Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.Ihre Natur und Verstand erzeiget sich darinnen/ daß sie auß natürlichem Antrieb ihre forderste Pfoten an statt der Hände gebrauchen/ wann sie lauffen/ ziehen sie den Schwantz nach sich/ wann sie sitzen/ strecken sie denselben über den Rücken/ und wann sie springen/ ist ihnen der Schwantz an statt der Flügel/ in der Sonnen-Hitze dient er ihnen vor einen Schirm/ sich damit zu decken: Fahren sie über Wasser/ oder sitzen auff einem Borck/ ist ihnen ihr Schwantz an statt des Segels. Ist ein Ungewitter verhanden/ wissen sie die Löcher/ worinnen der Wind kommen wird/ fein zuzumachen/ und an der andren Seiten zu öffnen. In Virginien finden sich grosse Eichhorner/ schwartz und weiß/ doch mehrentheils grau: Es sind auch daselbst fliegende Eichhörnlein/ welche durch blosses außstrecken der Beine des Balges bey 30. oder 40. Klaffter daher fliegen. Dieses Thierleins Farbe verändert sich nach den Ländern/ darinnen sie gefallen: In Hoch-Teutschland/ sind sie im ersten Jahr schwartz/ hernach werden sie roht / in Pohlen fahl/ mit rohtvermischet/ in der Muscau aschenfarb. Cromerus meldet/ daß in Podolien Thiere gefunden werden/ in Eichhorns grösse / so in der Erde leben/ welche mit einer verschiedentlich gefleckten Haut bedecket seyn. Es lässet sich gar leichtlich zähmen/ isset allerhand Speyse: Im Essen stehet es auff seinen Hinterpfoten und mit der vordersten steckt es die Speyse in den Mund. Von dem Igel. BEy den Lateinern wird der Igel Echinus genannt/ Plinius nennet ihn Herix. Ist ein Thier/ von Grösse/ als ein Caninichen/ über seinen gantzen Leib mit Federn besetzet/ ausser dem Maul/ Füssen und Untertheil/ so mit wenig Flocken bedecket ist. Sein Gedärm ist durchhin einer dicke und dünne/ in allen Beschaffenheiten den Mäusen gleich/ so gar auch sein Mist/ Unflätigkeit und Abgang: Seines Gemächtes Ballen liegen inwendig/ und sind an die Lenden gefüget; Sein Same/ wann er außgedrücket/ ist gelb; Von seinen Gebeinen sind einige rund/ andre eben/ einige stumpf/ andre scharff. Sie werden vielfältig gefunden/ außgenommen in Creta, wie Plinius bezeuget. Aristoreles berichtet/ daß sie ein Ihre Natur und Verstand erzeiget sich darinnen/ daß sie auß natürlichem Antrieb ihre forderste Pfoten an statt der Hände gebrauchen/ wann sie lauffen/ ziehen sie den Schwantz nach sich/ wann sie sitzen/ strecken sie denselben über den Rücken/ und wann sie springen/ ist ihnen der Schwantz an statt der Flügel/ in der Sonnen-Hitze dient er ihnen vor einen Schirm/ sich damit zu decken: Fahren sie über Wasser/ oder sitzen auff einem Borck/ ist ihnen ihr Schwantz an statt des Segels. Ist ein Ungewitter verhanden/ wissen sie die Löcher/ worinnen der Wind kommen wird/ fein zuzumachen/ und an der andren Seiten zu öffnen. In Virginien finden sich grosse Eichhorner/ schwartz und weiß/ doch mehrentheils grau: Es sind auch daselbst fliegende Eichhörnlein/ welche durch blosses außstrecken der Beine des Balges bey 30. oder 40. Klaffter daher fliegen. Dieses Thierleins Farbe verändert sich nach den Ländern/ darinnen sie gefallen: In Hoch-Teutschland/ sind sie im ersten Jahr schwartz/ hernach werden sie roht / in Pohlen fahl/ mit rohtvermischet/ in der Muscau aschenfarb. Cromerus meldet/ daß in Podolien Thiere gefunden werden/ in Eichhorns grösse / so in der Erde leben/ welche mit einer verschiedentlich gefleckten Haut bedecket seyn. Es lässet sich gar leichtlich zähmen/ isset allerhand Speyse: Im Essen stehet es auff seinen Hinterpfoten und mit der vordersten steckt es die Speyse in den Mund. Von dem Igel. BEy den Lateinern wird der Igel Echinus genannt/ Plinius nennet ihn Herix. Ist ein Thier/ von Grösse/ als ein Caninichen/ über seinen gantzen Leib mit Federn besetzet/ ausser dem Maul/ Füssen und Untertheil/ so mit wenig Flocken bedecket ist. Sein Gedärm ist durchhin einer dicke und dünne/ in allen Beschaffenheiten den Mäusen gleich/ so gar auch sein Mist/ Unflätigkeit und Abgang: Seines Gemächtes Ballen liegen inwendig/ und sind an die Lenden gefüget; Sein Same/ wann er außgedrücket/ ist gelb; Von seinen Gebeinen sind einige rund/ andre eben/ einige stumpf/ andre scharff. Sie werden vielfältig gefunden/ außgenommen in Creta, wie Plinius bezeuget. Aristoreles berichtet/ daß sie ein <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0096" n="92"/> <p>Ihre Natur und Verstand erzeiget sich darinnen/ daß sie auß natürlichem Antrieb ihre forderste Pfoten an statt der Hände gebrauchen/ wann sie lauffen/ ziehen sie den Schwantz nach sich/ wann sie sitzen/ strecken sie denselben über den Rücken/ und wann sie springen/ ist ihnen der Schwantz an statt der Flügel/ in der Sonnen-Hitze dient er ihnen vor einen Schirm/ sich damit zu decken: Fahren sie über Wasser/ oder sitzen auff einem Borck/ ist ihnen ihr Schwantz an statt des Segels. Ist ein Ungewitter verhanden/ wissen sie die Löcher/ worinnen der Wind kommen wird/ fein zuzumachen/ und an der andren Seiten zu öffnen.