Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.die Niederländer/ wie auch die Engelländer/ die Ost-Indische Köstlichkeiten und Specereyen/ nicht mehr auß Hispanien oder Portugal/ wie sie ehemals gewohnet wahren/ abholeten/ sondern selber die mühsame und langwierige Reise nacher Indien annahmen/ und viel köstliche Schätze und Specereyen mit guten Gewinst zu rückbrachten. Wie sehr dieses den Portugiesen vors Haupt gestossen/ ist leicht zu erachten/ in dem sie nicht allein verspüreten einen geringern Abgang ihrer Waaren/ sondern wurden auch mit der Zeit auß ihren Festungen und Befestigungen ausgetrieben. Weswegen sie keinen Fleiß noch Kosten gesparet/ umb solches zu verhindern/ und sich unterstanden/ wiewol vergebens/ der Niederländer Credit bey den Indianischen Königen so wohl heimlich als offentlich zu schwächen und umbzustossen/ und dieselbe vor Seeschäumer und Rebellen wieder ihre ordentliche Obrigkeit außzuschreyen und zuvernichtigen. Die Vornehmste und mächtigste Residentzen der Unterkönigen in den Morgen-Ländern seyn in Goa belegen. Diese Unterkönige seyn mit Königlicher Macht und Authorität versehen/ doch aber umbs dritte Jahr werden dieselbe durch ihre Succ essores abgewechselt/ welches einig und allein die Ursach ist/ daß das Interesse des Königes und der Gemeine so übel wird gehandhabet/ den diese Vice-Roye. oder Unterkönige/ wenden bey Erwegung der kurtzen Zeit ihrer Regierung allen Fleiß an/ ihren ledigen Beutel Kasten und Kisten mit den Ost-Indischen Schätzen zu erfüllen/ damit/ wann sie nu wieder in Portugal angelanget seyn/ einen prächtigen/ sothanen grossen Personen geziemenden Staat reichlich unterhalten und außführen mögen. Die hochmühtige stoltze und faule Art der Hispanier haben die Portugiesen so wohl eingesogen/ daß sie den andern darinnen gar nicht weichen; Man sehe nur einen portugiesischen Soldaten in den Ost-Ländern/ und vornehmblich zu Goa, keiner ist/ wiewohl seine Gagie nicht übergroß ist/ der ihm nicht durch einen Sclaven dienen/ und wenn er außgehet/ einen Sonnenschein über den Haupt hertragen lassen. In ihrer Haußhaltung seyn die Portugiesen ein jeder nach seinem Stande und Qualitäten sehr Magnific/ in ihrem Gange bezeigen sie eine besondere Gravität / und im Grüssen gebrauchen sie grosse beselos Manos, den Leib beugend / die Niederländer/ wie auch die Engelländer/ die Ost-Indische Köstlichkeiten und Specereyen/ nicht mehr auß Hispanien oder Portugal/ wie sie ehemals gewohnet wahren/ abholeten/ sondern selber die mühsame und langwierige Reise nacher Indien annahmen/ und viel köstliche Schätze und Specereyen mit guten Gewinst zu rückbrachten. Wie sehr dieses den Portugiesen vors Haupt gestossen/ ist leicht zu erachten/ in dem sie nicht allein verspüreten einen geringern Abgang ihrer Waaren/ sondern wurden auch mit der Zeit auß ihren Festungen und Befestigungen ausgetrieben. Weswegen sie keinen Fleiß noch Kosten gesparet/ umb solches zu verhindern/ und sich unterstanden/ wiewol vergebens/ der Niederländer Credit bey den Indianischen Königen so wohl heimlich als offentlich zu schwächen und umbzustossen/ und dieselbe vor Seeschäumer und Rebellen wieder ihre ordentliche Obrigkeit außzuschreyen und zuvernichtigen. Die Vornehmste und mächtigste Residentzen der Unterkönigen in den Morgen-Ländern seyn in Goa belegen. Diese Unterkönige seyn mit Königlicher Macht und Authorität versehen/ doch aber umbs dritte Jahr werden dieselbe durch ihre Succ essores abgewechselt/ welches einig und allein die Ursach ist/ daß das Interesse des Königes und der Gemeine so übel wird gehandhabet/ den diese Vice-Roye. oder Unterkönige/ wenden bey Erwegung der kurtzen Zeit ihrer Regierung allen Fleiß an/ ihren ledigen Beutel Kasten und Kisten mit den Ost-Indischen Schätzen zu erfüllen/ damit/ wann sie nu wieder in Portugal angelanget seyn/ einen prächtigen/ sothanen grossen Personen geziemenden Staat reichlich unterhalten und außführen mögen. Die hochmühtige stoltze und faule Art der Hispanier haben die Portugiesen so wohl eingesogen/ daß sie den andern darinnen gar nicht weichen; Man sehe nur einen portugiesischen Soldaten in den Ost-Ländern/ und vornehmblich zu Goa, keiner ist/ wiewohl seine Gagie nicht übergroß ist/ der ihm nicht durch einen Sclaven dienen/ und wenn er außgehet/ einen Sonnenschein über den Haupt hertragen lassen. In ihrer Haußhaltung seyn die Portugiesen ein jeder nach seinem Stande und Qualitäten sehr Magnific/ in ihrem Gange bezeigen sie eine besondere Gravität / und im Grüssen gebrauchen sie grosse beselos Manos, den Leib beugend / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0083" n="71"/> die Niederländer/ wie auch die Engelländer/ die Ost-Indische Köstlichkeiten und Specereyen/ nicht mehr auß Hispanien oder Portugal/ wie sie ehemals gewohnet wahren/ abholeten/ sondern selber die mühsame und langwierige Reise nacher Indien annahmen/ und viel köstliche Schätze und Specereyen mit guten Gewinst zu rückbrachten. Wie sehr dieses den Portugiesen vors Haupt gestossen/ ist leicht zu erachten/ in dem sie nicht allein verspüreten einen geringern Abgang ihrer Waaren/ sondern wurden auch mit der Zeit auß ihren Festungen und Befestigungen ausgetrieben. Weswegen sie keinen Fleiß noch Kosten gesparet/ umb solches zu verhindern/ und sich unterstanden/ wiewol vergebens/ der Niederländer Credit bey den Indianischen Königen so wohl heimlich als offentlich zu schwächen und umbzustossen/ und dieselbe vor Seeschäumer und Rebellen wieder ihre ordentliche Obrigkeit außzuschreyen und zuvernichtigen.</p> <p>Die Vornehmste und mächtigste Residentzen der Unterkönigen in den Morgen-Ländern seyn in Goa belegen. Diese Unterkönige seyn mit Königlicher Macht und Authorität versehen/ doch aber umbs dritte Jahr werden dieselbe durch ihre Succ essores abgewechselt/ welches einig und allein die Ursach ist/ daß das Interesse des Königes und der Gemeine so übel wird gehandhabet/ den diese Vice-Roye. oder Unterkönige/ wenden bey Erwegung der kurtzen Zeit ihrer Regierung allen Fleiß an/ ihren ledigen Beutel Kasten und Kisten mit den Ost-Indischen Schätzen zu erfüllen/ damit/ wann sie nu wieder in Portugal angelanget seyn/ einen prächtigen/ sothanen grossen Personen geziemenden Staat reichlich unterhalten und außführen mögen. Die hochmühtige stoltze und faule Art der Hispanier haben die Portugiesen so wohl eingesogen/ daß sie den andern darinnen gar nicht weichen; Man sehe nur einen portugiesischen Soldaten in den Ost-Ländern/ und vornehmblich zu Goa, keiner ist/ wiewohl seine Gagie nicht übergroß ist/ der ihm nicht durch einen Sclaven dienen/ und wenn er außgehet/ einen Sonnenschein über den Haupt hertragen lassen.</p> <p>In ihrer Haußhaltung seyn die Portugiesen ein jeder nach seinem Stande und Qualitäten sehr Magnific/ in ihrem Gange bezeigen sie eine besondere Gravität / und im Grüssen gebrauchen sie grosse beselos Manos, den Leib beugend / </p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0083]
die Niederländer/ wie auch die Engelländer/ die Ost-Indische Köstlichkeiten und Specereyen/ nicht mehr auß Hispanien oder Portugal/ wie sie ehemals gewohnet wahren/ abholeten/ sondern selber die mühsame und langwierige Reise nacher Indien annahmen/ und viel köstliche Schätze und Specereyen mit guten Gewinst zu rückbrachten. Wie sehr dieses den Portugiesen vors Haupt gestossen/ ist leicht zu erachten/ in dem sie nicht allein verspüreten einen geringern Abgang ihrer Waaren/ sondern wurden auch mit der Zeit auß ihren Festungen und Befestigungen ausgetrieben. Weswegen sie keinen Fleiß noch Kosten gesparet/ umb solches zu verhindern/ und sich unterstanden/ wiewol vergebens/ der Niederländer Credit bey den Indianischen Königen so wohl heimlich als offentlich zu schwächen und umbzustossen/ und dieselbe vor Seeschäumer und Rebellen wieder ihre ordentliche Obrigkeit außzuschreyen und zuvernichtigen.
Die Vornehmste und mächtigste Residentzen der Unterkönigen in den Morgen-Ländern seyn in Goa belegen. Diese Unterkönige seyn mit Königlicher Macht und Authorität versehen/ doch aber umbs dritte Jahr werden dieselbe durch ihre Succ essores abgewechselt/ welches einig und allein die Ursach ist/ daß das Interesse des Königes und der Gemeine so übel wird gehandhabet/ den diese Vice-Roye. oder Unterkönige/ wenden bey Erwegung der kurtzen Zeit ihrer Regierung allen Fleiß an/ ihren ledigen Beutel Kasten und Kisten mit den Ost-Indischen Schätzen zu erfüllen/ damit/ wann sie nu wieder in Portugal angelanget seyn/ einen prächtigen/ sothanen grossen Personen geziemenden Staat reichlich unterhalten und außführen mögen. Die hochmühtige stoltze und faule Art der Hispanier haben die Portugiesen so wohl eingesogen/ daß sie den andern darinnen gar nicht weichen; Man sehe nur einen portugiesischen Soldaten in den Ost-Ländern/ und vornehmblich zu Goa, keiner ist/ wiewohl seine Gagie nicht übergroß ist/ der ihm nicht durch einen Sclaven dienen/ und wenn er außgehet/ einen Sonnenschein über den Haupt hertragen lassen.
In ihrer Haußhaltung seyn die Portugiesen ein jeder nach seinem Stande und Qualitäten sehr Magnific/ in ihrem Gange bezeigen sie eine besondere Gravität / und im Grüssen gebrauchen sie grosse beselos Manos, den Leib beugend /
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/83>, abgerufen am 22.07.2024. |