Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Leuwen werden in Morenland Parthen, Massilien, Marmatica, Caspia, Lybia, Tartaria, Zenega, Agia, in dem gebirge Aden, und im heiligen Lande gezeuget. Sie leben von dem Raube/ und fressen gern Ochsen-doch lieber Cameels-Fleisch. Die jungen Eliphanten werden auch offt von ihnen verschlungen. Durch hungers Noht gepreßt schonen sie weder der Menschen noch des Gevögels. Wann der junge Löw von den saugen entwehnet ist/ lebet er von dem Raube der schwachen Thiere/ und von den Früchten des Palm-Baums. Im Sommer trinckt er wenig aber im Winter viel. Die Zeit ihrer Versamblung ist vornehmlich im Frühling; Da dann ein blütiger grausamer Streit unter ihnen entstehet/ darum daß ihrer wol acht oder zehen einer Leuwinnen nachfolgen; In dem nun die Leuwen wegen grosser Hitze zu den Versamlen ungeschickt seyn/ vermengen sich die Leuwinnen mit andern wilden Thieren/ als mit dem Tyger und Parder/ wie solches ein Spanier durch Erfahrung wahr genommen/ welcher eine Lenwin mit vier Pfeilen getödtet/ und in deren Bauch zwey Jungen/ die wie die Tyger geflecket waren/ gefunden; Ist ein merckliches Zeichen/ daß sie dieselbe auff ihre Weise durch Übertrit empffangen. Die Zeit ihrer Trächtigkeit wird auff 6. Monate außgestelt/ und sie bringen 2. 4. 5. 6. oder 18. Jungen fort. Es wird vor fäst und gewiß gegleubet / daß diese Thier ein hohes Alter erreichen. Der Leuw wird schwärlich gezähmet / dann er ist muhtig/ hoffärtig/ grimmig/ und auß der massen zornig; Daß er aber dennoch zahm worden/ haben uns die Geschichtschreiber nach gelassen. Marcus Antonius der Römer hat zwey gewehnet gehabt seinen Wagen zu ziehen. Hanno von Carthago hat sie dermassen gezähmet/ daß sie gleich wie die Esel die Last getragen. Johannes der 2. König in Portugal hatte einen Löwen/ der bey ihm so still saß wie ein Hundlein. Antonius Caracalla hat einen gehabt/ der ihm mit der Zungen geleckt/ mit ihm zur Taffel gesessen/ und mit ihm auff seinem Bette geschlaffen. Er zerreisst den Menschen nicht/ er werde dan durch Hunger gedruckt/ oder von den Menschen verwundet. Dann wan er von jemandt beschädiget worden/ kennet er denselben/ der ihn verwundet hat/ durch eine sonderliche und wunderbahre Bemerckung gar eigentlich/ und fällt allein unter den Hauffen der Jäger denselben an. Er verschonet dessen/ der sich auff die Erde vor ihm niederlegt/ und sich sehr fürchtend/ oder zu schmückend ihn anspricht/ wie davon Plinius ein Exempel von einer Sclavin auß Getulia erzehlet. Wann der Leuw gejagt wird

Die Leuwen werden in Morenland Parthen, Massilien, Marmatica, Caspia, Lybia, Tartaria, Zenega, Agia, in dem gebirge Aden, und im heiligen Lande gezeuget. Sie leben von dem Raube/ und fressen gern Ochsen-doch lieber Cameels-Fleisch. Die jungen Eliphanten werden auch offt von ihnen verschlungen. Durch hungers Noht gepreßt schonen sie weder der Menschen noch des Gevögels. Wann der junge Löw von den saugen entwehnet ist/ lebet er von dem Raube der schwachen Thiere/ und von den Früchten des Palm-Baums. Im Sommer trinckt er wenig aber im Winter viel. Die Zeit ihrer Versamblung ist vornehmlich im Frühling; Da dann ein blütiger grausamer Streit unter ihnen entstehet/ darum daß ihrer wol acht oder zehen einer Leuwinnen nachfolgen; In dem nun die Leuwen wegen grosser Hitze zu den Versamlen ungeschickt seyn/ vermengen sich die Leuwinnen mit andern wilden Thieren/ als mit dem Tyger und Parder/ wie solches ein Spanier durch Erfahrung wahr genommen/ welcher eine Lenwin mit vier Pfeilen getödtet/ und in deren Bauch zwey Jungen/ die wie die Tyger geflecket waren/ gefunden; Ist ein merckliches Zeichen/ daß sie dieselbe auff ihre Weise durch Übertrit empffangen. Die Zeit ihrer Trächtigkeit wird auff 6. Monate außgestelt/ und sie bringen 2. 