</p> <p>In Virginien finden sich grosse Eichhorner/ schwartz und weiß/ doch mehrentheils grau: Es sind auch daselbst fliegende Eichhörnlein/ welche durch blosses außstrecken der Beine des Balges bey 30. oder 40. Klaffter daher fliegen.</p> <p>Dieses Thierleins Farbe verändert sich nach den Ländern/ darinnen sie gefallen: In Hoch-Teutschland/ sind sie im ersten Jahr schwartz/ hernach werden sie roht / in Pohlen fahl/ mit rohtvermischet/ in der Muscau aschenfarb.</p> <p>Cromerus meldet/ daß in Podolien Thiere gefunden werden/ in Eichhorns grösse / so in der Erde leben/ welche mit einer verschiedentlich gefleckten Haut bedecket seyn.</p> <p>Es lässet sich gar leichtlich zähmen/ isset allerhand Speyse: Im Essen stehet es auff seinen Hinterpfoten und mit der vordersten steckt es die Speyse in den Mund.</p> </div> <div> <head>Von dem Igel.</head> <p>BEy den Lateinern wird der Igel Echinus genannt/ Plinius nennet ihn Herix. Ist ein Thier/ von Grösse/ als ein Caninichen/ über seinen gantzen Leib mit Federn besetzet/ ausser dem Maul/ Füssen und Untertheil/ so mit wenig Flocken bedecket ist. Sein Gedärm ist durchhin einer dicke und dünne/ in allen Beschaffenheiten den Mäusen gleich/ so gar auch sein Mist/ Unflätigkeit und Abgang: Seines Gemächtes Ballen liegen inwendig/ und sind an die Lenden gefüget; Sein Same/ wann er außgedrücket/ ist gelb; Von seinen Gebeinen sind einige rund/ andre eben/ einige stumpf/ andre scharff.</p> <p>Sie werden vielfältig gefunden/ außgenommen in Creta, wie Plinius bezeuget.</p> <p>Aristoreles berichtet/ daß sie ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0096]
Ihre Natur und Verstand erzeiget sich darinnen/ daß sie auß natürlichem Antrieb ihre forderste Pfoten an statt der Hände gebrauchen/ wann sie lauffen/ ziehen sie den Schwantz nach sich/ wann sie sitzen/ strecken sie denselben über den Rücken/ und wann sie springen/ ist ihnen der Schwantz an statt der Flügel/ in der Sonnen-Hitze dient er ihnen vor einen Schirm/ sich damit zu decken: Fahren sie über Wasser/ oder sitzen auff einem Borck/ ist ihnen ihr Schwantz an statt des Segels. Ist ein Ungewitter verhanden/ wissen sie die Löcher/ worinnen der Wind kommen wird/ fein zuzumachen/ und an der andren Seiten zu öffnen.
In Virginien finden sich grosse Eichhorner/ schwartz und weiß/ doch mehrentheils grau: Es sind auch daselbst fliegende Eichhörnlein/ welche durch blosses außstrecken der Beine des Balges bey 30. oder 40. Klaffter daher fliegen.
Dieses Thierleins Farbe verändert sich nach den Ländern/ darinnen sie gefallen: In Hoch-Teutschland/ sind sie im ersten Jahr schwartz/ hernach werden sie roht / in Pohlen fahl/ mit rohtvermischet/ in der Muscau aschenfarb.
Cromerus meldet/ daß in Podolien Thiere gefunden werden/ in Eichhorns grösse / so in der Erde leben/ welche mit einer verschiedentlich gefleckten Haut bedecket seyn.
Es lässet sich gar leichtlich zähmen/ isset allerhand Speyse: Im Essen stehet es auff seinen Hinterpfoten und mit der vordersten steckt es die Speyse in den Mund.
Von dem Igel. BEy den Lateinern wird der Igel Echinus genannt/ Plinius nennet ihn Herix. Ist ein Thier/ von Grösse/ als ein Caninichen/ über seinen gantzen Leib mit Federn besetzet/ ausser dem Maul/ Füssen und Untertheil/ so mit wenig Flocken bedecket ist. Sein Gedärm ist durchhin einer dicke und dünne/ in allen Beschaffenheiten den Mäusen gleich/ so gar auch sein Mist/ Unflätigkeit und Abgang: Seines Gemächtes Ballen liegen inwendig/ und sind an die Lenden gefüget; Sein Same/ wann er außgedrücket/ ist gelb; Von seinen Gebeinen sind einige rund/ andre eben/ einige stumpf/ andre scharff.
Sie werden vielfältig gefunden/ außgenommen in Creta, wie Plinius bezeuget.
Aristoreles berichtet/ daß sie ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/96 |
Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/96>, abgerufen am 16.07.2024. |