Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.venerischen Seuche befallen und beide mal noch leidlich davon gekommen. Er hielt dies also eben für kein großes Uebel und setzte seine Lebensart auf Akademien fort. Er verfiel zum drittenmahl in diese Krankheit, aber nun war er so geschwächt, und das Gift wütete so grimmig in ihm, daß er unterliegen muste. Er brachte ein Jahr unter Qualen und Verwünschungen im Hospital zu; rafte dann seine letzten Kräfte zusammen, um zu den Seinigen zu reisen. Diese zogen alle die Hand von ihm ab, und er muste noch zwei schreckliche Jahre als Siecher in der Fremde herumbetteln, ehe ihn der Tod erlösen wollte. Er war von guter Familie und hatte Aussichten auf Amt, Ehre und Vermögen. 4) Ein junger Edelknabe trieb das Laster der Selbstschwächung. Er war von Kindheit an schwach und kränklich gewesen, daher achtete man auf sein Aeußeres nicht viel. Er wurde aber endlich bettlägerig und hatte während dieser Zeit eine bösartige Gonorrhoe. Arzenei und Abgewöhnung von seiner Sünde befreieten ihn endlich davon, aber er blieb ein verkümmerter schwacher Mensch. Er ging aus dem Lande, weil jeder sein Verbrechen wuste und er sich schämte. Er wird sein Leiden nicht überleben. venerischen Seuche befallen und beide mal noch leidlich davon gekommen. Er hielt dies also eben für kein großes Uebel und setzte seine Lebensart auf Akademien fort. Er verfiel zum drittenmahl in diese Krankheit, aber nun war er so geschwächt, und das Gift wütete so grimmig in ihm, daß er unterliegen muste. Er brachte ein Jahr unter Qualen und Verwünschungen im Hospital zu; rafte dann seine letzten Kräfte zusammen, um zu den Seinigen zu reisen. Diese zogen alle die Hand von ihm ab, und er muste noch zwei schreckliche Jahre als Siecher in der Fremde herumbetteln, ehe ihn der Tod erlösen wollte. Er war von guter Familie und hatte Aussichten auf Amt, Ehre und Vermögen. 4) Ein junger Edelknabe trieb das Laster der Selbstschwächung. Er war von Kindheit an schwach und kränklich gewesen, daher achtete man auf sein Aeußeres nicht viel. Er wurde aber endlich bettlägerig und hatte während dieser Zeit eine bösartige Gonorrhoe. Arzenei und Abgewöhnung von seiner Sünde befreieten ihn endlich davon, aber er blieb ein verkümmerter schwacher Mensch. Er ging aus dem Lande, weil jeder sein Verbrechen wuste und er sich schämte. Er wird sein Leiden nicht überleben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" n="34"/> venerischen Seuche befallen und beide mal noch leidlich davon gekommen. Er hielt dies also eben für kein großes Uebel und setzte seine Lebensart auf Akademien fort. Er verfiel zum drittenmahl in diese Krankheit, aber nun war er so geschwächt, und das Gift wütete so grimmig in ihm, daß er unterliegen muste. Er brachte ein Jahr unter Qualen und Verwünschungen im Hospital zu; rafte dann seine letzten Kräfte zusammen, um zu den Seinigen zu reisen. Diese zogen alle die Hand von ihm ab, und er muste noch zwei schreckliche Jahre als Siecher in der Fremde herumbetteln, ehe ihn der Tod erlösen wollte. Er war von guter Familie und hatte Aussichten auf Amt, Ehre und Vermögen.</p> <p>4) Ein junger Edelknabe trieb das Laster der Selbstschwächung. Er war von Kindheit an schwach und kränklich gewesen, daher achtete man auf sein Aeußeres nicht viel. Er wurde aber endlich bettlägerig und hatte während dieser Zeit eine bösartige Gonorrhoe. Arzenei und Abgewöhnung von seiner Sünde befreieten ihn endlich davon, aber er blieb ein verkümmerter schwacher Mensch. Er ging aus dem Lande, weil jeder sein Verbrechen wuste und er sich schämte. Er wird sein Leiden nicht überleben.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0033]
venerischen Seuche befallen und beide mal noch leidlich davon gekommen. Er hielt dies also eben für kein großes Uebel und setzte seine Lebensart auf Akademien fort. Er verfiel zum drittenmahl in diese Krankheit, aber nun war er so geschwächt, und das Gift wütete so grimmig in ihm, daß er unterliegen muste. Er brachte ein Jahr unter Qualen und Verwünschungen im Hospital zu; rafte dann seine letzten Kräfte zusammen, um zu den Seinigen zu reisen. Diese zogen alle die Hand von ihm ab, und er muste noch zwei schreckliche Jahre als Siecher in der Fremde herumbetteln, ehe ihn der Tod erlösen wollte. Er war von guter Familie und hatte Aussichten auf Amt, Ehre und Vermögen.
4) Ein junger Edelknabe trieb das Laster der Selbstschwächung. Er war von Kindheit an schwach und kränklich gewesen, daher achtete man auf sein Aeußeres nicht viel. Er wurde aber endlich bettlägerig und hatte während dieser Zeit eine bösartige Gonorrhoe. Arzenei und Abgewöhnung von seiner Sünde befreieten ihn endlich davon, aber er blieb ein verkümmerter schwacher Mensch. Er ging aus dem Lande, weil jeder sein Verbrechen wuste und er sich schämte. Er wird sein Leiden nicht überleben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |