Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687.all an/ wo sie ichtwas blosses vernehmen/ welches die Wasser-Treter und Täucher offtmals mehr als gar zuwohl gewahr werden/ welche berichten/ daß sie sich in grosser Menge versamlen/ und mit grossem Ungestühm auff sie anfallen/ sie zu verschlingen: Weswegen sie dann ein mit scharffen Federn überall besetztes Kleidt anziehen/ wann sie dann ankommen/ und selbe nur anrühren/ weichen sie also fort zurücke. Imgleichen / wann man unverzagt auff sie zuschwimmet/ und ein Getöß machet/ dann sie fürchten sich eben so sehr vor den Menschen als diese sich vor ihnen entsetzen: Sie werden zahm gemacht/ und durch Zucht unterwiesen/ so daß sie mit ihrem Gesicht und Stimme ehemaln das Volck bey öffentlichen Schauspielen gegrüsset / und wann sie bey ihrem Nahmen geruffen worden/ mit einer ungeschickten und dunckeln Stimme geantwortet. Sie verlieben sich auch in die Menschen/ eben wie der Delphin oder Meerschwein: Vor Jahren ist ein Meerkalb gesehen worden / welches bey Nennung eines Christlichen Potentaten sich erhoben und auffgerichtet / bey Nennung aber deß Türcken stille blieb: Dieses Thier lebte auch/ ohne einige Furcht vor den Menschen/ in einem Kloster auff der Insul Lerin, so gar / daß es auch die Treppen auff und abstiege. Diese Thiere sind den Seehunden in vielen Stücken gleich/ nur allein das die hintersten Floßfedern breiter und kürtzer sind/ mit gleichmässigen Striemen/ wie mit Fingern durchzogen/ die Nägel und außstehende Spitzen auch kürtzer/ und der Leib hinten schmaler ist: Die Vorderfüsse oder Arme mit einem Ellnbogen/ und Schultern an den Seiten / sind nach Art der Landthiere geordnet/ die 5. Finger nicht zertheilet/ sonsten mit langen scharffen Nägeln versehen/ hat einen langen Halß/ eine breite Brust / welche mit dem Kopff die Gestalt des Landkalbes etlicher massen abbildet: Nahe an der Nasen erängen sich 2. runde Knöpffe/ auß welchen sich einige lange / spitzige und scharffe Federn oder Börsten hervor thun; Ihre Zunge ist/ gleich dem Meerköniglein gespalten: Im übrigen zeiget die Figur die Gleichheit deß einen mit dem andren/ worinnen sie auch an Haut wenig oder nicht voneinander unterschieden/ ihre Speise ist mehrentheils einerley; Man hält davor/ daß die Haut eines Meerkalbes vor Hagel und Blitz gut sein solle/ weßwegen Käyser Augustus allezeit eine bey sich geführet. Käyser Severus wolte deß Nachtes sich damit zudecken: Es haben diese Thiere grosse Liebe zu ihren Jungen: Danis hat / wie Philostratus meldet/ gesehen/ daß ein Meerkalb in einem Winckel ein Junges ge- all an/ wo sie ichtwas blosses vernehmen/ welches die Wasser-Treter und Täucher offtmals mehr als gar zuwohl gewahr werden/ welche berichten/ daß sie sich in grosser Menge versamlen/ und mit grossem Ungestühm auff sie anfallen/ sie zu verschlingen: Weswegen sie dann ein mit scharffen Federn überall besetztes Kleidt anziehen/ wann sie dann ankommen/ und selbe nur anrühren/ weichen sie also fort zurücke. Imgleichen / wann man unverzagt auff sie zuschwimmet/ und ein Getöß machet/ dann sie fürchten sich eben so sehr vor den Menschen als diese sich vor ihnen entsetzen: Sie werden zahm gemacht/ und durch Zucht unterwiesen/ so daß sie mit ihrem Gesicht und Stimme ehemaln das Volck bey öffentlichen Schauspielen gegrüsset / und wann sie bey ihrem Nahmen geruffen worden/ mit einer ungeschickten und dunckeln Stimme geantwortet. Sie verlieben sich auch in die Menschen/ eben wie der Delphin oder Meerschwein: Vor Jahren ist ein Meerkalb gesehen worden / welches bey Nennung eines Christlichen Potentaten sich erhoben und auffgerichtet / bey Nennung aber deß Türcken stille blieb: Dieses Thier lebte auch/ ohne einige Furcht vor den Menschen/ in einem Kloster auff der Insul Lerin, so gar / daß es auch die Treppen auff und abstiege. Diese Thiere sind den Seehunden in vielen Stücken gleich/ nur allein das die hintersten Floßfedern breiter und kürtzer sind/ mit gleichmässigen Striemen/ wie mit Fingern durchzogen/ die Nägel und außstehende Spitzen auch kürtzer/ und der Leib hinten schmaler ist: Die Vorderfüsse oder Arme mit einem Ellnbogen/ und Schultern an den Seiten / sind nach Art der Landthiere geordnet/ die 5. Finger nicht zertheilet/ sonsten mit langen scharffen Nägeln versehen/ hat einen langen Halß/ eine breite Brust / welche mit dem Kopff die Gestalt des Landkalbes etlicher massen abbildet: Nahe an der Nasen erängen sich 2. runde Knöpffe/ auß welchen sich einige lange / spitzige und scharffe Federn oder Börsten hervor thun; Ihre Zunge ist/ gleich dem Meerköniglein gespalten: Im übrigen zeiget die Figur die Gleichheit deß einen mit dem andren/ worinnen sie auch an Haut wenig oder nicht voneinander unterschieden/ ihre Speise ist mehrentheils einerley; Man hält davor/ daß die Haut eines Meerkalbes vor Hagel und Blitz gut sein solle/ weßwegen Käyser Augustus allezeit eine bey sich geführet. Käyser Severus wolte deß Nachtes sich damit zudecken: Es haben diese Thiere grosse Liebe zu ihren Jungen: Danis hat / wie Philostratus meldet/ gesehen/ daß ein Meerkalb in einem Winckel ein Junges ge- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0010" n="242"/> all an/ wo sie ichtwas blosses vernehmen/ welches die Wasser-Treter und Täucher offtmals mehr als gar zuwohl gewahr werden/ welche berichten/ daß sie sich in grosser Menge versamlen/ und mit grossem Ungestühm auff sie anfallen/ sie zu verschlingen: Weswegen sie dann ein mit scharffen Federn überall besetztes Kleidt anziehen/ wann sie dann ankommen/ und selbe nur anrühren/ weichen sie also fort zurücke. Imgleichen / wann man unverzagt auff sie zuschwimmet/ und ein Getöß machet/ dann sie fürchten sich eben so sehr vor den Menschen als diese sich vor ihnen entsetzen:</p> <p>Sie werden zahm gemacht/ und durch Zucht unterwiesen/ so daß sie mit ihrem Gesicht und Stimme ehemaln das Volck bey öffentlichen Schauspielen gegrüsset / und wann sie bey ihrem Nahmen geruffen worden/ mit einer ungeschickten und dunckeln Stimme geantwortet. Sie verlieben sich auch in die Menschen/ eben wie der Delphin oder Meerschwein: Vor Jahren ist ein Meerkalb gesehen worden / welches bey Nennung eines Christlichen Potentaten sich erhoben und auffgerichtet / bey Nennung aber deß Türcken stille blieb: Dieses Thier lebte auch/ ohne einige Furcht vor den Menschen/ in einem Kloster auff der Insul Lerin, so gar / daß es auch die Treppen auff und abstiege. Diese Thiere sind den Seehunden in vielen Stücken gleich/ nur allein das die hintersten Floßfedern breiter und kürtzer sind/ mit gleichmässigen Striemen/ wie mit Fingern durchzogen/ die Nägel und außstehende Spitzen auch kürtzer/ und der Leib hinten schmaler ist: Die Vorderfüsse oder Arme mit einem Ellnbogen/ und Schultern an den Seiten / sind nach Art der Landthiere geordnet/ die 5. Finger nicht zertheilet/ sonsten mit langen scharffen Nägeln versehen/ hat einen langen Halß/ eine breite Brust / welche mit dem Kopff die Gestalt des Landkalbes etlicher massen abbildet: Nahe an der Nasen erängen sich 2. runde Knöpffe/ auß welchen sich einige lange / spitzige und scharffe Federn oder Börsten hervor thun; Ihre Zunge ist/ gleich dem Meerköniglein gespalten: Im übrigen zeiget die Figur die Gleichheit deß einen mit dem andren/ worinnen sie auch an Haut wenig oder nicht voneinander unterschieden/ ihre Speise ist mehrentheils einerley; Man hält davor/ daß die Haut eines Meerkalbes vor Hagel und Blitz gut sein solle/ weßwegen Käyser Augustus allezeit eine bey sich geführet. Käyser Severus wolte deß Nachtes sich damit zudecken: Es haben diese Thiere grosse Liebe zu ihren Jungen: Danis hat / wie Philostratus meldet/ gesehen/ daß ein Meerkalb in einem Winckel ein Junges ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [242/0010]
all an/ wo sie ichtwas blosses vernehmen/ welches die Wasser-Treter und Täucher offtmals mehr als gar zuwohl gewahr werden/ welche berichten/ daß sie sich in grosser Menge versamlen/ und mit grossem Ungestühm auff sie anfallen/ sie zu verschlingen: Weswegen sie dann ein mit scharffen Federn überall besetztes Kleidt anziehen/ wann sie dann ankommen/ und selbe nur anrühren/ weichen sie also fort zurücke. Imgleichen / wann man unverzagt auff sie zuschwimmet/ und ein Getöß machet/ dann sie fürchten sich eben so sehr vor den Menschen als diese sich vor ihnen entsetzen:
Sie werden zahm gemacht/ und durch Zucht unterwiesen/ so daß sie mit ihrem Gesicht und Stimme ehemaln das Volck bey öffentlichen Schauspielen gegrüsset / und wann sie bey ihrem Nahmen geruffen worden/ mit einer ungeschickten und dunckeln Stimme geantwortet. Sie verlieben sich auch in die Menschen/ eben wie der Delphin oder Meerschwein: Vor Jahren ist ein Meerkalb gesehen worden / welches bey Nennung eines Christlichen Potentaten sich erhoben und auffgerichtet / bey Nennung aber deß Türcken stille blieb: Dieses Thier lebte auch/ ohne einige Furcht vor den Menschen/ in einem Kloster auff der Insul Lerin, so gar / daß es auch die Treppen auff und abstiege. Diese Thiere sind den Seehunden in vielen Stücken gleich/ nur allein das die hintersten Floßfedern breiter und kürtzer sind/ mit gleichmässigen Striemen/ wie mit Fingern durchzogen/ die Nägel und außstehende Spitzen auch kürtzer/ und der Leib hinten schmaler ist: Die Vorderfüsse oder Arme mit einem Ellnbogen/ und Schultern an den Seiten / sind nach Art der Landthiere geordnet/ die 5. Finger nicht zertheilet/ sonsten mit langen scharffen Nägeln versehen/ hat einen langen Halß/ eine breite Brust / welche mit dem Kopff die Gestalt des Landkalbes etlicher massen abbildet: Nahe an der Nasen erängen sich 2. runde Knöpffe/ auß welchen sich einige lange / spitzige und scharffe Federn oder Börsten hervor thun; Ihre Zunge ist/ gleich dem Meerköniglein gespalten: Im übrigen zeiget die Figur die Gleichheit deß einen mit dem andren/ worinnen sie auch an Haut wenig oder nicht voneinander unterschieden/ ihre Speise ist mehrentheils einerley; Man hält davor/ daß die Haut eines Meerkalbes vor Hagel und Blitz gut sein solle/ weßwegen Käyser Augustus allezeit eine bey sich geführet. Käyser Severus wolte deß Nachtes sich damit zudecken: Es haben diese Thiere grosse Liebe zu ihren Jungen: Danis hat / wie Philostratus meldet/ gesehen/ daß ein Meerkalb in einem Winckel ein Junges ge-
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz04_1678/10>, abgerufen am 16.02.2025. |