Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.so demselben in seine Zähne eingegraben war/ nach verlauff 350. Jahren wieder gefangen. Es werden sonsten die Eliphanten mit grosser Mühe lebendig gefangen. Die gebräuchlichste Art ist diese: Die Einwohner des Landes erkündigen die Örter/ die sie am meisten betreten/ und bereiten alda tieffe Gruben/ wann nun einer hinein gefallen ist / wird er von einem am weichsten Ort seines Leibes hart geprügelt und zuschlagen / und zu Zorn gereitzet. Wann der hinweg/ kombt ein ander zu ihm/ beklagt seinen Unfall/ und dräuet dem der ihn so zuschlagen/ setzet ihm angenehme Speise vor/ und fragt ihn/ wie es ihm gehe/ ob er nicht gerne wolle wieder loß seyn/ und das wiederholet er zum öfftern/ wodurch der Eliphant sich zu ihm gewehnet und zahm wird. Sie sende auch die zahme Weiblein nach dem Gebirge/ und befehlen denselben/ daß sie mit den Männlein sich nicht sollen versamblen/ ehe selbige mit ihnen in ihre Ställe gekähret seyn/ da dann die mitgebrachten Eliphanten durch Schläge gezähmet werden. An etlichen Orten werden die gezähmete Eliphanten in das Gebüsche geführet/ da sie wieder die Wilden streiten/ und wann sich dieselbe untereinander mit ihren Rüsseln starck gefasset haben/ kommen die Jäger und binden den wilden Eliphanten die hintersten Füsse fest zusammen/ und werden also gefangen. Wann dies ungestalte Thier gefangen ist/ wird es durch lange Zeit gantz zahm/ also daß er die Speise/ wie ein kleines Hündelein/ aus der Hand seines Regirers zu sich nimbt / und denselben mit seinem Rüssel Liebkoset und umbhälset/ lernet von demselben Niederknien/ Reverentz machen/ Steine nach der Weiß in der Scheiben zu werffen / mit den Degen zu fechten/ Pistolen ab zu schiessen/ mit den Ballen zu spielen/ und den Rüssel an stat der Kolben zugebrauchen/ nach dem Seiten-Spiel oder Gesänge zu tantzen/ und die Füsse/ einen umb den andern artig zu bewegen. Er überladet sich nicht mit zu vieler Speise/ und da er etwa zu viel genossen / langet ers mit den Rüssel wieder herauß/ damit er zur Flucht/ oder zum Streit / desto bequemer seyn möge. Die Eliphanten seyn der Unkeuschheit feind/ und in ihren Versamblen sehr schamhafft/ wie oben vermeldet; Sie lieben ihre Jungen sehr und sollen lieber ihr Leben als ihre Jungen verlassen/ dafern sie auch einen Todten ihres Geschlechts antreffen/ gehen sie nicht vorbey/ ehe sie ihn mit Erden oder Zweigen von den Bäumen/ welche sie mit ihren Rüsseln abreissen und zusammmen scharren/ bedeckt haben. Man verspüret an den Eliphanten sonderliche Zeiche des Ehrgeitzes/ dan man hat erfahren/ daß ein Eliphant/ der etwas tum und träg so demselben in seine Zähne eingegraben war/ nach verlauff 350. Jahren wieder gefangen. Es werden sonsten die Eliphanten mit grosser Mühe lebendig gefangen. Die gebräuchlichste Art ist diese: Die Einwohner des Landes erkündigen die Örter/ die sie am meisten betreten/ und bereiten alda tieffe Gruben/ wann nun einer hinein gefallen ist / wird er von einem am weichsten Ort seines Leibes hart geprügelt und zuschlagen / und zu Zorn gereitzet. Wann der hinweg/ kombt ein ander zu ihm/ beklagt seinen Unfall/ und dräuet dem der ihn so zuschlagen/ setzet ihm angenehme Speise vor/ und fragt ihn/ wie es ihm gehe/ ob er nicht gerne wolle wieder loß seyn/ und das wiederholet er zum öfftern/ wodurch der Eliphant sich zu ihm gewehnet uñ zahm wird. Sie sendë auch die zahmë Weiblein nach dem Gebirge/ und befehlen denselben/ daß sie mit den Männlein sich nicht sollen versamblen/ ehe selbige mit ihnen in ihre Ställe gekähret seyn/ da dann die mitgebrachten Eliphanten durch Schläge gezähmet werden. An etlichen Orten werden die gezähmete Eliphanten in das Gebüsche geführet/ da sie wieder die Wilden streiten/ und wann sich dieselbe untereinander mit ihren Rüsseln starck gefasset haben/ kommen die Jäger und binden den wilden Eliphanten die hintersten Füsse fest zusammen/ und werden also gefangen. Wann dies ungestalte Thier gefangen ist/ wird es durch lange Zeit gantz zahm/ also daß er die Speise/ wie ein kleines Hündelein/ aus der Hand seines Regirers zu sich nimbt / und denselben mit seinem Rüssel Liebkoset und umbhälset/ lernet von demselben Niederknien/ Reverentz machen/ Steine nach der Weiß in der Scheiben zu werffen / mit den Degen zu fechten/ Pistolen ab zu schiessen/ mit den Ballen zu spielen/ und den Rüssel an stat der Kolben zugebrauchen/ nach dem Seiten-Spiel oder Gesänge zu tantzen/ und die Füsse/ einen umb den andern artig zu bewegen. Er überladet sich nicht mit zu vieler Speise/ und da er etwa zu viel genossen / langet ers mit den Rüssel wieder herauß/ damit er zur Flucht/ oder zum Streit / desto bequemer seyn möge. Die Eliphanten seyn der Unkeuschheit feind/ und in ihren Versamblen sehr schamhafft/ wie oben vermeldet; Sie lieben ihre Jungen sehr und sollen lieber ihr Leben als ihre Jungen verlassen/ dafern sie auch einen Todten ihres Geschlechts antreffen/ gehen sie nicht vorbey/ ehe sie ihn mit Erden oder Zweigen von den Bäumen/ welche sie mit ihren Rüsseln abreissen und zusammmen scharren/ bedeckt haben. Man verspüret an den Eliphanten sonderliche Zeichë des Ehrgeitzes/ dan man hat erfahren/ daß ein Eliphant/ der etwas tum und träg <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0007" n="3"/> so demselben in seine Zähne eingegraben war/ nach verlauff 350. Jahren wieder gefangen. Es werden sonsten die Eliphanten mit grosser Mühe lebendig gefangen. Die gebräuchlichste Art ist diese: Die Einwohner des Landes erkündigen die Örter/ die sie am meisten betreten/ und bereiten alda tieffe Gruben/ wann nun einer hinein gefallen ist / wird er von einem am weichsten Ort seines Leibes hart geprügelt und zuschlagen / und zu Zorn gereitzet. Wann der hinweg/ kombt ein ander zu ihm/ beklagt seinen Unfall/ und dräuet dem der ihn so zuschlagen/ setzet ihm angenehme Speise vor/ und fragt ihn/ wie es ihm gehe/ ob er nicht gerne wolle wieder loß seyn/ und das wiederholet er zum öfftern/ wodurch der Eliphant sich zu ihm gewehnet uñ zahm wird. Sie sendë auch die zahmë Weiblein nach dem Gebirge/ und befehlen denselben/ daß sie mit den Männlein sich nicht sollen versamblen/ ehe selbige mit ihnen in ihre Ställe gekähret seyn/ da dann die mitgebrachten Eliphanten durch Schläge gezähmet werden. An etlichen Orten werden die gezähmete Eliphanten in das Gebüsche geführet/ da sie wieder die Wilden streiten/ und wann sich dieselbe untereinander mit ihren Rüsseln starck gefasset haben/ kommen die Jäger und binden den wilden Eliphanten die hintersten Füsse fest zusammen/ und werden also gefangen. Wann dies ungestalte Thier gefangen ist/ wird es durch lange Zeit gantz zahm/ also daß er die Speise/ wie ein kleines Hündelein/ aus der Hand seines Regirers zu sich nimbt / und denselben mit seinem Rüssel Liebkoset und umbhälset/ lernet von demselben Niederknien/ Reverentz machen/ Steine nach der Weiß in der Scheiben zu werffen / mit den Degen zu fechten/ Pistolen ab zu schiessen/ mit den Ballen zu spielen/ und den Rüssel an stat der Kolben zugebrauchen/ nach dem Seiten-Spiel oder Gesänge zu tantzen/ und die Füsse/ einen umb den andern artig zu bewegen. Er überladet sich nicht mit zu vieler Speise/ und da er etwa zu viel genossen / langet ers mit den Rüssel wieder herauß/ damit er zur Flucht/ oder zum Streit / desto bequemer seyn möge.