Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.Herren auff den Mund geleget: Ist auch/ nachdem der Cörper in die Tyber geworffen/ demselben nachgesprungen / und mit grossem Fleiß getrachtet/ selbigen auffzurichten/ und an Land zu bringen/ da viel Leuthe dazu gekommen/ und die Treue dieses Hundes mit Verwunderung angeschauet. Die Treue zweyer Windt-Hunde/ Graff Floris von Holland/ welcher durch Gerdt von Velsen ermordet wurde/ zuständig/ wird in der Holländischen Chronick vermeldet: diese waren stetig umb ihren Herren/ sie waren mit ihm gelauffen / da er auß Utrecht geritten/ und gefangen worden/ kamen auch mit ihm auff das Schloß zu Muyden, und blieben auch bey ihm/ biß er elendiglich umb sein Leben kam: Ja/ sie waren so getreu/ daß sie mit ins Schiff sprangen/ und nach Alckmaer fuhren/ woselbst sie in der grossen Kirchen auff dem Chor bey der Todtenbahr liegen blieben/ und von der Zeit an/ da der Graff gefangen worden / nichtes essen wollen/ so daß sie Dergestalt ermagert waren/ daß/ allem Ansehen nach sie bald solten gestorben seyn/ wo sie nicht wieder ihren Willen von dannen gebracht/ und durch gewaltsame Eröffnung des Mauls/ und Eingiessung süsser Milch erquicket/ und also allgemächlich wieder zu recht gebracht wroden. Der König Pyrrhus, als er auff der Reise einen Hund/ der einen todten Cörper bewahrte/ antraff/ verstunde/ daß der Hund drey Tage ohne Speise allda gelegen war. Pyrrhus nachdem er den Leichnam/ begraben lassen/ nam den Hund zu sich. Alß er nun seyn Kriegs-Volck mustern ließ/ lag der Hund stille zu seinen Füssen/ da nun seines ertödteten Herrn Mörder auch vorüber gieng/ sprang der Hund gehlings auff/ fiel den Mörder grimmig an/ und sahe den König offt an: Weßwegen man auff diesen Soldaten einen bösen Argwohn warff/ und da die Sache scharff untersuchet wurde/ befand sichs/ daß er an dieser Mordthat schuldig war/ und seinen verdienten Lohn bekam. Von ihrer Wachtsamkeit/ langen Gedächtniß/ und Gelirnigkeit/ befinden wir täglich so viel Exempel/ daß solche allhier zuerzehlen/ unnöhtig erachtet wird. Bey etlichen Hunden wird ein unvergeslicher Haß wieder die Bettler verspüret / welches nach einiger Meynung/ daher rühren soll/ als ob sie wusten/ das solche Leuthe von Hauß zu Hauß ihr Brodt suchen/ und sie also in Sorge stunden / als ob sie dadurch in ihrer Nahrung und Unterhalt verkürtzet würden. Herren auff den Mund geleget: Ist auch/ nachdem der Cörper in die Tyber geworffen/ demselben nachgesprungen / und mit grossem Fleiß getrachtet/ selbigen auffzurichten/ und an Land zu bringen/ da viel Leuthe dazu gekommen/ und die Treue dieses Hundes mit Verwunderung angeschauet. Die Treue zweyer Windt-Hunde/ Graff Floris von Holland/ welcher durch Gerdt von Velsen ermordet wurde/ zuständig/ wird in der Holländischen Chronick vermeldet: diese waren stetig umb ihren Herren/ sie waren mit ihm gelauffen / da er auß Utrecht geritten/ und gefangen worden/ kamen auch mit ihm auff das Schloß zu Muyden, und blieben auch bey ihm/ biß er elendiglich umb sein Leben kam: Ja/ sie waren so getreu/ daß sie mit ins Schiff sprangen/ und nach Alckmaer fuhren/ woselbst sie in der grossen Kirchen auff dem Chor bey der Todtenbahr liegen blieben/ und von der Zeit an/ da der Graff gefangen worden / nichtes essen wollen/ so daß sie Dergestalt ermagert waren/ daß/ allem Ansehen nach sie bald solten gestorben seyn/ wo sie nicht wieder ihren Willen von dannen gebracht/ und durch gewaltsame Eröffnung des Mauls/ und Eingiessung süsser Milch erquicket/ und also allgemächlich wieder zu recht gebracht wroden. Der König Pyrrhus, als er auff der Reise einen Hund/ der einen todten Cörper bewahrte/ antraff/ verstunde/ daß der Hund drey Tage ohne Speise allda gelegen war. Pyrrhus nachdem er den Leichnam/ begraben lassen/ nam den Hund zu sich. Alß er nun seyn Kriegs-Volck mustern ließ/ lag der Hund stille zu seinen Füssen/ da nun seines ertödteten Herrn Mörder auch vorüber gieng/ sprang der Hund gehlings auff/ fiel den Mörder grimmig an/ und sahe den König offt an: Weßwegen man auff diesen Soldaten einen bösen Argwohn warff/ und da die Sache scharff untersuchet wurde/ befand sichs/ daß er an dieser Mordthat schuldig war/ und seinen verdienten Lohn bekam. Von ihrer Wachtsamkeit/ langen Gedächtniß/ und Gelirnigkeit/ befinden wir täglich so viel Exempel/ daß solche allhier zuerzehlen/ unnöhtig erachtet wird. Bey etlichen Hunden wird ein unvergeslicher Haß wieder die Bettler verspüret / welches nach einiger Meynung/ daher rühren soll/ als ob sie wusten/ das solche Leuthe von Hauß zu Hauß ihr Brodt suchen/ und sie also in Sorge stunden / als ob sie dadurch in ihrer Nahrung und Unterhalt verkürtzet würden. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0082" n="78"/> Herren auff den Mund geleget: Ist auch/ nachdem der Cörper in die Tyber geworffen/ demselben nachgesprungen / und mit grossem Fleiß getrachtet/ selbigen auffzurichten/ und an Land zu bringen/ da viel Leuthe dazu gekommen/ und die Treue dieses Hundes mit Verwunderung angeschauet.</p> <p>Die Treue zweyer Windt-Hunde/ Graff Floris von Holland/ welcher durch Gerdt von Velsen ermordet wurde/ zuständig/ wird in der Holländischen Chronick vermeldet: diese waren stetig umb ihren Herren/ sie waren mit ihm gelauffen / da er auß Utrecht geritten/ und gefangen worden/ kamen auch mit ihm auff das Schloß zu Muyden, und blieben auch bey ihm/ biß er elendiglich umb sein Leben kam: Ja/ sie waren so getreu/ daß sie mit ins Schiff sprangen/ und nach Alckmaer fuhren/ woselbst sie in der grossen Kirchen auff dem Chor bey der Todtenbahr liegen blieben/ und von der Zeit an/ da der Graff gefangen worden / nichtes essen wollen/ so daß sie Dergestalt ermagert waren/ daß/ allem Ansehen nach sie bald solten gestorben seyn/ wo sie nicht wieder ihren Willen von dannen gebracht/ und durch gewaltsame Eröffnung des Mauls/ und Eingiessung süsser Milch erquicket/ und also allgemächlich wieder zu recht gebracht wroden.</p> <p>Der König Pyrrhus, als er auff der Reise einen Hund/ der einen todten Cörper bewahrte/ antraff/ verstunde/ daß der Hund drey Tage ohne Speise allda gelegen war. Pyrrhus nachdem er den Leichnam/ begraben lassen/ nam den Hund zu sich. Alß er nun seyn Kriegs-Volck mustern ließ/ lag der Hund stille zu seinen Füssen/ da nun seines ertödteten Herrn Mörder auch vorüber gieng/ sprang der Hund gehlings auff/ fiel den Mörder grimmig an/ und sahe den König offt an: Weßwegen man auff diesen Soldaten einen bösen Argwohn warff/ und da die Sache scharff untersuchet wurde/ befand sichs/ daß er an dieser Mordthat schuldig war/ und seinen verdienten Lohn bekam.