4. 5. 6. oder 18. Jungen fort. Es wird vor fäst und gewiß gegleubet / daß diese Thier ein hohes Alter erreichen. Der Leuw wird schwärlich gezähmet / dann er ist muhtig/ hoffärtig/ grimmig/ und auß der massen zornig; Daß er aber dennoch zahm worden/ haben uns die Geschichtschreiber nach gelassen. Marcus Antonius der Römer hat zwey gewehnet gehabt seinen Wagen zu ziehen. Hanno von Carthago hat sie dermassen gezähmet/ daß sie gleich wie die Esel die Last getragen. Johannes der 2. König in Portugal hatte einen Löwen/ der bey ihm so still saß wie ein Hundlein. Antonius Caracalla hat einen gehabt/ der ihm mit der Zungen geleckt/ mit ihm zur Taffel gesessen/ und mit ihm auff seinem Bette geschlaffen. Er zerreisst den Menschen nicht/ er werde dan durch Hunger gedruckt/ oder von den Menschen verwundet. Dann wan er von jemandt beschädiget worden/ kennet er denselben/ der ihn verwundet hat/ durch eine sonderliche und wunderbahre Bemerckung gar eigentlich/ und fällt allein unter den Hauffen der Jäger denselben an. Er verschonet dessen/ der sich auff die Erde vor ihm niederlegt/ und sich sehr fürchtend/ oder zu schmückend ihn anspricht/ wie davon Plinius ein Exempel von einer Sclavin auß Getulia erzehlet. Wann der Leuw gejagt wird

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0046" n="42"/>
        <p>Die Leuwen werden in Morenland Parthen, Massilien, Marmatica, Caspia, Lybia,                      Tartaria, Zenega, Agia, in dem gebirge Aden, und im heiligen Lande gezeuget. Sie                      leben von dem Raube/ und fressen gern Ochsen-doch lieber Cameels-Fleisch. Die                      jungen Eliphanten werden auch offt von ihnen verschlungen. Durch hungers Noht                      gepreßt schonen sie weder der Menschen noch des Gevögels. Wann der junge Löw von                      den saugen entwehnet ist/ lebet er von dem Raube der schwachen Thiere/ und von                      den Früchten des Palm-Baums. Im Sommer trinckt er wenig aber im Winter viel. Die                      Zeit ihrer Versamblung ist vornehmlich im Frühling; Da dann ein blütiger                      grausamer Streit unter ihnen entstehet/ darum daß ihrer wol acht oder zehen                      einer Leuwinnen nachfolgen; In dem nun die Leuwen wegen grosser Hitze zu den                      Versamlen ungeschickt seyn/ vermengen sich die Leuwinnen mit andern wilden                      Thieren/ als mit dem Tyger und Parder/ wie solches ein Spanier durch Erfahrung                      wahr genommen/ welcher eine Lenwin mit vier Pfeilen getödtet/ und in deren                      Bauch zwey Jungen/ die wie die Tyger geflecket waren/ gefunden; Ist ein                      merckliches Zeichen/ daß sie dieselbe auff ihre Weise durch Übertrit                      empffangen. Die Zeit ihrer Trächtigkeit wird auff 6. Monate außgestelt/ und sie                      bringen 2. 4. 5. 6. oder 18. Jungen fort. Es wird vor fäst und gewiß gegleubet /                      daß diese Thier ein hohes Alter erreichen. Der Leuw wird schwärlich gezähmet /                      dann er ist muhtig/ hoffärtig/ grimmig/ und auß der massen zornig; Daß er                      aber dennoch zahm worden/ haben uns die Geschichtschreiber nach gelassen.                      Marcus Antonius der Römer hat zwey gewehnet gehabt seinen Wagen zu ziehen. Hanno                      von Carthago hat sie dermassen gezähmet/ daß sie gleich wie die Esel die Last                      getragen. Johannes der 2. König in Portugal hatte einen Löwen/ der bey ihm so                      still saß wie ein Hundlein. Antonius Caracalla hat einen gehabt/ der ihm mit                      der Zungen geleckt/ mit ihm zur Taffel gesessen/ und mit ihm auff seinem Bette                      geschlaffen. Er zerreisst den Menschen nicht/ er werde dan durch Hunger                      gedruckt/ oder von den Menschen verwundet. Dann wan er von jemandt beschädiget                      worden/ kennet er denselben/ der ihn verwundet hat/ durch eine sonderliche                      und wunderbahre Bemerckung gar eigentlich/ und fällt allein unter den Hauffen                      der Jäger denselben an. Er verschonet dessen/ der sich auff die Erde vor ihm                      niederlegt/ und sich sehr fürchtend/ oder zu schmückend ihn anspricht/ wie                      davon Plinius ein Exempel von einer Sclavin auß Getulia erzehlet. Wann der Leuw                      gejagt wird
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0046] Die Leuwen werden in Morenland Parthen, Massilien, Marmatica, Caspia, Lybia, Tartaria, Zenega, Agia, in dem gebirge Aden, und im heiligen Lande gezeuget. Sie leben von dem Raube/ und fressen gern Ochsen-doch lieber Cameels-Fleisch. Die jungen Eliphanten werden auch offt von ihnen verschlungen. Durch hungers Noht gepreßt schonen sie weder der Menschen noch des Gevögels. Wann der junge Löw von den saugen entwehnet ist/ lebet er von dem Raube der schwachen Thiere/ und von den Früchten des Palm-Baums. Im Sommer trinckt er wenig aber im Winter viel. Die Zeit ihrer Versamblung ist vornehmlich im Frühling; Da dann ein blütiger grausamer Streit unter ihnen entstehet/ darum daß ihrer wol acht oder zehen einer Leuwinnen nachfolgen; In dem nun die Leuwen wegen grosser Hitze zu den Versamlen ungeschickt seyn/ vermengen sich die Leuwinnen mit andern wilden Thieren/ als mit dem Tyger und Parder/ wie solches ein Spanier durch Erfahrung wahr genommen/ welcher eine Lenwin mit vier Pfeilen getödtet/ und in deren Bauch zwey Jungen/ die wie die Tyger geflecket waren/ gefunden; Ist ein merckliches Zeichen/ daß sie dieselbe auff ihre Weise durch Übertrit empffangen. Die Zeit ihrer Trächtigkeit wird auff 6. Monate außgestelt/ und sie bringen 2. 4. 5. 6. oder 18. Jungen fort. Es wird vor fäst und gewiß gegleubet / daß diese Thier ein hohes Alter erreichen. Der Leuw wird schwärlich gezähmet / dann er ist muhtig/ hoffärtig/ grimmig/ und auß der massen zornig; Daß er aber dennoch zahm worden/ haben uns die Geschichtschreiber nach gelassen. Marcus Antonius der Römer hat zwey gewehnet gehabt seinen Wagen zu ziehen. Hanno von Carthago hat sie dermassen gezähmet/ daß sie gleich wie die Esel die Last getragen. Johannes der 2. König in Portugal hatte einen Löwen/ der bey ihm so still saß wie ein Hundlein. Antonius Caracalla hat einen gehabt/ der ihm mit der Zungen geleckt/ mit ihm zur Taffel gesessen/ und mit ihm auff seinem Bette geschlaffen. Er zerreisst den Menschen nicht/ er werde dan durch Hunger gedruckt/ oder von den Menschen verwundet. Dann wan er von jemandt beschädiget worden/ kennet er denselben/ der ihn verwundet hat/ durch eine sonderliche und wunderbahre Bemerckung gar eigentlich/ und fällt allein unter den Hauffen der Jäger denselben an. Er verschonet dessen/ der sich auff die Erde vor ihm niederlegt/ und sich sehr fürchtend/ oder zu schmückend ihn anspricht/ wie davon Plinius ein Exempel von einer Sclavin auß Getulia erzehlet. Wann der Leuw gejagt wird

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/46
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/46>, abgerufen am 04.05.2024.