Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

wollen, wo die rechte gebraucht werden sollte. Mit welchem Recht, läßt sich nicht einsehen. Es ist eine große Unvollkommenheit, daß ein Glied so vorsetzlich zurückgesetzt wird.

Auf frische reine Luft in den Kinderstuben wird auch zu wenig gesehn. Ammen behagt die Gemächlichkeit, in die sie hineintreten, so sehr, daß sie sich eben nicht viele Mühe machen werden, die Kinder in die freie Luft zu führen, und aus ihrem Stande bringen sie auch nicht viele Begriffe von Reinlichkeit im Hause mit. Daher verrathen sich die Kinderstuben so leicht durch einen eckelhaften Geruch, der unstreitig der Gesundheit sehr schädlich ist. Es ist auch nicht möglich, daß Kinder in einem eingeschlossenen Zimmer so viele Gelegenheit und Lust haben können, sich zu bewegen und ihren Körper stark und behende zu machen.

Das Schleppen am Gängelbande hat auch selten den Nutzen, den es haben soll, und oft den Schaden, daß Kinder einen fehlerhaften Gang annehmen. Man wird finden, daß sie fast alle eine überhängende Richtung des Körpers erhalten. Weit besser, man führe sie an der Hand, oder lasse sie auf ebener Erde allein gehen. Dadurch bekommen sie Festigkeit und Sicherheit. Ein Fall

wollen, wo die rechte gebraucht werden sollte. Mit welchem Recht, läßt sich nicht einsehen. Es ist eine große Unvollkommenheit, daß ein Glied so vorsetzlich zurückgesetzt wird.

Auf frische reine Luft in den Kinderstuben wird auch zu wenig gesehn. Ammen behagt die Gemächlichkeit, in die sie hineintreten, so sehr, daß sie sich eben nicht viele Mühe machen werden, die Kinder in die freie Luft zu führen, und aus ihrem Stande bringen sie auch nicht viele Begriffe von Reinlichkeit im Hause mit. Daher verrathen sich die Kinderstuben so leicht durch einen eckelhaften Geruch, der unstreitig der Gesundheit sehr schädlich ist. Es ist auch nicht möglich, daß Kinder in einem eingeschlossenen Zimmer so viele Gelegenheit und Lust haben können, sich zu bewegen und ihren Körper stark und behende zu machen.

Das Schleppen am Gängelbande hat auch selten den Nutzen, den es haben soll, und oft den Schaden, daß Kinder einen fehlerhaften Gang annehmen. Man wird finden, daß sie fast alle eine überhängende Richtung des Körpers erhalten. Weit besser, man führe sie an der Hand, oder lasse sie auf ebener Erde allein gehen. Dadurch bekommen sie Festigkeit und Sicherheit. Ein Fall

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0062" n="63"/>
wollen, wo die rechte gebraucht werden sollte. Mit welchem Recht, läßt sich nicht einsehen. Es ist eine große Unvollkommenheit, daß ein Glied so vorsetzlich zurückgesetzt wird.</p>
          <p>Auf frische reine Luft in den Kinderstuben wird auch zu wenig gesehn. Ammen behagt die Gemächlichkeit, in die sie hineintreten, so sehr, daß sie sich eben nicht viele Mühe machen werden, die Kinder in die freie Luft zu führen, und aus ihrem Stande bringen sie auch nicht viele Begriffe von Reinlichkeit im Hause mit. Daher verrathen sich die Kinderstuben so leicht durch einen eckelhaften Geruch, der unstreitig der Gesundheit sehr schädlich ist. Es ist auch nicht möglich, daß Kinder in einem eingeschlossenen Zimmer so viele Gelegenheit und Lust haben können, sich zu bewegen und ihren Körper stark und behende zu machen.</p>
          <p>Das Schleppen am Gängelbande hat auch selten den Nutzen, den es haben soll, und oft den Schaden, daß Kinder einen fehlerhaften Gang annehmen. Man wird finden, daß sie fast alle eine überhängende Richtung des Körpers erhalten. Weit besser, man führe sie an der Hand, oder lasse sie auf ebener Erde allein gehen. Dadurch bekommen sie Festigkeit und Sicherheit. Ein Fall
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0062] wollen, wo die rechte gebraucht werden sollte. Mit welchem Recht, läßt sich nicht einsehen. Es ist eine große Unvollkommenheit, daß ein Glied so vorsetzlich zurückgesetzt wird. Auf frische reine Luft in den Kinderstuben wird auch zu wenig gesehn. Ammen behagt die Gemächlichkeit, in die sie hineintreten, so sehr, daß sie sich eben nicht viele Mühe machen werden, die Kinder in die freie Luft zu führen, und aus ihrem Stande bringen sie auch nicht viele Begriffe von Reinlichkeit im Hause mit. Daher verrathen sich die Kinderstuben so leicht durch einen eckelhaften Geruch, der unstreitig der Gesundheit sehr schädlich ist. Es ist auch nicht möglich, daß Kinder in einem eingeschlossenen Zimmer so viele Gelegenheit und Lust haben können, sich zu bewegen und ihren Körper stark und behende zu machen. Das Schleppen am Gängelbande hat auch selten den Nutzen, den es haben soll, und oft den Schaden, daß Kinder einen fehlerhaften Gang annehmen. Man wird finden, daß sie fast alle eine überhängende Richtung des Körpers erhalten. Weit besser, man führe sie an der Hand, oder lasse sie auf ebener Erde allein gehen. Dadurch bekommen sie Festigkeit und Sicherheit. Ein Fall

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-05T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-05T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Bindestriche werden nicht als =, sondern als - transkribiert.
  • Das Anführungszeichen „ wird am Ende eines Zitats als “ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/62
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/62>, abgerufen am 01.05.2024.