Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht geschehen/ da kam die Spinne / als sie ihren Erbfeind ansichtig worden/ herab/ von ihrem Gewebe/ und gab der Kröten einen Stich/ davon sie sehr dick auffgeschwollen/ aber doch nicht abfiel/ als sie diß sahe/ kam sie zum andren mahl herunter/ und gab ihr noch einen Stich/ welcher sie noch hefftiger auffschwellen machte/ doch bliebe sie noch sitzen/ endlich kam die Spinne zum dritten mahl herunter/ und stach die Kröte dermassen/ daß sie herab fallen und sterben müste: Das war ein getreuer Dienst/ den die Spinne ihrem Haußwirth erzeigete.

Hertzog Friderich zu Sachsen ließ die Kröten abziehen/ in der Sonnen dörren / und diejenigen/ so Blutstürtzung hatten/ die nicht zu stillen war/ in der Hand halten/ biß es warm wurde/ und war dieses zum Blutstillen ein bewehrtes Mittel.

Von den Fröschen.

ES ist unnöhtig/ von der Frösche Gestalt und Beschaffenheit/ als einer ohne das überall bekanten Sache/ viel zu melden.

Ihr Hintertheil ist fleischig/ haben fünff lange Klauen mit einem Fließ zusammen gefügt/ damit sie soviel besser schwimmen können: Das Weiblein übertrifft an Grösse das Männlein.

Wann sie leichen/ sitzet das Männlein mit den Vorderfüssen auff dem Weiblein / und fasset dasselbe damit umb den Halß/ mit den Hintersten umb den Hinterleib/ lassen also ihr Leich schiessen. Plinius bezeuget/ das sie einige stücklein Fleisch gebären/ woran nichts als die Augen und der Schwantz. Ihr Leich oder Eyer werden an den Ufern und Rande der Pfützen/ Brunnen/ und Morasten außgeworffen und gefunden/ bevor ab da viel Bintzen/ Lilien und Müntze stehet/ und sind solche gleichsamb mit einem zusammen geknüpfften Faden aneinander gefüget/ haben die Gestalt/ als wie etwa schwartzes gehacktes Fleisch. Sie fressen die schwimmende Bernlein/ Bienen/ und todte Maulwürffe. Des Winters scheinen sie als todt/ und verbergen sich in die Erde/ oder in die Ecken/ und Hölen der Wälle. Sie sind so harter Natur/ daß ob sie schon todt zu sein scheinen/ dennoch sie das Leben in sich verborgen haben.

Es hat sich zugetragen/ das in einer Mühlen einer auß Kurtzweil einen schollen Eyß/ worinnen ein Frosch befrohren gewesen/ in die warmen Stuben gebracht / und hinter einen andren welcher nichts davon gewust/ und bey dem Ofen gesessen / niedergeleget: Nachdem das Eyß zerschmoltzen/ und der Frosch warm worden / begunte er zu quacken und zu coaxen/ wovon der an-

nicht geschehen/ da kam die Spinne / als sie ihren Erbfeind ansichtig worden/ herab/ von ihrem Gewebe/ und gab der Kröten einen Stich/ davon sie sehr dick auffgeschwollen/ aber doch nicht abfiel/ als sie diß sahe/ kam sie zum andren mahl herunter/ und gab ihr noch einen Stich/ welcher sie noch hefftiger auffschwellen machte/ doch bliebe sie noch sitzen/ endlich kam die Spinne zum dritten mahl herunter/ und stach die Kröte dermassen/ daß sie herab fallen und sterben müste: Das war ein getreuer Dienst/ den die Spinne ihrem Haußwirth erzeigete.

Hertzog Friderich zu Sachsen ließ die Kröten abziehen/ in der Sonnen dörren / und diejenigen/ so Blutstürtzung hatten/ die nicht zu stillen war/ in der Hand halten/ biß es warm wurde/ und war dieses zum Blutstillen ein bewehrtes Mittel.

Von den Fröschen.

