Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.damit niemand glaube, es sey in diesen Schilderungen etwas übertrieben und dann, damit ich mich auch selbst beruhige, nichts gesagt zu haben, was ich nicht beweisen kann. Jch will statt dessen lieber meine in der würklichen Welt gemachten Erfahrungen, so simpel sie übrigens seyn mögen, mittheilen. Die Beispiele, die mir bekannt sind, haben vielleicht nicht viel Auffallendes; sie sind aber doch wahr. Jn einem Zeitraume von acht Jahren sind mir dreizehn Beispiele von Menschen vorgekommen, die durch Unkeuschheit unglücklich geworden waren. Wenn ich bedenke, daß ich in keinen weitläuftigen Verbindungen gestanden, noch weniger Gelegenheit gehabt habe, mit vielen Menschen so genau bekannt zu werden, daß ich über sehr verdeckte Fehler urtheilen konnte, so scheint mir dies viel zu seyn. Jch erinnere mich in dieser Zeit kaum Eines Spielers oder eines Säufers, oder irgend eines andern Lasterhaften, dessen Fehler doch mehr in die Augen fallend sind. Ziehe ich von der Zahl meiner Bekanntschaften diese dreizehn ab, so bleiben keine dreißig nach, von deren Unschuld und Reinigkeit der Sitten ich mich aus eben so hinlänglichen Gründen habe überzeugen können. Von der übrigen Menge damit niemand glaube, es sey in diesen Schilderungen etwas übertrieben und dann, damit ich mich auch selbst beruhige, nichts gesagt zu haben, was ich nicht beweisen kann. Jch will statt dessen lieber meine in der würklichen Welt gemachten Erfahrungen, so simpel sie übrigens seyn mögen, mittheilen. Die Beispiele, die mir bekannt sind, haben vielleicht nicht viel Auffallendes; sie sind aber doch wahr. Jn einem Zeitraume von acht Jahren sind mir dreizehn Beispiele von Menschen vorgekommen, die durch Unkeuschheit unglücklich geworden waren. Wenn ich bedenke, daß ich in keinen weitläuftigen Verbindungen gestanden, noch weniger Gelegenheit gehabt habe, mit vielen Menschen so genau bekannt zu werden, daß ich über sehr verdeckte Fehler urtheilen konnte, so scheint mir dies viel zu seyn. Jch erinnere mich in dieser Zeit kaum Eines Spielers oder eines Säufers, oder irgend eines andern Lasterhaften, dessen Fehler doch mehr in die Augen fallend sind. Ziehe ich von der Zahl meiner Bekanntschaften diese dreizehn ab, so bleiben keine dreißig nach, von deren Unschuld und Reinigkeit der Sitten ich mich aus eben so hinlänglichen Gründen habe überzeugen können. Von der übrigen Menge <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0013" n="14"/> damit niemand glaube, es sey in diesen Schilderungen etwas übertrieben und dann, damit ich mich auch selbst beruhige, nichts gesagt zu haben, was ich nicht beweisen kann. Jch will statt dessen lieber meine in der würklichen Welt gemachten Erfahrungen, so simpel sie übrigens seyn mögen, mittheilen. Die Beispiele, die mir bekannt sind, haben vielleicht nicht viel Auffallendes; sie sind aber doch wahr.</p> <p>Jn einem Zeitraume von acht Jahren sind mir dreizehn Beispiele von Menschen vorgekommen, die durch Unkeuschheit unglücklich geworden waren. Wenn ich bedenke, daß ich in keinen weitläuftigen Verbindungen gestanden, noch weniger Gelegenheit gehabt habe, mit vielen Menschen so genau bekannt zu werden, daß ich über sehr verdeckte Fehler urtheilen konnte, so scheint mir dies viel zu seyn. Jch erinnere mich in dieser Zeit kaum Eines Spielers oder eines Säufers, oder irgend eines andern Lasterhaften, dessen Fehler doch mehr in die Augen fallend sind. Ziehe ich von der Zahl meiner Bekanntschaften diese dreizehn ab, so bleiben keine dreißig nach, von deren Unschuld und Reinigkeit der Sitten ich mich aus eben so hinlänglichen Gründen habe überzeugen können. Von der übrigen Menge </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0013]
damit niemand glaube, es sey in diesen Schilderungen etwas übertrieben und dann, damit ich mich auch selbst beruhige, nichts gesagt zu haben, was ich nicht beweisen kann. Jch will statt dessen lieber meine in der würklichen Welt gemachten Erfahrungen, so simpel sie übrigens seyn mögen, mittheilen. Die Beispiele, die mir bekannt sind, haben vielleicht nicht viel Auffallendes; sie sind aber doch wahr.
Jn einem Zeitraume von acht Jahren sind mir dreizehn Beispiele von Menschen vorgekommen, die durch Unkeuschheit unglücklich geworden waren. Wenn ich bedenke, daß ich in keinen weitläuftigen Verbindungen gestanden, noch weniger Gelegenheit gehabt habe, mit vielen Menschen so genau bekannt zu werden, daß ich über sehr verdeckte Fehler urtheilen konnte, so scheint mir dies viel zu seyn. Jch erinnere mich in dieser Zeit kaum Eines Spielers oder eines Säufers, oder irgend eines andern Lasterhaften, dessen Fehler doch mehr in die Augen fallend sind. Ziehe ich von der Zahl meiner Bekanntschaften diese dreizehn ab, so bleiben keine dreißig nach, von deren Unschuld und Reinigkeit der Sitten ich mich aus eben so hinlänglichen Gründen habe überzeugen können. Von der übrigen Menge
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/13>, abgerufen am 16.02.2025. |