</p> <p>Die Eliphanten seyn der Unkeuschheit feind/ und in ihren Versamblen sehr schamhafft/ wie oben vermeldet; Sie lieben ihre Jungen sehr und sollen lieber ihr Leben als ihre Jungen verlassen/ dafern sie auch einen Todten ihres Geschlechts antreffen/ gehen sie nicht vorbey/ ehe sie ihn mit Erden oder Zweigen von den Bäumen/ welche sie mit ihren Rüsseln abreissen und zusammmen scharren/ bedeckt haben. Man verspüret an den Eliphanten sonderliche Zeichë des Ehrgeitzes/ dan man hat erfahren/ daß ein Eliphant/ der etwas tum und träg </p> </div> </body> </text> </TEI> [3/0007]
so demselben in seine Zähne eingegraben war/ nach verlauff 350. Jahren wieder gefangen. Es werden sonsten die Eliphanten mit grosser Mühe lebendig gefangen. Die gebräuchlichste Art ist diese: Die Einwohner des Landes erkündigen die Örter/ die sie am meisten betreten/ und bereiten alda tieffe Gruben/ wann nun einer hinein gefallen ist / wird er von einem am weichsten Ort seines Leibes hart geprügelt und zuschlagen / und zu Zorn gereitzet. Wann der hinweg/ kombt ein ander zu ihm/ beklagt seinen Unfall/ und dräuet dem der ihn so zuschlagen/ setzet ihm angenehme Speise vor/ und fragt ihn/ wie es ihm gehe/ ob er nicht gerne wolle wieder loß seyn/ und das wiederholet er zum öfftern/ wodurch der Eliphant sich zu ihm gewehnet uñ zahm wird. Sie sendë auch die zahmë Weiblein nach dem Gebirge/ und befehlen denselben/ daß sie mit den Männlein sich nicht sollen versamblen/ ehe selbige mit ihnen in ihre Ställe gekähret seyn/ da dann die mitgebrachten Eliphanten durch Schläge gezähmet werden. An etlichen Orten werden die gezähmete Eliphanten in das Gebüsche geführet/ da sie wieder die Wilden streiten/ und wann sich dieselbe untereinander mit ihren Rüsseln starck gefasset haben/ kommen die Jäger und binden den wilden Eliphanten die hintersten Füsse fest zusammen/ und werden also gefangen. Wann dies ungestalte Thier gefangen ist/ wird es durch lange Zeit gantz zahm/ also daß er die Speise/ wie ein kleines Hündelein/ aus der Hand seines Regirers zu sich nimbt / und denselben mit seinem Rüssel Liebkoset und umbhälset/ lernet von demselben Niederknien/ Reverentz machen/ Steine nach der Weiß in der Scheiben zu werffen / mit den Degen zu fechten/ Pistolen ab zu schiessen/ mit den Ballen zu spielen/ und den Rüssel an stat der Kolben zugebrauchen/ nach dem Seiten-Spiel oder Gesänge zu tantzen/ und die Füsse/ einen umb den andern artig zu bewegen. Er überladet sich nicht mit zu vieler Speise/ und da er etwa zu viel genossen / langet ers mit den Rüssel wieder herauß/ damit er zur Flucht/ oder zum Streit / desto bequemer seyn möge.
Die Eliphanten seyn der Unkeuschheit feind/ und in ihren Versamblen sehr schamhafft/ wie oben vermeldet; Sie lieben ihre Jungen sehr und sollen lieber ihr Leben als ihre Jungen verlassen/ dafern sie auch einen Todten ihres Geschlechts antreffen/ gehen sie nicht vorbey/ ehe sie ihn mit Erden oder Zweigen von den Bäumen/ welche sie mit ihren Rüsseln abreissen und zusammmen scharren/ bedeckt haben. Man verspüret an den Eliphanten sonderliche Zeichë des Ehrgeitzes/ dan man hat erfahren/ daß ein Eliphant/ der etwas tum und träg
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/7 |
Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/7>, abgerufen am 16.07.2024. |