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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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oder in der Kirche war, oder einer Predigt im Hause, die vorgelesen wurde, zuhörte. Sie konnte das Laster so unbemerkt üben, daß in der zahlreichsten Gesellschaft selten jemand etwas gewahr werden konnte. Hier war nun freilich nicht die Langeweile in der Kirche, oder beim Nähen, oder Vorlesen die erste veranlaßende Ursache, aber doch eine Gelegenheit zur öfteren Wiederholung der That.

Ein junger Mensch H. der mein akademischer Freund war und in den Jahren seines Studentenlebens noch mit Versuchungen zur Selbstschändung zu kämpfen hatte, versicherte mich, daß er in den ersten Jahren diese Sünde nirgends, als in der Kirche, wohin er mit seinen Eltern alle Sonntage durchaus gehen mußte, getrieben hätte. Er hätte auch da das Laster angefangen, weil er sich nicht erinnerte, es sonst wo anders geübt zu haben, ob er sich gleich auf das erste Mal nicht besinnen könnte. Das weitere aus der Geschichte dieses Menschen folgt unten.*)

2. Können wir umgekehrt als allgemein festsetzen, daß jede Berührung der Geschlechts-

*) Auch mir ist ein Beispiel eines jungen Wollüstlings bekannt geworden, der den Gräuel der Selbstschändung häufig in der Kirche trieb. Campe.

oder in der Kirche war, oder einer Predigt im Hause, die vorgelesen wurde, zuhörte. Sie konnte das Laster so unbemerkt üben, daß in der zahlreichsten Gesellschaft selten jemand etwas gewahr werden konnte. Hier war nun freilich nicht die Langeweile in der Kirche, oder beim Nähen, oder Vorlesen die erste veranlaßende Ursache, aber doch eine Gelegenheit zur öfteren Wiederholung der That.

Ein junger Mensch H. der mein akademischer Freund war und in den Jahren seines Studentenlebens noch mit Versuchungen zur Selbstschändung zu kämpfen hatte, versicherte mich, daß er in den ersten Jahren diese Sünde nirgends, als in der Kirche, wohin er mit seinen Eltern alle Sonntage durchaus gehen mußte, getrieben hätte. Er hätte auch da das Laster angefangen, weil er sich nicht erinnerte, es sonst wo anders geübt zu haben, ob er sich gleich auf das erste Mal nicht besinnen könnte. Das weitere aus der Geschichte dieses Menschen folgt unten.*)

2. Können wir umgekehrt als allgemein festsetzen, daß jede Berührung der Geschlechts-

*) Auch mir ist ein Beispiel eines jungen Wollüstlings bekannt geworden, der den Gräuel der Selbstschändung häufig in der Kirche trieb. Campe.
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[104/0103] oder in der Kirche war, oder einer Predigt im Hause, die vorgelesen wurde, zuhörte. Sie konnte das Laster so unbemerkt üben, daß in der zahlreichsten Gesellschaft selten jemand etwas gewahr werden konnte. Hier war nun freilich nicht die Langeweile in der Kirche, oder beim Nähen, oder Vorlesen die erste veranlaßende Ursache, aber doch eine Gelegenheit zur öfteren Wiederholung der That. Ein junger Mensch H. der mein akademischer Freund war und in den Jahren seines Studentenlebens noch mit Versuchungen zur Selbstschändung zu kämpfen hatte, versicherte mich, daß er in den ersten Jahren diese Sünde nirgends, als in der Kirche, wohin er mit seinen Eltern alle Sonntage durchaus gehen mußte, getrieben hätte. Er hätte auch da das Laster angefangen, weil er sich nicht erinnerte, es sonst wo anders geübt zu haben, ob er sich gleich auf das erste Mal nicht besinnen könnte. Das weitere aus der Geschichte dieses Menschen folgt unten. *) 2. Können wir umgekehrt als allgemein festsetzen, daß jede Berührung der Geschlechts- *) Auch mir ist ein Beispiel eines jungen Wollüstlings bekannt geworden, der den Gräuel der Selbstschändung häufig in der Kirche trieb. Campe.

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/103>, abgerufen am 25.11.2024.