Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.beit verrichtet/ stirbet er: Folgends wann er auß diesem Gewebe heraußgenommen/ und an einen Orth unter der Erden geleget worden/ kompt über 10. Tage hernach ein gehörnter Zwiefalter hervor/ welcher nichts isset/ auch nicht fleuget/ dann wird er auff ein gelindes Fell niedergesetzet/ und nachdem er drey oder selten vier Tage mit dem Weiblein gespielet/ stirbt er alsofort/ und hernach das Weiblein auch / welches ohngefehr 100. von ihnen beyden gezeugte Eyer hinterlässet/ die dann folgends durch der Sonnen-Hitze außgebrütet werden: Wer mehr und außführlicher von dieser Züchtung/ und Vermehrung zu wissen begehret/ der besehe Kootwycks Reise-Beschreibung nacher Jerusalem. Betreffend die zahme Seydenwürme/ werden dero Eyer des Winters verwahret/ und gegen dem Sommer durch die Sonnen-Hitze außgebrütet/ und in papierne Häuslein gesetzet/ in welchen sie ihr Gewebe machen/ und Seyde spinnen/ die dann auff ein Kleuel gewunden/ oder auff gewissen/ dazu gemachten Instrumenten kan abgehäspelt werden. Sie werden vornemblich mit Maulbeer-Blättern gefuttert / dere in China, Persien und Indien gantze Wälder voll gesehen werden/ von welchen die Seydenwürme die Blätter rein weg fressen: In Ermanglung der Maulbeer-Blätter/ gibt man ihnen Lattich: Wann sie aber anfangen zu spinnen / essen sie nicht mehr/ werden alsdann grösser/ und ihr gantzer Leib klar und durchsichtig/ auch [unleserliches Material]äufft ihnen eine Feuchtigkeit auß dem Munde/ die alsobald in seydene Wolle verwandelt wird. Wann sie auf den Bäumen spinnen / nagen sie die Blätter in kleine Stücklein/ und machen ihr Gewebe darauß / jemehr sie nun davon geniessen/ destomehr Seyde bringen sie. Solche Blätter ziehen sie mit ihren Füssen zusammen/ und dann wieder außeinander/ das treiben sie solange/ biß selbige gantz dünne und sauber worden/ als ob sie gehechelt wären/ bewinden sich darnach gleich wie in einem Nest oder Kleuel/ und fangen also an zu spinnen; Ihr Gewebe wird feucht/ wie Wachs/ welches folgends außgerecket/ und also abgewunden/ oder abgehaspelt wird. Die meisten Seydenwürme/ und Seydenwerck ist in Persien/ und dem Königreich China. Im Jahr nach Christigeburt 555. sind die Seydenwürmer-Eyer/ zu gleich mit der Arth und Weyse/ wie sie etwa in Italien oder der Endes fortzubringen und zuvermehren/ von zween München/ welche in Persien und Indien diese Züchtung genau und sorgfältig beobachtet hatten/ dem Keyser Justmiano nach Constantinopel überbracht/ und also beit verrichtet/ stirbet er: Folgends wann er auß diesem Gewebe heraußgenommen/ und an einen Orth unter der Erden geleget worden/ kompt über 10. Tage hernach ein gehörnter Zwiefalter hervor/ welcher nichts isset/ auch nicht fleuget/ dann wird er auff ein gelindes Fell niedergesetzet/ und nachdem er drey oder selten vier Tage mit dem Weiblein gespielet/ stirbt er alsofort/ und hernach das Weiblein auch / welches ohngefehr 100. von ihnen beyden gezeugte Eyer hinterlässet/ die dann folgends durch der Sonnen-Hitze außgebrütet werden: Wer mehr und außführlicher von dieser Züchtung/ und Vermehrung zu wissen begehret/ der besehe Kootwycks Reise-Beschreibung nacher Jerusalem. Betreffend die zahme Seydenwürme/ werden dero Eyer des Winters verwahret/ und gegen dem Sommer durch die Sonnen-Hitze außgebrütet/ und in papierne Häuslein gesetzet/ in welchen