Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

was es sey, erfuhr man nicht, bis es zu spät war, den Arm wieder zu recht zu bringen. Die Fugen waren verwachsen; und das Kind kann nun den rechten Arm nicht gebrauchen. Und wieviel geschieht hier überall nicht, das nie bekannt wird.*)

Zu den fehlerhaften Gewohnheiten bei der frühen Behandlung der Kinder gehört auch das viele stundenlange Tragen auf dem Arm, welches gar nicht die Lage ist, in der ein Kind, das jede Minute in seiner Ausbildung um etwas fortrückt, lange erhalten werden muß. Man legt sich, um die kleine Last sich zu erleichtern, immer etwas zurück und drückt die Kinder zu fest an sich. Sie haben auch hier wieder nicht den freien Gebrauch ihrer Glieder. Weil sie meistens auf dem rechten Arm getragen werden, so ist ihnen auch nur der rechte Arm völlig frei. Der linke ist im Bedruck. Daher wird jener auch um so viel früher stark und geübt und dieser bleibt zurück. Ja man macht es nachher sogar den Kindern zum Verbrechen, wenn sie die linke Hand gebrauchen

*) Man erinnere sich unter andern der schauderhaften Beobachtung, die ich im zweiten Bande der Allgemeinen Revision Seite 133 u. folg. bekannt gemacht habe. Campe.

was es sey, erfuhr man nicht, bis es zu spät war, den Arm wieder zu recht zu bringen. Die Fugen waren verwachsen; und das Kind kann nun den rechten Arm nicht gebrauchen. Und wieviel geschieht hier überall nicht, das nie bekannt wird.*)

Zu den fehlerhaften Gewohnheiten bei der frühen Behandlung der Kinder gehört auch das viele stundenlange Tragen auf dem Arm, welches gar nicht die Lage ist, in der ein Kind, das jede Minute in seiner Ausbildung um etwas fortrückt, lange erhalten werden muß. Man legt sich, um die kleine Last sich zu erleichtern, immer etwas zurück und drückt die Kinder zu fest an sich. Sie haben auch hier wieder nicht den freien Gebrauch ihrer Glieder. Weil sie meistens auf dem rechten Arm getragen werden, so ist ihnen auch nur der rechte Arm völlig frei. Der linke ist im Bedruck. Daher wird jener auch um so viel früher stark und geübt und dieser bleibt zurück. Ja man macht es nachher sogar den Kindern zum Verbrechen, wenn sie die linke Hand gebrauchen

*) Man erinnere sich unter andern der schauderhaften Beobachtung, die ich im zweiten Bande der Allgemeinen Revision Seite 133 u. folg. bekannt gemacht habe. Campe.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="62"/>
was es sey, erfuhr man nicht, bis es zu spät war, den Arm wieder zu recht zu bringen. Die Fugen waren verwachsen; und das Kind kann nun den rechten Arm nicht gebrauchen. Und wieviel geschieht hier überall nicht, das nie bekannt wird.<note place="foot" n="*)">Man erinnere sich unter andern der schauderhaften Beobachtung, die ich im zweiten Bande der Allgemeinen Revision Seite 133 u. folg. bekannt gemacht habe. <p rendition="#right">Campe.</p></note></p>
          <p>Zu den fehlerhaften Gewohnheiten bei der frühen Behandlung der Kinder gehört auch das viele stundenlange Tragen auf dem Arm, welches gar nicht die Lage ist, in der ein Kind, das jede Minute in seiner Ausbildung um etwas fortrückt, lange erhalten werden muß. Man legt sich, um die kleine Last sich zu erleichtern, immer etwas zurück und drückt die Kinder zu fest an sich. Sie haben auch hier wieder nicht den freien Gebrauch ihrer Glieder. Weil sie meistens auf dem rechten Arm getragen werden, so ist ihnen auch nur der rechte Arm völlig frei. Der linke ist im Bedruck. Daher wird jener auch um so viel früher stark und geübt und dieser bleibt zurück. Ja man macht es nachher sogar den Kindern zum Verbrechen, wenn sie die linke Hand gebrauchen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0061] was es sey, erfuhr man nicht, bis es zu spät war, den Arm wieder zu recht zu bringen. Die Fugen waren verwachsen; und das Kind kann nun den rechten Arm nicht gebrauchen. Und wieviel geschieht hier überall nicht, das nie bekannt wird. *) Zu den fehlerhaften Gewohnheiten bei der frühen Behandlung der Kinder gehört auch das viele stundenlange Tragen auf dem Arm, welches gar nicht die Lage ist, in der ein Kind, das jede Minute in seiner Ausbildung um etwas fortrückt, lange erhalten werden muß. Man legt sich, um die kleine Last sich zu erleichtern, immer etwas zurück und drückt die Kinder zu fest an sich. Sie haben auch hier wieder nicht den freien Gebrauch ihrer Glieder. Weil sie meistens auf dem rechten Arm getragen werden, so ist ihnen auch nur der rechte Arm völlig frei. Der linke ist im Bedruck. Daher wird jener auch um so viel früher stark und geübt und dieser bleibt zurück. Ja man macht es nachher sogar den Kindern zum Verbrechen, wenn sie die linke Hand gebrauchen *) Man erinnere sich unter andern der schauderhaften Beobachtung, die ich im zweiten Bande der Allgemeinen Revision Seite 133 u. folg. bekannt gemacht habe. Campe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-05T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-05T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Bindestriche werden nicht als =, sondern als - transkribiert.
  • Das Anführungszeichen „ wird am Ende eines Zitats als “ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/61
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/61>, abgerufen am 01.05.2024.