ES ist unnöhtig/ von der Frösche Gestalt und Beschaffenheit/ als einer ohne das überall bekanten Sache/ viel zu melden.

Ihr Hintertheil ist fleischig/ haben fünff lange Klauen mit einem Fließ zusammen gefügt/ damit sie soviel besser schwimmen können: Das Weiblein übertrifft an Grösse das Männlein.

Wann sie leichen/ sitzet das Männlein mit den Vorderfüssen auff dem Weiblein / uñ fasset dasselbe damit umb den Halß/ mit den Hintersten umb den Hinterleib/ lassen also ihr Leich schiessen. Plinius bezeuget/ das sie einige stücklein Fleisch gebären/ woran nichts als die Augen und der Schwantz. Ihr Leich oder Eyer werden an den Ufern und Rande der Pfützen/ Brunnen/ und Morasten außgeworffen und gefunden/ bevor ab da viel Bintzen/ Lilien und Müntze stehet/ und sind solche gleichsamb mit einem zusammen geknüpfften Faden aneinander gefüget/ haben die Gestalt/ als wie etwa schwartzes gehacktes Fleisch. Sie fressen die schwimmende Bernlein/ Bienen/ und todte Maulwürffe. Des Winters scheinen sie als todt/ und verbergen sich in die Erde/ oder in die Ecken/ und Hölen der Wälle. Sie sind so harter Natur/ daß ob sie schon todt zu sein scheinen/ dennoch sie das Leben in sich verborgen haben.