sie ihr Gewebe machen/ und Seyde spinnen/ die dann auff ein Kleuel gewunden/ oder auff gewissen/ dazu gemachten Instrumenten kan abgehäspelt werden. Sie werden vornemblich mit Maulbeer-Blättern gefuttert / derë in China, Persien und Indien gantze Wälder voll gesehen werden/ von welchen die Seydenwürme die Blätter rein weg fressen: In Ermanglung der Maulbeer-Blätter/ gibt man ihnen Lattich: Wann sie aber anfangen zu spinnen / essen sie nicht mehr/ werden alsdann grösser/ und ihr gantzer Leib klar und durchsichtig/ auch [unleserliches Material]äufft ihnen eine Feuchtigkeit auß dem Munde/ die alsobald in seydene Wolle verwandelt wird. Wann sie auf den Bäumen spinnen / nagen sie die Blätter in kleine Stücklein/ und machen ihr Gewebe darauß / jemehr sie nun davon geniessen/ destomehr Seyde bringen sie. Solche Blätter ziehen sie mit ihren Füssen zusammen/ und dann wieder außeinander/ das treiben sie solange/ biß selbige gantz dünne und sauber worden/ als ob sie gehechelt wären/ bewinden sich darnach gleich wie in einem Nest oder Kleuel/ und fangen also an zu spinnen; Ihr Gewebe wird feucht/ wie Wachs/ welches folgends außgerecket/ und also abgewunden/ oder abgehaspelt wird. Die meisten Seydenwürme/ und Seydenwerck ist in Persien/ und dem Königreich China. Im Jahr nach Christigeburt 555. sind die Seydenwürmer-Eyer/ zu gleich mit der Arth und Weyse/ wie sie etwa in Italien oder der Endes fortzubringen und zuvermehren/ von zween München/ welche in Persien und Indien diese Züchtung genau und sorgfältig beobachtet hatten/ dem Keyser Justmiano nach Constantinopel überbracht/ und also <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0136" n="132"/> beit verrichtet/ stirbet er: Folgends wann er auß diesem Gewebe heraußgenommen/ und an einen Orth unter der Erden geleget worden/ kompt über 10. Tage hernach ein gehörnter Zwiefalter hervor/ welcher nichts isset/ auch nicht fleuget/ dann wird er auff ein gelindes Fell niedergesetzet/ und nachdem er drey oder selten vier Tage mit dem Weiblein gespielet/ stirbt er alsofort/ und hernach das Weiblein auch / welches ohngefehr 100. von ihnen beyden gezeugte Eyer hinterlässet/ die dann folgends durch der Sonnen-Hitze außgebrütet werden: Wer mehr und außführlicher von dieser Züchtung/ und Vermehrung zu wissen begehret/ der besehe Kootwycks Reise-Beschreibung nacher Jerusalem.</p> <p>Betreffend die zahme Seydenwürme/ werden dero Eyer des Winters verwahret/ und gegen dem Sommer durch die Sonnen-Hitze außgebrütet/ und in papierne Häuslein gesetzet/ in welchen sie ihr Gewebe machen/ und Seyde spinnen/ die dann auff ein Kleuel gewunden/ oder auff gewissen/ dazu gemachten Instrumenten kan abgehäspelt werden. Sie werden vornemblich mit Maulbeer-Blättern gefuttert / derë in China, Persien und Indien gantze Wälder voll gesehen werden/ von welchen die Seydenwürme die Blätter rein weg fressen: In Ermanglung der Maulbeer-Blätter/ gibt man ihnen Lattich: Wann sie aber anfangen zu spinnen / essen sie nicht mehr/ werden alsdann grösser/ und ihr gantzer Leib klar und durchsichtig/ auch <gap reason="illegible"/>äufft ihnen eine Feuchtigkeit auß dem Munde/ die alsobald in seydene Wolle verwandelt wird. Wann sie auf den Bäumen spinnen / nagen sie die Blätter in kleine Stücklein/ und machen ihr Gewebe darauß / jemehr sie nun davon geniessen/ destomehr Seyde bringen sie. Solche Blätter ziehen sie mit ihren Füssen zusammen/ und dann wieder außeinander/ das treiben sie solange/ biß selbige gantz dünne und sauber worden/ als ob sie gehechelt wären/ bewinden sich darnach gleich wie in einem Nest oder Kleuel/ und fangen also an zu spinnen; Ihr Gewebe wird feucht/ wie Wachs/ welches folgends außgerecket/ und also abgewunden/ oder abgehaspelt wird.