Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.Ihre Wohnungen seyn ins runde von Reht auffgebauet/ und mit Palm-Blättern oben dichte zugeflochten. An statt eines Eides/ und zu Befestigung der Freundschafft/ lassen sie einige Tropfen Wassers in die Augen fallen; Dan als die Nieder-Länder zu erst diese Cüste mit ihren Schiffen eröffneten/ dürfften die Einwohner nicht ans Ufer kommen/ ehe und bevor dieselbe die Finger in die See steckten/ und 3. mahl die Tropffen Wassers in die Augen liessen trüpffen. Sie seyn ins gemein gute Schwimmer und Fischer. In ihren essen gebrauchen die Männer eine sonderbare Gravität/ denn sie leyden nicht/ daß die Frauen zugleich mit ihnen ihre Speise geniessen/ sondern müssen / so lange die Mahlzeit dauret/ zu dienste stehen. Der Gold-Handel wird unter diesen Moren selbst auf eine absonderliche weise getrieben/ so daß die jenige/ die mit einander handeln/ sich nie zu sehen bekommen; Dann ein jeder bringt seine Waaren auff einen besondern Platz/ und lassen sie alda stehen/ biß daß die andern kommen/ und legen dagegen so viel Goldes als ihnen düncket mit dem Wehrt über ein zukommen; Da ihnen nu der Preiß anstehet/ wird es weggenommen/ wo nicht/ wird endlich durch zu thun und beylegen/ mehrerer quantität/ der Ackord getroffen; Und solches geschicht / ohne daß ein oder ander Theil etwas von seinen Waaren solte verlieren/ oder ihm eutfrembdet werden. Wann jemand verstirbet/ treiben sie grosse Ungeberden/ so vier oder fünff Tage währet/ in zwischen vergessen sie nit sich toll und voll zu sauffen in Palm-Wein/ oder andern Geträncken. Darnach/ wird die Leiche mit pfeiffen und trommeln zum Grabe gebracht/ und setzen am Ende zu seinen Haubte einen Topff mit Wein oder Wasser/ auff daß er Durstes halber nicht vergehen solle. Viele unter diesen Heyden beten den Teufel an/ darumb wie sie lagen/ weil Gott ihnen nimmermehr böses thue/ aber der Teufel alle Tage. Von den Brasilianern. BRasilien/ davon dieß Volck ihren Nahmen hat/ ist an der festen Cüste von America oder West-Indien gelegen. Die Einwohner seyn von Leibe und Gliedern unserer Landes Art nicht ungleich/ nicht gar schwartz/ sondern wegen der Sonnen Hitze braunfärbig. Die Männer/ Frauen und Kinder gehen ohne einige Schamhaftigkeit meistentheils gantz nackendt/ außerhalb Ihre Wohnungen seyn ins runde von Reht auffgebauet/ und mit Palm-Blättern oben dichte zugeflochten. An statt eines Eides/ und zu Befestigung der Freundschafft/ lassen sie einige Tropfen Wassers in die Augen fallen; Dan als die Nieder-Länder zu erst diese Cüste mit ihren Schiffen eröffneten/ dürfften die Einwohner nicht ans Ufer kommen/ ehe und bevor dieselbe die Finger in die See steckten/ und 3. mahl die Tropffen Wassers in die Augen liessen trüpffen. Sie seyn ins gemein gute Schwimmer und Fischer. In ihren essen gebrauchen die Männer eine sonderbare Gravität/ denn sie leyden nicht/ daß die Frauen zugleich mit ihnen ihre Speise geniessen/ sondern müssen / so lange die Mahlzeit dauret/ zu dienste stehen. Der Gold-Handel wird unter diesen Moren selbst auf eine absonderliche weise getrieben/ so daß die jenige/ die mit einander handeln/ sich nie zu sehen bekommen; Dann ein jeder bringt seine Waaren auff einen besondern Platz/ und lassen sie alda stehen/ biß daß die andern kommen/ und legen dagegen so viel Goldes als ihnen düncket mit dem Wehrt über ein zukommen; Da ihnen nu der Preiß anstehet/ wird es weggenommen/ wo nicht/ wird endlich durch zu thun und beylegen/ mehrerer quantität/ der Ackord getroffen; Und solches geschicht / ohne daß ein oder ander Theil etwas von seinen Waaren solte verlieren/ oder ihm eutfrembdet werden. Wann jemand verstirbet/ treiben sie grosse Ungeberden/ so vier oder fünff Tage währet/ in zwischen vergessen sie nit sich toll uñ voll zu sauffen in Palm-Wein/ oder andern Geträncken. Darnach/ wird die Leiche mit pfeiffen und trommeln zum Grabe gebracht/ und setzen am Ende zu seinen Haubte einen Topff mit Wein oder Wasser/ auff daß er Durstes halber nicht vergehen solle. Viele unter diesen Heyden beten den Teufel an/ darumb wie sie lagen/ weil Gott ihnen nimmermehr böses thue/ aber der Teufel alle Tage. Von den Brasilianern. BRasilien/ davon dieß Volck ihren Nahmen hat/ ist an der festen Cüste von America oder West-Indien gelegen. Die Einwohner seyn von Leibe und Gliedern unserer Landes Art nicht ungleich/ nicht gar schwartz/ sondern wegen der Sonnen Hitze braunfärbig. Die Männer/ Frauen und Kinder gehen ohne einige Schamhaftigkeit meistentheils gantz nackendt/ außerhalb <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0055" n="43"/> <p>Ihre Wohnungen seyn ins runde von Reht auffgebauet/ und mit Palm-Blättern oben dichte zugeflochten.</p> <p>An statt eines Eides/ und zu Befestigung der Freundschafft/ lassen sie einige Tropfen Wassers in die Augen fallen; Dan als die Nieder-Länder zu erst diese Cüste mit ihren Schiffen eröffneten/ dürfften die Einwohner nicht ans Ufer kommen/ ehe und bevor dieselbe die Finger in die See steckten/ und 3. mahl die Tropffen Wassers in die Augen liessen trüpffen. Sie seyn ins gemein gute Schwimmer und Fischer.</p> <p>In ihren essen gebrauchen die Männer eine sonderbare Gravität/ denn sie leyden nicht/ daß die Frauen zugleich mit ihnen ihre Speise geniessen/ sondern müssen / so lange die Mahlzeit dauret/ zu dienste stehen.</p> <p>Der Gold-Handel wird unter diesen Moren selbst auf eine absonderliche weise getrieben/ so daß die jenige/ die mit einander handeln/ sich nie zu sehen bekommen; Dann ein jeder bringt seine Waaren auff einen besondern Platz/ und lassen sie alda stehen/ biß daß die andern kommen/ und legen dagegen so viel Goldes als ihnen düncket mit dem Wehrt über ein zukommen; Da ihnen nu der Preiß anstehet/ wird es weggenommen/ wo nicht/ wird endlich durch zu thun und beylegen/ mehrerer quantität/ der Ackord getroffen; Und solches geschicht / ohne daß ein oder ander Theil etwas von seinen Waaren solte verlieren/ oder ihm eutfrembdet werden.</p> <p>Wann jemand verstirbet/ treiben sie grosse Ungeberden/ so vier oder fünff Tage währet/ in zwischen vergessen sie nit sich toll uñ voll zu sauffen in Palm-Wein/ oder andern Geträncken. Darnach/ wird die Leiche mit pfeiffen und trommeln zum Grabe gebracht/ und setzen am Ende zu seinen Haubte einen Topff mit Wein oder Wasser/ auff daß er Durstes halber nicht vergehen solle.</p> <p>Viele unter diesen Heyden beten den Teufel an/ darumb wie sie lagen/ weil Gott ihnen nimmermehr böses thue/ aber der Teufel alle Tage.</p> </div> <div> <head>Von den Brasilianern.</head> <p>BRasilien/ davon dieß Volck ihren Nahmen hat/ ist an der festen Cüste von America oder West-Indien gelegen. Die Einwohner seyn von Leibe und Gliedern unserer Landes Art nicht ungleich/ nicht gar schwartz/ sondern wegen der Sonnen Hitze braunfärbig. Die Männer/ Frauen und Kinder gehen ohne einige Schamhaftigkeit meistentheils gantz nackendt/ außerhalb </p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0055]
Ihre Wohnungen seyn ins runde von Reht auffgebauet/ und mit Palm-Blättern oben dichte zugeflochten.
An statt eines Eides/ und zu Befestigung der Freundschafft/ lassen sie einige Tropfen Wassers in die Augen fallen; Dan als die Nieder-Länder zu erst diese Cüste mit ihren Schiffen eröffneten/ dürfften die Einwohner nicht ans Ufer kommen/ ehe und bevor dieselbe die Finger in die See steckten/ und 3. mahl die Tropffen Wassers in die Augen liessen trüpffen. Sie seyn ins gemein gute Schwimmer und Fischer.
In ihren essen gebrauchen die Männer eine sonderbare Gravität/ denn sie leyden nicht/ daß die Frauen zugleich mit ihnen ihre Speise geniessen/ sondern müssen / so lange die Mahlzeit dauret/ zu dienste stehen.
Der Gold-Handel wird unter diesen Moren selbst auf eine absonderliche weise getrieben/ so daß die jenige/ die mit einander handeln/ sich nie zu sehen bekommen; Dann ein jeder bringt seine Waaren auff einen besondern Platz/ und lassen sie alda stehen/ biß daß die andern kommen/ und legen dagegen so viel Goldes als ihnen düncket mit dem Wehrt über ein zukommen; Da ihnen nu der Preiß anstehet/ wird es weggenommen/ wo nicht/ wird endlich durch zu thun und beylegen/ mehrerer quantität/ der Ackord getroffen; Und solches geschicht / ohne daß ein oder ander Theil etwas von seinen Waaren solte verlieren/ oder ihm eutfrembdet werden.
Wann jemand verstirbet/ treiben sie grosse Ungeberden/ so vier oder fünff Tage währet/ in zwischen vergessen sie nit sich toll uñ voll zu sauffen in Palm-Wein/ oder andern Geträncken. Darnach/ wird die Leiche mit pfeiffen und trommeln zum Grabe gebracht/ und setzen am Ende zu seinen Haubte einen Topff mit Wein oder Wasser/ auff daß er Durstes halber nicht vergehen solle.
Viele unter diesen Heyden beten den Teufel an/ darumb wie sie lagen/ weil Gott ihnen nimmermehr böses thue/ aber der Teufel alle Tage.
Von den Brasilianern. BRasilien/ davon dieß Volck ihren Nahmen hat/ ist an der festen Cüste von America oder West-Indien gelegen. Die Einwohner seyn von Leibe und Gliedern unserer Landes Art nicht ungleich/ nicht gar schwartz/ sondern wegen der Sonnen Hitze braunfärbig. Die Männer/ Frauen und Kinder gehen ohne einige Schamhaftigkeit meistentheils gantz nackendt/ außerhalb
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/55 |
Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/55>, abgerufen am 22.07.2024. |