Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.dem doch wol kein Mensch, es müßte der ruchloseste seyn, lügen wird - ich fand davon die erste Nachricht in der Berliner Monatsschrift, wo Jhre Preisaufgabe angezeigt wird.*) O könnte ich Jhnen die Empfindungen herschreiben, die ich bei Lesung dessen fühlte! - Jch wollte erst gar nicht glauben, daß es das wäre, was ich begangen. Jch wollte mich genauer erkundigen; scheute mich aber vor dem Verdachte; weiß es also auch jetzt noch nicht recht gewiß - Nun sehe ich die Quelle, woher jetzt bei mir die Schwäche des Gedächtnisses, die Schwäche des Gesichts und die große Mattigkeit kommt, die ich besonders nach dem Essen empfinde, da ich doch in allem beständig die größte Diät beobachte. Sonst habe ich aber bis jetzt noch nichts bemerkt. - Jch bitte Sie also, so wie nur ein verführtes Kind seinen Vater bitten kann, retten Sie mich, wenn ich noch zu retten bin! Schlagen Sie mir ein Mittel vor, durch welches ich wieder hergestellt werden kann. Hier traue ich niemandem die *) Und doch sollte es nicht gut seyn, öffentlich zu warnen? Campe.
dem doch wol kein Mensch, es müßte der ruchloseste seyn, lügen wird – ich fand davon die erste Nachricht in der Berliner Monatsschrift, wo Jhre Preisaufgabe angezeigt wird.*) O könnte ich Jhnen die Empfindungen herschreiben, die ich bei Lesung dessen fühlte! – Jch wollte erst gar nicht glauben, daß es das wäre, was ich begangen. Jch wollte mich genauer erkundigen; scheute mich aber vor dem Verdachte; weiß es also auch jetzt noch nicht recht gewiß – Nun sehe ich die Quelle, woher jetzt bei mir die Schwäche des Gedächtnisses, die Schwäche des Gesichts und die große Mattigkeit kommt, die ich besonders nach dem Essen empfinde, da ich doch in allem beständig die größte Diät beobachte. Sonst habe ich aber bis jetzt noch nichts bemerkt. – Jch bitte Sie also, so wie nur ein verführtes Kind seinen Vater bitten kann, retten Sie mich, wenn ich noch zu retten bin! Schlagen Sie mir ein Mittel vor, durch welches ich wieder hergestellt werden kann. Hier traue ich niemandem die *) Und doch sollte es nicht gut seyn, öffentlich zu warnen? Campe.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0046" n="47"/> dem doch wol kein Mensch, es müßte der ruchloseste seyn, lügen wird – ich fand davon die erste Nachricht in der Berliner Monatsschrift, wo Jhre Preisaufgabe angezeigt wird.<note place="foot" n="*)">Und doch sollte es nicht gut seyn, öffentlich zu warnen? <p rendition="#right">Campe.</p></note> O könnte ich Jhnen die Empfindungen herschreiben, die ich bei Lesung dessen fühlte! – Jch wollte erst gar nicht glauben, daß es das wäre, was ich begangen. Jch wollte mich genauer erkundigen; scheute mich aber vor dem Verdachte; weiß es also auch jetzt noch nicht recht gewiß – Nun sehe ich die Quelle, woher jetzt bei mir die Schwäche des Gedächtnisses, die Schwäche des Gesichts und die große Mattigkeit kommt, die ich besonders nach dem Essen empfinde, da ich doch in allem beständig die größte Diät beobachte. Sonst habe ich aber bis jetzt noch nichts bemerkt. – Jch bitte Sie also, so wie nur ein verführtes Kind seinen Vater bitten kann, retten Sie mich, wenn ich noch zu retten bin! Schlagen Sie mir ein Mittel vor, durch welches ich wieder hergestellt werden kann. Hier traue ich niemandem die </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0046]
dem doch wol kein Mensch, es müßte der ruchloseste seyn, lügen wird – ich fand davon die erste Nachricht in der Berliner Monatsschrift, wo Jhre Preisaufgabe angezeigt wird. *) O könnte ich Jhnen die Empfindungen herschreiben, die ich bei Lesung dessen fühlte! – Jch wollte erst gar nicht glauben, daß es das wäre, was ich begangen. Jch wollte mich genauer erkundigen; scheute mich aber vor dem Verdachte; weiß es also auch jetzt noch nicht recht gewiß – Nun sehe ich die Quelle, woher jetzt bei mir die Schwäche des Gedächtnisses, die Schwäche des Gesichts und die große Mattigkeit kommt, die ich besonders nach dem Essen empfinde, da ich doch in allem beständig die größte Diät beobachte. Sonst habe ich aber bis jetzt noch nichts bemerkt. – Jch bitte Sie also, so wie nur ein verführtes Kind seinen Vater bitten kann, retten Sie mich, wenn ich noch zu retten bin! Schlagen Sie mir ein Mittel vor, durch welches ich wieder hergestellt werden kann. Hier traue ich niemandem die
*) Und doch sollte es nicht gut seyn, öffentlich zu warnen? Campe.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/46 |
Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/46>, abgerufen am 21.07.2024. |