</p> <p>Die meisten Seydenwürme/ und Seydenwerck ist in Persien/ und dem Königreich China. Im Jahr nach Christigeburt 555. sind die Seydenwürmer-Eyer/ zu gleich mit der Arth und Weyse/ wie sie etwa in Italien oder der Endes fortzubringen und zuvermehren/ von zween München/ welche in Persien und Indien diese Züchtung genau und sorgfältig beobachtet hatten/ dem Keyser Justmiano nach Constantinopel überbracht/ und also </p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0136]
beit verrichtet/ stirbet er: Folgends wann er auß diesem Gewebe heraußgenommen/ und an einen Orth unter der Erden geleget worden/ kompt über 10. Tage hernach ein gehörnter Zwiefalter hervor/ welcher nichts isset/ auch nicht fleuget/ dann wird er auff ein gelindes Fell niedergesetzet/ und nachdem er drey oder selten vier Tage mit dem Weiblein gespielet/ stirbt er alsofort/ und hernach das Weiblein auch / welches ohngefehr 100. von ihnen beyden gezeugte Eyer hinterlässet/ die dann folgends durch der Sonnen-Hitze außgebrütet werden: Wer mehr und außführlicher von dieser Züchtung/ und Vermehrung zu wissen begehret/ der besehe Kootwycks Reise-Beschreibung nacher Jerusalem.
Betreffend die zahme Seydenwürme/ werden dero Eyer des Winters verwahret/ und gegen dem Sommer durch die Sonnen-Hitze außgebrütet/ und in papierne Häuslein gesetzet/ in welchen sie ihr Gewebe machen/ und Seyde spinnen/ die dann auff ein Kleuel gewunden/ oder auff gewissen/ dazu gemachten Instrumenten kan abgehäspelt werden. Sie werden vornemblich mit Maulbeer-Blättern gefuttert / derë in China, Persien und Indien gantze Wälder voll gesehen werden/ von welchen die Seydenwürme die Blätter rein weg fressen: In Ermanglung der Maulbeer-Blätter/ gibt man ihnen Lattich: Wann sie aber anfangen zu spinnen / essen sie nicht mehr/ werden alsdann grösser/ und ihr gantzer Leib klar und durchsichtig/ auch _ äufft ihnen eine Feuchtigkeit auß dem Munde/ die alsobald in seydene Wolle verwandelt wird. Wann sie auf den Bäumen spinnen / nagen sie die Blätter in kleine Stücklein/ und machen ihr Gewebe darauß / jemehr sie nun davon geniessen/ destomehr Seyde bringen sie. Solche Blätter ziehen sie mit ihren Füssen zusammen/ und dann wieder außeinander/ das treiben sie solange/ biß selbige gantz dünne und sauber worden/ als ob sie gehechelt wären/ bewinden sich darnach gleich wie in einem Nest oder Kleuel/ und fangen also an zu spinnen; Ihr Gewebe wird feucht/ wie Wachs/ welches folgends außgerecket/ und also abgewunden/ oder abgehaspelt wird.
Die meisten Seydenwürme/ und Seydenwerck ist in Persien/ und dem Königreich China. Im Jahr nach Christigeburt 555. sind die Seydenwürmer-Eyer/ zu gleich mit der Arth und Weyse/ wie sie etwa in Italien oder der Endes fortzubringen und zuvermehren/ von zween München/ welche in Persien und Indien diese Züchtung genau und sorgfältig beobachtet hatten/ dem Keyser Justmiano nach Constantinopel überbracht/ und also
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/136>, abgerufen am 16.07.2024. |