Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.weiß ich weder das eine, noch das andre gewiß. Wenn ich auch nun zugebe, daß es in diesem Fall leichter sey, sich von einem Schuldigen als Unschuldigen zu überzeugen, so muß ein anderer doch auch zugeben, daß hier nur gewöhnlich der äußerste Grad des Lasters sichtbar ist, und daß es bei weitem mehrere Fälle giebt, als je bekannt werden. Jch will auch nur zehn gegen dreißig setzen, so kommt immer der vierte Theil heraus. Jch bin gewiß, daß jeder, der sich um die Lage der Menschheit je bekümmert hat, gestehen wird, daß dies noch zu wenig gerechnet sey. Aber wie beträchtlich ist denn doch schon dieser Theil! Die beinahe in allen Zeitungsblättern Aerzten und Quacksalbern angepriesenen Heilmittel wider die schändlichen Krankheiten, die aus der Unkeuschheit entstehn, und die würklich ergiebige Nahrungsquelle, die solche darin finden, ist ein Beweis für die Allgemeinheit dieses Lasters, der sehr in die Augen fallend ist. Unsere Universitäten und Schulen haben Beispiele in Menge aufzuweisen, wie dies Uebel um sich greift. So viele bittere Klagen sind darüber geführt worden. Auch mir sind einige Beispiele bekannt, die ich nahher mittheilen will. weiß ich weder das eine, noch das andre gewiß. Wenn ich auch nun zugebe, daß es in diesem Fall leichter sey, sich von einem Schuldigen als Unschuldigen zu überzeugen, so muß ein anderer doch auch zugeben, daß hier nur gewöhnlich der äußerste Grad des Lasters sichtbar ist, und daß es bei weitem mehrere Fälle giebt, als je bekannt werden. Jch will auch nur zehn gegen dreißig setzen, so kommt immer der vierte Theil heraus. Jch bin gewiß, daß jeder, der sich um die Lage der Menschheit je bekümmert hat, gestehen wird, daß dies noch zu wenig gerechnet sey. Aber wie beträchtlich ist denn doch schon dieser Theil! Die beinahe in allen Zeitungsblättern Aerzten und Quacksalbern angepriesenen Heilmittel wider die schändlichen Krankheiten, die aus der Unkeuschheit entstehn, und die würklich ergiebige Nahrungsquelle, die solche darin finden, ist ein Beweis für die Allgemeinheit dieses Lasters, der sehr in die Augen fallend ist. Unsere Universitäten und Schulen haben Beispiele in Menge aufzuweisen, wie dies Uebel um sich greift. So viele bittere Klagen sind darüber geführt worden. Auch mir sind einige Beispiele bekannt, die ich nahher mittheilen will. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0014" n="15"/> weiß ich weder das eine, noch das andre gewiß. Wenn ich auch nun zugebe, daß es in diesem Fall leichter sey, sich von einem Schuldigen als Unschuldigen zu überzeugen, so muß ein anderer doch auch zugeben, daß hier nur gewöhnlich der äußerste Grad des Lasters sichtbar ist, und daß es bei weitem mehrere Fälle giebt, als je bekannt werden. Jch will auch nur zehn gegen dreißig setzen, so kommt immer der vierte Theil heraus. Jch bin gewiß, daß jeder, der sich um die Lage der Menschheit je bekümmert hat, gestehen wird, daß dies noch zu wenig gerechnet sey. Aber wie beträchtlich ist denn doch schon dieser Theil!</p> <p>Die beinahe in allen Zeitungsblättern Aerzten und Quacksalbern angepriesenen Heilmittel wider die schändlichen Krankheiten, die aus der Unkeuschheit entstehn, und die würklich ergiebige Nahrungsquelle, die solche darin finden, ist ein Beweis für die Allgemeinheit dieses Lasters, der sehr in die Augen fallend ist. Unsere Universitäten und Schulen haben Beispiele in Menge aufzuweisen, wie dies Uebel um sich greift. So viele bittere Klagen sind darüber geführt worden. Auch mir sind einige Beispiele bekannt, die ich nahher mittheilen will.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0014]
weiß ich weder das eine, noch das andre gewiß. Wenn ich auch nun zugebe, daß es in diesem Fall leichter sey, sich von einem Schuldigen als Unschuldigen zu überzeugen, so muß ein anderer doch auch zugeben, daß hier nur gewöhnlich der äußerste Grad des Lasters sichtbar ist, und daß es bei weitem mehrere Fälle giebt, als je bekannt werden. Jch will auch nur zehn gegen dreißig setzen, so kommt immer der vierte Theil heraus. Jch bin gewiß, daß jeder, der sich um die Lage der Menschheit je bekümmert hat, gestehen wird, daß dies noch zu wenig gerechnet sey. Aber wie beträchtlich ist denn doch schon dieser Theil!
Die beinahe in allen Zeitungsblättern Aerzten und Quacksalbern angepriesenen Heilmittel wider die schändlichen Krankheiten, die aus der Unkeuschheit entstehn, und die würklich ergiebige Nahrungsquelle, die solche darin finden, ist ein Beweis für die Allgemeinheit dieses Lasters, der sehr in die Augen fallend ist. Unsere Universitäten und Schulen haben Beispiele in Menge aufzuweisen, wie dies Uebel um sich greift. So viele bittere Klagen sind darüber geführt worden. Auch mir sind einige Beispiele bekannt, die ich nahher mittheilen will.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |