Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687.Von dem See-Hund/ und Meer-Kalb. DEr Seehund kan mit Fug also genennet werden/ maassen sein Kopff einem Hunds-Köpff gleichet/ jedoch breiter ist/ oben auß den Augbrauen/ und gegen der Schnautzen herab stehen spitzige lange Bürsten und Haare herauß: Die Zähne sind dreyeckig/ hart und sehr scharff/ an beyden Seiten Sägeweise zertheilet. Nase und Naselöcher sind wie am Hund; hat runde Augen/ deren Horn-Fell rund und hart/ und das Häutlein/ so die Crystalline Feuchtigkeit umbfasset/ ist dünner als Spinnewebe: Ihre Grösse vergleichet sich mit einem Englischen Docken/ und ist vierfüssig/ daher ihn Aristoteles mit unter die vierfüssige Thiere gezählet: Dann/ wie Rondeletius, welcher ihn mit seinen Augen gesehen / bezeuget/ so hat er zwo kurtze Vorderpfoten/ fast ohne Ellnbogen/ deren Vordertheil hat etlicher massen die Gleichheit einer Menschenhand/ bestehet in vielen Sehn-Adern/ doch ist das vorderste End nur mit Haut bedecket/ hat fünff längliche unterschiedene Finger/ daran spitzige Nägel/ die Hinterpfoten sind länger/ hangen bey den Arsbacken herab/ am Ende mit einem Gliedt/ welches sich biegen lässet/ versehen/ nach Arth der Floßfedern/ am Ende sind 4. oder 5. Striemen/ welche sothane Floßfedern durchlauffen/ und außwendig mit scharffen außstehenden Stacheln versehen/ und an statt der Zähen dienen/ damit können sie sehr schnell schwimmen; Sie sind mit einer harten/ schwartz- und aschefarben Haut bedecket/ welche sehr zähe kurtz haarig/ glatt und gläntzend ist/ am Bauch hat er einige kleine weisse Flecken: Andre schreiben / daß er/ wie das Tygerthier/ gelb mit schwartzen Flecken/ jedoch etwas kleiner gesprenckelt sey. Ferner so ist dieser Thiere Kopff/ nach proportion des Leibes / klein/ der Halß lang/ welchen sie nach ihrem Belieben außstrecken oder einziehen können/ der Unterkinnbacken ist des Wolffes seinem/ und nebst der Arßbacken den gemeinen Kälbern gleich/ die Öffnung des Mauls ist mittelmässiger Grösse/ die Augenlieder und Oberlefftzen sind mit schwartz und weissen Haaren besetzet: Die Augen/ wie Homerus sagt/ funckeln/ und verändern sich dann und wann/ eben wie Hyaena, in tausenderley Farben: Haben keine Ohren / sondern enge Ohrenlöcher/ wie auch das Meerkalb/ welches dem Seehund in vielen Stücken gleichet/ maassen sie beyder seits eine breite Brust/ und von vier Fleischmawen zusammen gefügte Schulter-Blätter haben: Die Männlein ha- Von dem See-Hund/ und Meer-Kalb. DEr Seehund kan mit Fug also genennet werden/ maassen sein Kopff einem Hunds-Köpff gleichet/ jedoch breiter ist/ oben auß den Augbrauen/ und gegen der Schnautzen herab stehen spitzige lange Bürsten und Haare herauß: Die Zähne sind dreyeckig/ hart und sehr scharff/ an beyden Seiten Sägeweise zertheilet. Nase und Naselöcher sind wie am Hund; hat runde Augen/ deren Horn-Fell rund und hart/ und das Häutlein/ so die Crystalline Feuchtigkeit umbfasset/ ist dünner als Spinnewebe: Ihre Grösse vergleichet sich mit einem Englischen Docken/ und ist vierfüssig/ daher ihn Aristoteles mit unter die vierfüssige Thiere gezählet: Dann/ wie Rondeletius, welcher ihn mit seinen Augen gesehen / bezeuget/ so hat er zwo kurtze Vorderpfoten/ fast ohne Ellnbogen/ deren Vordertheil hat etlicher massen die Gleichheit einer Menschenhand/ bestehet in vielen Sehn-Adern/ doch ist das vorderste End nur mit Haut bedecket/ hat fünff längliche unterschiedene Finger/ daran spitzige Nägel/ die Hinterpfoten sind länger/ hangen bey den Arsbacken herab/ am Ende mit einem Gliedt/ welches sich biegen lässet/ versehen/ nach Arth der Floßfedern/ am Ende sind 4. oder 5. Striemen/ welche sothane Floßfedern durchlauffen/ und außwendig mit scharffen außstehenden Stacheln versehen/ und an statt der Zähen dienen/ damit können sie sehr schnell schwimmen; Sie sind mit einer harten/ schwartz- und aschefarben Haut bedecket/ welche sehr zähe kurtz haarig/ glatt uñ gläntzend ist/ am Bauch hat er einige kleine weisse Flecken: Andre schreiben / daß er/ wie das Tygerthier/ gelb mit schwartzen Flecken/ jedoch etwas kleiner gesprenckelt sey. Ferner so ist dieser Thiere Kopff/ nach proportion des Leibes / klein/ der Halß lang/ welchen sie nach ihrem Belieben außstrecken oder einziehen köñen/ der Unterkinnbacken ist des Wolffes seinem/ und nebst der Arßbacken den gemeinen Kälbern gleich/ die Öffnung des Mauls ist mittelmässiger Grösse/ die Augenlieder und Oberlefftzen sind mit schwartz und weissen Haaren besetzet: Die Augen/ wie Homerus sagt/ funckeln/ und verändern sich dann und wann/ eben wie Hyaena, in tausenderley Farben: Haben keine Ohren / sondern enge Ohrenlöcher/ wie auch das Meerkalb/ welches dem Seehund in vielen Stücken gleichet/ maassen sie beyder seits eine breite Brust/ und von vier Fleischmawen zusam̃en gefügte Schulter-Blätter haben: Die Männlein ha- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0008" n="240"/> <head>Von dem See-Hund/ und Meer-Kalb.</head> <p>DEr Seehund kan mit Fug also genennet werden/ maassen sein Kopff einem Hunds-Köpff gleichet/ jedoch breiter ist/ oben auß den Augbrauen/ und gegen der Schnautzen herab stehen spitzige lange Bürsten und Haare herauß: Die Zähne sind dreyeckig/ hart und sehr scharff/ an beyden Seiten Sägeweise zertheilet. Nase und Naselöcher sind wie am Hund; hat runde Augen/ deren Horn-Fell rund und hart/ und das Häutlein/ so die Crystalline Feuchtigkeit umbfasset/ ist dünner als Spinnewebe: Ihre Grösse vergleichet sich mit einem Englischen Docken/ und ist vierfüssig/ daher ihn Aristoteles mit unter die vierfüssige Thiere gezählet: Dann/ wie Rondeletius, welcher ihn mit seinen Augen gesehen / bezeuget/ so hat er zwo kurtze Vorderpfoten/ fast ohne Ellnbogen/ deren Vordertheil hat etlicher massen die Gleichheit einer Menschenhand/ bestehet in vielen Sehn-Adern/ doch ist das vorderste End nur mit Haut bedecket/ hat fünff längliche unterschiedene Finger/ daran spitzige Nägel/ die Hinterpfoten sind länger/ hangen bey den Arsbacken herab/ am Ende mit einem Gliedt/ welches sich biegen lässet/ versehen/ nach Arth der Floßfedern/ am Ende sind 4. oder 5. Striemen/ welche sothane Floßfedern durchlauffen/ und außwendig mit scharffen außstehenden Stacheln versehen/ und an statt der Zähen dienen/ damit können sie sehr schnell schwimmen; Sie sind mit einer harten/ schwartz- und aschefarben Haut bedecket/ welche sehr zähe kurtz haarig/ glatt uñ gläntzend ist/ am Bauch hat er einige kleine weisse Flecken: Andre schreiben / daß er/ wie das Tygerthier/ gelb mit schwartzen Flecken/ jedoch etwas kleiner gesprenckelt sey. Ferner so ist dieser Thiere Kopff/ nach proportion des Leibes / klein/ der Halß lang/ welchen sie nach ihrem Belieben außstrecken oder einziehen köñen/ der Unterkinnbacken ist des Wolffes seinem/ und nebst der Arßbacken den gemeinen Kälbern gleich/ die Öffnung des Mauls ist mittelmässiger Grösse/ die Augenlieder und Oberlefftzen sind mit schwartz und weissen Haaren besetzet: Die Augen/ wie Homerus sagt/ funckeln/ und verändern sich dann und wann/ eben wie Hyaena, in tausenderley Farben: Haben keine Ohren / sondern enge Ohrenlöcher/ wie auch das Meerkalb/ welches dem Seehund in vielen Stücken gleichet/ maassen sie beyder seits eine breite Brust/ und von vier Fleischmawen zusam̃en gefügte Schulter-Blätter haben: Die Männlein ha- </p> </div> </body> </text> </TEI> [240/0008]
Von dem See-Hund/ und Meer-Kalb. DEr Seehund kan mit Fug also genennet werden/ maassen sein Kopff einem Hunds-Köpff gleichet/ jedoch breiter ist/ oben auß den Augbrauen/ und gegen der Schnautzen herab stehen spitzige lange Bürsten und Haare herauß: Die Zähne sind dreyeckig/ hart und sehr scharff/ an beyden Seiten Sägeweise zertheilet. Nase und Naselöcher sind wie am Hund; hat runde Augen/ deren Horn-Fell rund und hart/ und das Häutlein/ so die Crystalline Feuchtigkeit umbfasset/ ist dünner als Spinnewebe: Ihre Grösse vergleichet sich mit einem Englischen Docken/ und ist vierfüssig/ daher ihn Aristoteles mit unter die vierfüssige Thiere gezählet: Dann/ wie Rondeletius, welcher ihn mit seinen Augen gesehen / bezeuget/ so hat er zwo kurtze Vorderpfoten/ fast ohne Ellnbogen/ deren Vordertheil hat etlicher massen die Gleichheit einer Menschenhand/ bestehet in vielen Sehn-Adern/ doch ist das vorderste End nur mit Haut bedecket/ hat fünff längliche unterschiedene Finger/ daran spitzige Nägel/ die Hinterpfoten sind länger/ hangen bey den Arsbacken herab/ am Ende mit einem Gliedt/ welches sich biegen lässet/ versehen/ nach Arth der Floßfedern/ am Ende sind 4. oder 5. Striemen/ welche sothane Floßfedern durchlauffen/ und außwendig mit scharffen außstehenden Stacheln versehen/ und an statt der Zähen dienen/ damit können sie sehr schnell schwimmen; Sie sind mit einer harten/ schwartz- und aschefarben Haut bedecket/ welche sehr zähe kurtz haarig/ glatt uñ gläntzend ist/ am Bauch hat er einige kleine weisse Flecken: Andre schreiben / daß er/ wie das Tygerthier/ gelb mit schwartzen Flecken/ jedoch etwas kleiner gesprenckelt sey. Ferner so ist dieser Thiere Kopff/ nach proportion des Leibes / klein/ der Halß lang/ welchen sie nach ihrem Belieben außstrecken oder einziehen köñen/ der Unterkinnbacken ist des Wolffes seinem/ und nebst der Arßbacken den gemeinen Kälbern gleich/ die Öffnung des Mauls ist mittelmässiger Grösse/ die Augenlieder und Oberlefftzen sind mit schwartz und weissen Haaren besetzet: Die Augen/ wie Homerus sagt/ funckeln/ und verändern sich dann und wann/ eben wie Hyaena, in tausenderley Farben: Haben keine Ohren / sondern enge Ohrenlöcher/ wie auch das Meerkalb/ welches dem Seehund in vielen Stücken gleichet/ maassen sie beyder seits eine breite Brust/ und von vier Fleischmawen zusam̃en gefügte Schulter-Blätter haben: Die Männlein ha-
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