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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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13. Man entferne auch von der Jugend alle Anblicke, die auf die Jmagination nachtheilig würken.

Kupfer, Gemälde, Statüen, die Naktheit darstellen,*) besonders wenn der Ausdruck verführerischer Reize die Absicht des Künstlers dabei war. Auch sey man vorsichtig in der Behandlung kleiner Kinder, wenn mehrere Geschwi-

gen, den eine überrumpelte Schaamhaftigkeit verursachen könnte."
Es scheint mir in dieser Bemerkung etwas Wahres zu liegen, welches die Prüfung mehrerer denkender Köpfe verdient. Deswegen habe ich sie hierhergesetzt. Campe.
*) Daß man auch der Jugend nach einiger Vorbereitung solche Anblicke unschädlich machen könne, weiß ich aus Erfahrung. Jch hatte einen Knaben; der einstmals zugegen war, als man sich bemühte, ein ertrunkenes Dienstmädchen zum Leben zu bringen. Er sah das Mädchen nackt auf der Bank liegen und weil dies einmal geschehen war, so nahmen wir diesen Gegenstand zu einer kurzen Unterhaltung vor. Nach einiger Zeit gerieth ich mit ihm auf ein Zimmer, das nebst anderen Gemälden auch mit badenden Dianen und schlafenden Venussen behängt war. Jch konnte bei der sorgfältigsten Beobachtung nicht merken, daß sie seine Aufmerksamkeit besonders erregten. Der Knabe war 12 Jahre alt.

13. Man entferne auch von der Jugend alle Anblicke, die auf die Jmagination nachtheilig würken.

Kupfer, Gemälde, Statüen, die Naktheit darstellen,*) besonders wenn der Ausdruck verführerischer Reize die Absicht des Künstlers dabei war. Auch sey man vorsichtig in der Behandlung kleiner Kinder, wenn mehrere Geschwi-

gen, den eine überrumpelte Schaamhaftigkeit verursachen könnte.“
Es scheint mir in dieser Bemerkung etwas Wahres zu liegen, welches die Prüfung mehrerer denkender Köpfe verdient. Deswegen habe ich sie hierhergesetzt. Campe.
*) Daß man auch der Jugend nach einiger Vorbereitung solche Anblicke unschädlich machen könne, weiß ich aus Erfahrung. Jch hatte einen Knaben; der einstmals zugegen war, als man sich bemühte, ein ertrunkenes Dienstmädchen zum Leben zu bringen. Er sah das Mädchen nackt auf der Bank liegen und weil dies einmal geschehen war, so nahmen wir diesen Gegenstand zu einer kurzen Unterhaltung vor. Nach einiger Zeit gerieth ich mit ihm auf ein Zimmer, das nebst anderen Gemälden auch mit badenden Dianen und schlafenden Venussen behängt war. Jch konnte bei der sorgfältigsten Beobachtung nicht merken, daß sie seine Aufmerksamkeit besonders erregten. Der Knabe war 12 Jahre alt.
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[149/0148] 13. Man entferne auch von der Jugend alle Anblicke, die auf die Jmagination nachtheilig würken. Kupfer, Gemälde, Statüen, die Naktheit darstellen, *) besonders wenn der Ausdruck verführerischer Reize die Absicht des Künstlers dabei war. Auch sey man vorsichtig in der Behandlung kleiner Kinder, wenn mehrere Geschwi- *) *) Daß man auch der Jugend nach einiger Vorbereitung solche Anblicke unschädlich machen könne, weiß ich aus Erfahrung. Jch hatte einen Knaben; der einstmals zugegen war, als man sich bemühte, ein ertrunkenes Dienstmädchen zum Leben zu bringen. Er sah das Mädchen nackt auf der Bank liegen und weil dies einmal geschehen war, so nahmen wir diesen Gegenstand zu einer kurzen Unterhaltung vor. Nach einiger Zeit gerieth ich mit ihm auf ein Zimmer, das nebst anderen Gemälden auch mit badenden Dianen und schlafenden Venussen behängt war. Jch konnte bei der sorgfältigsten Beobachtung nicht merken, daß sie seine Aufmerksamkeit besonders erregten. Der Knabe war 12 Jahre alt. *) gen, den eine überrumpelte Schaamhaftigkeit verursachen könnte.“ Es scheint mir in dieser Bemerkung etwas Wahres zu liegen, welches die Prüfung mehrerer denkender Köpfe verdient. Deswegen habe ich sie hierhergesetzt. Campe.

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/148>, abgerufen am 22.11.2024.