</p> <p>Von ihrer Wachtsamkeit/ langen Gedächtniß/ und Gelirnigkeit/ befinden wir täglich so viel Exempel/ daß solche allhier zuerzehlen/ unnöhtig erachtet wird.</p> <p>Bey etlichen Hunden wird ein unvergeslicher Haß wieder die Bettler verspüret / welches nach einiger Meynung/ daher rühren soll/ als ob sie wusten/ das solche Leuthe von Hauß zu Hauß ihr Brodt suchen/ und sie also in Sorge stunden / als ob sie dadurch in ihrer Nahrung und Unterhalt verkürtzet würden.</p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0082]
Herren auff den Mund geleget: Ist auch/ nachdem der Cörper in die Tyber geworffen/ demselben nachgesprungen / und mit grossem Fleiß getrachtet/ selbigen auffzurichten/ und an Land zu bringen/ da viel Leuthe dazu gekommen/ und die Treue dieses Hundes mit Verwunderung angeschauet.
Die Treue zweyer Windt-Hunde/ Graff Floris von Holland/ welcher durch Gerdt von Velsen ermordet wurde/ zuständig/ wird in der Holländischen Chronick vermeldet: diese waren stetig umb ihren Herren/ sie waren mit ihm gelauffen / da er auß Utrecht geritten/ und gefangen worden/ kamen auch mit ihm auff das Schloß zu Muyden, und blieben auch bey ihm/ biß er elendiglich umb sein Leben kam: Ja/ sie waren so getreu/ daß sie mit ins Schiff sprangen/ und nach Alckmaer fuhren/ woselbst sie in der grossen Kirchen auff dem Chor bey der Todtenbahr liegen blieben/ und von der Zeit an/ da der Graff gefangen worden / nichtes essen wollen/ so daß sie Dergestalt ermagert waren/ daß/ allem Ansehen nach sie bald solten gestorben seyn/ wo sie nicht wieder ihren Willen von dannen gebracht/ und durch gewaltsame Eröffnung des Mauls/ und Eingiessung süsser Milch erquicket/ und also allgemächlich wieder zu recht gebracht wroden.
Der König Pyrrhus, als er auff der Reise einen Hund/ der einen todten Cörper bewahrte/ antraff/ verstunde/ daß der Hund drey Tage ohne Speise allda gelegen war. Pyrrhus nachdem er den Leichnam/ begraben lassen/ nam den Hund zu sich. Alß er nun seyn Kriegs-Volck mustern ließ/ lag der Hund stille zu seinen Füssen/ da nun seines ertödteten Herrn Mörder auch vorüber gieng/ sprang der Hund gehlings auff/ fiel den Mörder grimmig an/ und sahe den König offt an: Weßwegen man auff diesen Soldaten einen bösen Argwohn warff/ und da die Sache scharff untersuchet wurde/ befand sichs/ daß er an dieser Mordthat schuldig war/ und seinen verdienten Lohn bekam.
Von ihrer Wachtsamkeit/ langen Gedächtniß/ und Gelirnigkeit/ befinden wir täglich so viel Exempel/ daß solche allhier zuerzehlen/ unnöhtig erachtet wird.
Bey etlichen Hunden wird ein unvergeslicher Haß wieder die Bettler verspüret / welches nach einiger Meynung/ daher rühren soll/ als ob sie wusten/ das solche Leuthe von Hauß zu Hauß ihr Brodt suchen/ und sie also in Sorge stunden / als ob sie dadurch in ihrer Nahrung und Unterhalt verkürtzet würden.
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/82>, abgerufen am 16.07.2024. |