Es hat sich zugetragen/ das in einer Mühlen einer auß Kurtzweil einen schollen Eyß/ worinnen ein Frosch befrohren gewesen/ in die warmen Stuben gebracht / und hinter einen andren welcher nichts davon gewust/ und bey dem Ofen gesessen / niedergeleget: Nachdem das Eyß zerschmoltzen/ und der Frosch warm worden / begunte er zu quacken und zu coaxen/ wovon der an-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0129" n="125"/>
nicht geschehen/ da kam die Spinne                     / als sie ihren Erbfeind ansichtig worden/ herab/ von ihrem Gewebe/ und gab                      der Kröten einen Stich/ davon sie sehr dick auffgeschwollen/ aber doch nicht                      abfiel/ als sie diß sahe/ kam sie zum andren mahl herunter/ und gab ihr noch                      einen Stich/ welcher sie noch hefftiger auffschwellen machte/ doch bliebe sie                      noch sitzen/ endlich kam die Spinne zum dritten mahl herunter/ und stach die                      Kröte dermassen/ daß sie herab fallen und sterben müste: Das war ein getreuer                      Dienst/ den die Spinne ihrem Haußwirth erzeigete.</p>
        <p>Hertzog Friderich zu Sachsen ließ die Kröten abziehen/ in der Sonnen dörren /                      und diejenigen/ so Blutstürtzung hatten/ die nicht zu stillen war/ in der                      Hand halten/ biß es warm wurde/ und war dieses zum Blutstillen ein bewehrtes                      Mittel.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Von den Fröschen.</head>
        <p>ES ist unnöhtig/ von der Frösche Gestalt und Beschaffenheit/ als einer ohne das                      überall bekanten Sache/ viel zu melden.</p>
        <p>Ihr Hintertheil ist fleischig/ haben fünff lange Klauen mit einem Fließ zusammen                      gefügt/ damit sie soviel besser schwimmen können: Das Weiblein übertrifft an                      Grösse das Männlein.</p>
        <p>Wann sie leichen/ sitzet das Männlein mit den Vorderfüssen auff dem Weiblein /                      un&#x0303; fasset dasselbe damit umb den Halß/ mit den Hintersten umb den                      Hinterleib/ lassen also ihr Leich schiessen. Plinius bezeuget/ das sie einige                      stücklein Fleisch gebären/ woran nichts als die Augen und der Schwantz. Ihr                      Leich oder Eyer werden an den Ufern und Rande der Pfützen/ Brunnen/ und                      Morasten außgeworffen und gefunden/ bevor ab da viel Bintzen/ Lilien und                      Müntze stehet/ und sind solche gleichsamb mit einem zusammen geknüpfften Faden                      aneinander gefüget/ haben die Gestalt/ als wie etwa schwartzes gehacktes                      Fleisch. Sie fressen die schwimmende Bernlein/ Bienen/ und todte Maulwürffe.                      Des Winters scheinen sie als todt/ und verbergen sich in die Erde/ oder in die                      Ecken/ und Hölen der Wälle. Sie sind so harter Natur/ daß ob sie schon todt zu                      sein scheinen/ dennoch sie das Leben in sich verborgen haben.</p>
        <p>Es hat sich zugetragen/ das in einer Mühlen einer auß Kurtzweil einen schollen                      Eyß/ worinnen ein Frosch befrohren gewesen/ in die warmen Stuben gebracht /                      und hinter einen andren welcher nichts davon gewust/ und bey dem Ofen gesessen                     / niedergeleget: Nachdem das Eyß zerschmoltzen/ und der Frosch warm worden /                      begunte er zu quacken und zu coaxen/ wovon der an-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0129] nicht geschehen/ da kam die Spinne / als sie ihren Erbfeind ansichtig worden/ herab/ von ihrem Gewebe/ und gab der Kröten einen Stich/ davon sie sehr dick auffgeschwollen/ aber doch nicht abfiel/ als sie diß sahe/ kam sie zum andren mahl herunter/ und gab ihr noch einen Stich/ welcher sie noch hefftiger auffschwellen machte/ doch bliebe sie noch sitzen/ endlich kam die Spinne zum dritten mahl herunter/ und stach die Kröte dermassen/ daß sie herab fallen und sterben müste: Das war ein getreuer Dienst/ den die Spinne ihrem Haußwirth erzeigete. Hertzog Friderich zu Sachsen ließ die Kröten abziehen/ in der Sonnen dörren / und diejenigen/ so Blutstürtzung hatten/ die nicht zu stillen war/ in der Hand halten/ biß es warm wurde/ und war dieses zum Blutstillen ein bewehrtes Mittel. Von den Fröschen. ES ist unnöhtig/ von der Frösche Gestalt und Beschaffenheit/ als einer ohne das überall bekanten Sache/ viel zu melden. Ihr Hintertheil ist fleischig/ haben fünff lange Klauen mit einem Fließ zusammen gefügt/ damit sie soviel besser schwimmen können: Das Weiblein übertrifft an Grösse das Männlein. Wann sie leichen/ sitzet das Männlein mit den Vorderfüssen auff dem Weiblein / uñ fasset dasselbe damit umb den Halß/ mit den Hintersten umb den Hinterleib/ lassen also ihr Leich schiessen. Plinius bezeuget/ das sie einige stücklein Fleisch gebären/ woran nichts als die Augen und der Schwantz. Ihr Leich oder Eyer werden an den Ufern und Rande der Pfützen/ Brunnen/ und Morasten außgeworffen und gefunden/ bevor ab da viel Bintzen/ Lilien und Müntze stehet/ und sind solche gleichsamb mit einem zusammen geknüpfften Faden aneinander gefüget/ haben die Gestalt/ als wie etwa schwartzes gehacktes Fleisch. Sie fressen die schwimmende Bernlein/ Bienen/ und todte Maulwürffe. Des Winters scheinen sie als todt/ und verbergen sich in die Erde/ oder in die Ecken/ und Hölen der Wälle. Sie sind so harter Natur/ daß ob sie schon todt zu sein scheinen/ dennoch sie das Leben in sich verborgen haben. Es hat sich zugetragen/ das in einer Mühlen einer auß Kurtzweil einen schollen Eyß/ worinnen ein Frosch befrohren gewesen/ in die warmen Stuben gebracht / und hinter einen andren welcher nichts davon gewust/ und bey dem Ofen gesessen / niedergeleget: Nachdem das Eyß zerschmoltzen/ und der Frosch warm worden / begunte er zu quacken und zu coaxen/ wovon der an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/129
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/129>, abgerufen am 18.12.2024.