Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.Selbstgefühl, Beifall des Himmels und der Erde, und ein überreicher Schatz kostbarer Heilmittel menschlicher Schwachheiten erwarten eurer, wenn keine Schwierigkeit euch abschrecken, kein Mislingen euch muthlos machen und kein Anblick der nach halben Jahren oft noch großen Ferne des Ziels euch im Laufe aufhalten können!" "Die Verfahrungsart, durch welche es mir endlich gelang meiner Phantasie - die mächtigste Widersacherin bei der Entwöhnung von jenem Laster - zu bestreiten, beruht auf zweien ganz einfachen Grundsätzen, denen ich aber mit ängstlicher Sorgfalt treu war, und, wie ich bald sahe, treu sein mußte, wenn ich nicht ganz für die lange Weile arbeiten wollte. Es sind folgende: I. "Gieb der Leidenschaft, oder - welches in gewisser Hinsicht dasselbe ist - der Phantasie keine neue Nahrung, keine Gelegenheit angeregt zu werden. Dazu gehören folgende Unterregeln: a) Vermeide, bis du Herr deiner Triebe geworden bist, jede Vertraulichkeit mit Frauenzimmern, besonders jede körperliche Be- Selbstgefühl, Beifall des Himmels und der Erde, und ein überreicher Schatz kostbarer Heilmittel menschlicher Schwachheiten erwarten eurer, wenn keine Schwierigkeit euch abschrecken, kein Mislingen euch muthlos machen und kein Anblick der nach halben Jahren oft noch großen Ferne des Ziels euch im Laufe aufhalten können!“ „Die Verfahrungsart, durch welche es mir endlich gelang meiner Phantasie – die mächtigste Widersacherin bei der Entwöhnung von jenem Laster – zu bestreiten, beruht auf zweien ganz einfachen Grundsätzen, denen ich aber mit ängstlicher Sorgfalt treu war, und, wie ich bald sahe, treu sein mußte, wenn ich nicht ganz für die lange Weile arbeiten wollte. Es sind folgende: I. „Gieb der Leidenschaft, oder – welches in gewisser Hinsicht dasselbe ist – der Phantasie keine neue Nahrung, keine Gelegenheit angeregt zu werden. Dazu gehören folgende Unterregeln: a) Vermeide, bis du Herr deiner Triebe geworden bist, jede Vertraulichkeit mit Frauenzimmern, besonders jede körperliche Be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0213" n="214"/> Selbstgefühl, Beifall des Himmels und der Erde, und ein überreicher Schatz kostbarer Heilmittel menschlicher Schwachheiten erwarten eurer, wenn keine Schwierigkeit euch abschrecken, kein Mislingen euch muthlos machen und kein Anblick der nach halben Jahren oft noch großen Ferne des Ziels euch im Laufe aufhalten können!“</p> <p>„Die Verfahrungsart, durch welche es mir endlich gelang meiner Phantasie – die mächtigste Widersacherin bei der Entwöhnung von jenem Laster – zu bestreiten, beruht auf zweien ganz einfachen Grundsätzen, denen ich aber mit ängstlicher Sorgfalt treu war, und, wie ich bald sahe, treu sein mußte, wenn ich nicht ganz für die lange Weile arbeiten wollte. Es sind folgende:</p> <p>I. „Gieb der Leidenschaft, oder – welches in gewisser Hinsicht dasselbe ist – der Phantasie keine neue Nahrung, keine Gelegenheit angeregt zu werden. Dazu gehören folgende Unterregeln:</p> <p> <hi rendition="#et">a) Vermeide, bis du Herr deiner Triebe geworden bist, jede Vertraulichkeit mit Frauenzimmern, besonders jede körperliche Be- </hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0213]
Selbstgefühl, Beifall des Himmels und der Erde, und ein überreicher Schatz kostbarer Heilmittel menschlicher Schwachheiten erwarten eurer, wenn keine Schwierigkeit euch abschrecken, kein Mislingen euch muthlos machen und kein Anblick der nach halben Jahren oft noch großen Ferne des Ziels euch im Laufe aufhalten können!“
„Die Verfahrungsart, durch welche es mir endlich gelang meiner Phantasie – die mächtigste Widersacherin bei der Entwöhnung von jenem Laster – zu bestreiten, beruht auf zweien ganz einfachen Grundsätzen, denen ich aber mit ängstlicher Sorgfalt treu war, und, wie ich bald sahe, treu sein mußte, wenn ich nicht ganz für die lange Weile arbeiten wollte. Es sind folgende:
I. „Gieb der Leidenschaft, oder – welches in gewisser Hinsicht dasselbe ist – der Phantasie keine neue Nahrung, keine Gelegenheit angeregt zu werden. Dazu gehören folgende Unterregeln:
a) Vermeide, bis du Herr deiner Triebe geworden bist, jede Vertraulichkeit mit Frauenzimmern, besonders jede körperliche Be-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |