Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

Duel-Fechtern/ und allen so zu solchem Werck Handleistung thun/ andern zum Exempel und Abschrecken/ die leibes Straffe/ der Todt gedräuet wird.

Die Art der Frantzosen/ und den Unterscheid zwischen ihnen und den Spaniern außzutrücken/ haben die Sicilianer/ als die von beiden gute Erfahrung haben / folgende Sprüche gebrauchet. Die Frantzosen seyn weiser als sie scheinen; Und die Spanier scheinen weiser als sie seyn. Und gleich wie ein Spanier den höchsten Muht trägt/ wann ihm das Glück meist zu wieder läufft: also ist im Gegentheil der Frantzmann am allerungedültigsten/ kleinmühtig/ ja zu mahl gantz verwirret/ wann ihm daß Glück unfreundlich und grimmig ansiehet.

Franckreich hat viel Edelleute/ so wohl hohes als gemeinen Standes/ die ihr vermögen in prächtiger Kleidung/ herrlicher Hoffhaltung/ und Menge der Diener gnugsam an Tag geben.

In den bürgerlichen Stande findet man vortrefliche Kaufleute/ und sehr kunstreiche Handwercker. Der meistetheil der Bauren lebet sehr armselig/ dann waß sie über ihren nöhtigen und täglichen Gebrauch/ durch ihre saure Arbeit ersparen und erwerben/ wird von den Kisten und Kasten der Edelen alsobald verschlungen.

Paris die Haupt- und Konigliche Residentz-Stadt von Franckreich ist sehr Volckreich/ bestehend auß einem Mengel-Muß von Edelen/ Bürgern/ Pagen / Laqueen, und einer grossen menge armes Volcks; doch dabey ein rechtes Nest vor die Filtze/ und ein bequemes Schluffloch vor die Diebe.

Die Könige von Franckreich führen eine freye ohnumbschrenckte Herrschafft/ und seyn vom Pabst mit den Ehren-Namen des aller Christlichsten begabet/ wiewol sie an ihm so einen blinden Gehorsam/ gleich wie die Spanier/ nicht erweisen/ ja dürffen sich wol unterstehen/ denselben/ wegen weldlicher Streitigkeiten / selbsten in Italien mit ihren Krieges-Bänden anzufässeln/ so wenig achten sie seinen von andern Potentaten so sehr gefürchteten Bann und Ungnade. Die alten Einwohner von Franckreich haben den Abgott Mercurium über alle andere Götzen geehret/ und gedienet/ gleubend/ daß er wehre ein Erfinder aller Künste/ ein beschützer der Reisenden/ und ein beforderer des Kaufhandels.

Hernach ist Franckreich im Jahr 499. bey Regierung des Königes Clodovei zum Christlichen Glauben bekehret worden.

Duel-Fechtern/ und allen so zu solchem Werck Handleistung thun/ andern zum Exempel und Abschrecken/ die leibes Straffe/ der Todt gedräuet wird.

Die Art der Frantzosen/ und den Unterscheid zwischen ihnen und den Spaniern außzutrücken/ haben die Sicilianer/ als die von beiden gute Erfahrung haben / folgende Sprüche gebrauchet. Die Frantzosen seyn weiser als sie scheinen; Und die Spanier scheinen weiser als sie seyn. Und gleich wie ein Spanier den höchsten Muht trägt/ wann ihm das Glück meist zu wieder läufft: also ist im Gegentheil der Frantzmann am allerungedültigsten/ kleinmühtig/ ja zu mahl gantz verwirret/ wann ihm daß Glück unfreundlich und grimmig ansiehet.

Franckreich hat viel Edelleute/ so wohl hohes als gemeinen Standes/ die ihr vermögen in prächtiger Kleidung/ herrlicher Hoffhaltung/ und Menge der Diener gnugsam an Tag geben.

In den bürgerlichen Stande findet man vortrefliche Kaufleute/ und sehr kunstreiche Handwercker. Der meistetheil der Bauren lebet sehr armselig/ dann waß sie über ihren nöhtigen und täglichen Gebrauch/ durch ihre saure Arbeit ersparen und erwerben/ wird von den Kisten und Kasten der Edelen alsobald verschlungen.

Paris die Haupt- und Konigliche Residentz-Stadt von Franckreich ist sehr Volckreich/ bestehend auß einem Mengel-Muß von Edelen/ Bürgern/ Pagen / Laqueen, und einer grossen menge armes Volcks; doch dabey ein rechtes Nest vor die Filtze/ und ein bequemes Schluffloch vor die Diebe.

Die Könige von Franckreich führen eine freye ohnumbschrenckte Herrschafft/ und seyn vom Pabst mit den Ehren-Namen des aller Christlichsten begabet/ wiewol sie an ihm so einen blinden Gehorsam/ gleich wie die Spanier/ nicht erweisen/ ja dürffen sich wol unterstehen/ denselben/ wegen weldlicher Streitigkeiten / selbsten in Italien mit ihren Krieges-Bänden anzufässeln/ so wenig achten sie seinen von andern Potentaten so sehr gefürchteten Bann und Ungnade. Die alten Einwohner von Franckreich haben den Abgott Mercurium über alle andere Götzen geehret/ und gedienet/ gleubend/ daß er wehre ein Erfinder aller Künste/ ein beschützer der Reisenden/ und ein beforderer des Kaufhandels.

Hernach ist Franckreich im Jahr 499. bey Regierung des Königes Clodovei zum Christlichen Glauben bekehret worden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0090" n="78"/>
Duel-Fechtern/ und allen so zu                      solchem Werck Handleistung thun/ andern zum Exempel und Abschrecken/ die                      leibes Straffe/ der Todt gedräuet wird.</p>
        <p>Die Art der Frantzosen/ und den Unterscheid zwischen ihnen und den Spaniern                      außzutrücken/ haben die Sicilianer/ als die von beiden gute Erfahrung haben /                      folgende Sprüche gebrauchet. Die Frantzosen seyn weiser als sie scheinen; Und                      die Spanier scheinen weiser als sie seyn. Und gleich wie ein Spanier den                      höchsten Muht trägt/ wann ihm das Glück meist zu wieder läufft: also ist im                      Gegentheil der Frantzmann am allerungedültigsten/ kleinmühtig/ ja zu mahl                      gantz verwirret/ wann ihm daß Glück unfreundlich und grimmig ansiehet.</p>
        <p>Franckreich hat viel Edelleute/ so wohl hohes als gemeinen Standes/ die ihr                      vermögen in prächtiger Kleidung/ herrlicher Hoffhaltung/ und Menge der Diener                      gnugsam an Tag geben.</p>
        <p>In den bürgerlichen Stande findet man vortrefliche Kaufleute/ und sehr                      kunstreiche Handwercker. Der meistetheil der Bauren lebet sehr armselig/ dann                      waß sie über ihren nöhtigen und täglichen Gebrauch/ durch ihre saure Arbeit                      ersparen und erwerben/ wird von den Kisten und Kasten der Edelen alsobald                      verschlungen.</p>
        <p>Paris die Haupt- und Konigliche Residentz-Stadt von Franckreich ist sehr                      Volckreich/ bestehend auß einem Mengel-Muß von Edelen/ Bürgern/ Pagen /                      Laqueen, und einer grossen menge armes Volcks; doch dabey ein rechtes Nest vor                      die Filtze/ und ein bequemes Schluffloch vor die Diebe.</p>
        <p>Die Könige von Franckreich führen eine freye ohnumbschrenckte Herrschafft/ und                      seyn vom Pabst mit den Ehren-Namen des aller Christlichsten begabet/ wiewol sie                      an ihm so einen blinden Gehorsam/ gleich wie die Spanier/ nicht erweisen/ ja                      dürffen sich wol unterstehen/ denselben/ wegen weldlicher Streitigkeiten /                      selbsten in Italien mit ihren Krieges-Bänden anzufässeln/ so wenig achten sie                      seinen von andern Potentaten so sehr gefürchteten Bann und Ungnade. Die alten                      Einwohner von Franckreich haben den Abgott Mercurium über alle andere Götzen                      geehret/ und gedienet/ gleubend/ daß er wehre ein Erfinder aller Künste/ ein                      beschützer der Reisenden/ und ein beforderer des Kaufhandels.</p>
        <p>Hernach ist Franckreich im Jahr 499. bey Regierung des Königes Clodovei zum                      Christlichen Glauben bekehret worden.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0090] Duel-Fechtern/ und allen so zu solchem Werck Handleistung thun/ andern zum Exempel und Abschrecken/ die leibes Straffe/ der Todt gedräuet wird. Die Art der Frantzosen/ und den Unterscheid zwischen ihnen und den Spaniern außzutrücken/ haben die Sicilianer/ als die von beiden gute Erfahrung haben / folgende Sprüche gebrauchet. Die Frantzosen seyn weiser als sie scheinen; Und die Spanier scheinen weiser als sie seyn. Und gleich wie ein Spanier den höchsten Muht trägt/ wann ihm das Glück meist zu wieder läufft: also ist im Gegentheil der Frantzmann am allerungedültigsten/ kleinmühtig/ ja zu mahl gantz verwirret/ wann ihm daß Glück unfreundlich und grimmig ansiehet. Franckreich hat viel Edelleute/ so wohl hohes als gemeinen Standes/ die ihr vermögen in prächtiger Kleidung/ herrlicher Hoffhaltung/ und Menge der Diener gnugsam an Tag geben. In den bürgerlichen Stande findet man vortrefliche Kaufleute/ und sehr kunstreiche Handwercker. Der meistetheil der Bauren lebet sehr armselig/ dann waß sie über ihren nöhtigen und täglichen Gebrauch/ durch ihre saure Arbeit ersparen und erwerben/ wird von den Kisten und Kasten der Edelen alsobald verschlungen. Paris die Haupt- und Konigliche Residentz-Stadt von Franckreich ist sehr Volckreich/ bestehend auß einem Mengel-Muß von Edelen/ Bürgern/ Pagen / Laqueen, und einer grossen menge armes Volcks; doch dabey ein rechtes Nest vor die Filtze/ und ein bequemes Schluffloch vor die Diebe. Die Könige von Franckreich führen eine freye ohnumbschrenckte Herrschafft/ und seyn vom Pabst mit den Ehren-Namen des aller Christlichsten begabet/ wiewol sie an ihm so einen blinden Gehorsam/ gleich wie die Spanier/ nicht erweisen/ ja dürffen sich wol unterstehen/ denselben/ wegen weldlicher Streitigkeiten / selbsten in Italien mit ihren Krieges-Bänden anzufässeln/ so wenig achten sie seinen von andern Potentaten so sehr gefürchteten Bann und Ungnade. Die alten Einwohner von Franckreich haben den Abgott Mercurium über alle andere Götzen geehret/ und gedienet/ gleubend/ daß er wehre ein Erfinder aller Künste/ ein beschützer der Reisenden/ und ein beforderer des Kaufhandels. Hernach ist Franckreich im Jahr 499. bey Regierung des Königes Clodovei zum Christlichen Glauben bekehret worden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/90
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/90>, abgerufen am 25.11.2024.