Bald mußte ich auf die Spur kommen, daß er der schändlichen Selbstbefleckung ergeben war. Nun konnte ich mirs entziefern, warum er am Leibe so schwach und am Geiste mehrentheils bloßer Gedankenschlummer war. Er gestand, wie folget: Es hätten ihm seine Eltern unverwehrt gelassen, einen kleinen Hund, der ihm sehr lieb gewesen wäre, des Nachts mit in sein Bett zu nehmen. Dieses auf solche Weise neben ihm schlafende Thier hätte die Gewohnheit, die den meisten eigen ist, gehabt, den Körper eines neben ihm liegenden Menschen zu belecken. Das Thier habe einst sogar des Knaben Schaamtheile beleckt, und das habe ihm einen Kitzel verursacht. Die Empfindung davon habe ihm so wohlgefallen, daß er sie zu verstärken gesucht habe, und so wäre er in dies Laster verfallen. – Diese mir merkwürdig scheinende traurige Aussage lege ich Jhnen hiemit vor, weil Dieselben im Stande sind, einen gemeinnützigen Gebrauch davon zu machen, um ähnlichen schandbaren Fällen und bejammernswerthem Elende vorzubeugen.“
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