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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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auff/ nehmen das Eingeweide und die Därme herauß/ schneidens in Stücke/ und fressens also roh und warm aus der Hand/ ungeachtet es von dem Unflaht nicht gesäubert/ sondern das gröbeste nur außgeschüttet ist/ womit sich etliche unter dem Angesicht beschmieren/ und scheinet daß ihnen diese Würste sonderliche lecker Bißlein seyn/ weil sie dieselbe so begierich einschlingen.

Ihr Getränck ist Wasser oder Milch von ihren Vieh. Sie trincken auch sehr gerne Brandte-Wein/ Spannischen Wein oder ander starckes Geträncke/ wie auch Toback; Doch können sie ungewohnheit halber nicht viel vertragen/ und werden von einen wenigen sat/ und gantz truncken/ und stellen sich alsdenn mit schreyen / tantzen und springen sehr ungeberdig an/ welches kurtzweilich und wunderlich an zusehen ist.

Ihre wilde Art zu leben wollen sie gar nicht verlassen/ wie auß nachfolgender begebenheit zu ersehen; Auß Befehl der Ost-Indischen Compagnie/ hat man einen von diesen Leuten nacher Batavia mit genommen/ und denselben auf Holländisch gekleidet/ umb zusehen/ ob er besser manieren annehmen wolte; Als aber derselbe/ nach verlauff einiger Jahren/ wiederumb nach dieser Cabo übergeführet würde/ blieb er einige Zeit am Gestade/ doch endlich verwarff er den hollandischen Habit/ und verfügete sich/ mit seinen Schmutzigten Fell umbhangen/ nach seiner eigenen landes Art/ worauß erschien/ das ihm sothane lebens Art am besten gefallen müste.

Sie seyn über die masse schnell im Lauffen/ daß sie nicht leichtlich erholet werden können/ solches die Holländer wol erfahren/ zu der Zeit/ da sie Krieg wieder dieselbe führeten/ denn wie viel mühe und List sie auch anwendeten / haben sie doch dieselbe nie ertappen können. Der Streit entstunde daher/ weil die Holländer ohnweit der Cüste/ ihre Säe-Länder zu weit außstrecketen/ und dadurch an ihrer Viehe-Weide sie verkürtzeten.

In ihren Heyrahten und Freyen haben sie diesen gebrauch: Wer eine Frau begehret / spricht die Eltern der Braut darumb an/ und wann dieselbe in die Ehre willigen / ist die Tochter gehalten selbige Person zu ihren Bräutigamb und Mann anzunehmen. Worauff sie dem Bräutigam/ an stat einer güldenen Ketten/ einen fetten Kuh-Darm um den Halß wirfft/ welchen er so lange tragen muß/ biß er zerschlissen von ihm selber abfällt. Welches bey ihnen so viel als die Copulation und befästigung der Ehe ist.

Sie leben und wohnen in kleinen Laub-Hütten/ darin sie als das Vieh durcheinander liegen/ wann sie sitzen gehen/ setzen sie sich auff die Hacken; Sie

auff/ nehmen das Eingeweide und die Därme herauß/ schneidens in Stücke/ und fressens also roh und warm aus der Hand/ ungeachtet es von dem Unflaht nicht gesäubert/ sondern das gröbeste nur außgeschüttet ist/ womit sich etliche unter dem Angesicht beschmieren/ und scheinet daß ihnen diese Würste sonderliche lecker Bißlein seyn/ weil sie dieselbe so begierich einschlingen.

Ihr Getränck ist Wasser oder Milch von ihren Vieh. Sie trincken auch sehr gerne Brandte-Wein/ Spannischen Wein oder ander starckes Geträncke/ wie auch Toback; Doch können sie ungewohnheit halber nicht viel vertragen/ und werden von einen wenigen sat/ und gantz truncken/ und stellen sich alsdenn mit schreyen / tantzen und springen sehr ungeberdig an/ welches kurtzweilich und wunderlich an zusehen ist.

Ihre wilde Art zu leben wollen sie gar nicht verlassen/ wie auß nachfolgender begebenheit zu ersehen; Auß Befehl der Ost-Indischen Compagnie/ hat man einen von diesen Leuten nacher Batavia mit genommen/ und denselben auf Holländisch gekleidet/ umb zusehen/ ob er besser manieren annehmen wolte; Als aber derselbe/ nach verlauff einiger Jahren/ wiederumb nach dieser Cabo übergeführet würde/ blieb er einige Zeit am Gestade/ doch endlich verwarff er den hollandischen Habit/ und verfügete sich/ mit seinen Schmutzigten Fell umbhangen/ nach seiner eigenen landes Art/ worauß erschien/ das ihm sothane lebens Art am besten gefallen müste.

Sie seyn über die masse schnell im Lauffen/ daß sie nicht leichtlich erholet werden können/ solches die Holländer wol erfahren/ zu der Zeit/ da sie Krieg wieder dieselbe führeten/ denn wie viel mühe und List sie auch anwendeten / haben sie doch dieselbe nie ertappen können. Der Streit entstunde daher/ weil die Holländer ohnweit der Cüste/ ihre Säe-Länder zu weit außstrecketen/ und dadurch an ihrer Viehe-Weide sie verkürtzeten.

In ihren Heyrahten und Freyen haben sie diesen gebrauch: Wer eine Frau begehret / spricht die Eltern der Braut darumb an/ und wann dieselbe in die Ehre willigen / ist die Tochter gehalten selbige Person zu ihren Bräutigamb und Mann anzunehmen. Worauff sie dem Bräutigam/ an stat einer güldenen Ketten/ einen fetten Kuh-Darm um den Halß wirfft/ welchen er so lange tragen muß/ biß er zerschlissen von ihm selber abfällt. Welches bey ihnen so viel als die Copulation und befästigung der Ehe ist.

Sie leben und wohnen in kleinen Laub-Hütten/ darin sie als das Vieh durcheinander liegen/ wann sie sitzen gehen/ setzen sie sich auff die Hacken; Sie

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        <p>Sie seyn über die masse schnell im Lauffen/ daß sie nicht leichtlich erholet                      werden können/ solches die Holländer wol erfahren/ zu der Zeit/ da sie Krieg                      wieder dieselbe führeten/ denn wie viel mühe und List sie auch anwendeten /                      haben sie doch dieselbe nie ertappen können. Der Streit entstunde daher/ weil                      die Holländer ohnweit der Cüste/ ihre Säe-Länder zu weit außstrecketen/ und                      dadurch an ihrer Viehe-Weide sie verkürtzeten.</p>
        <p>In ihren Heyrahten und Freyen haben sie diesen gebrauch: Wer eine Frau begehret /                      spricht die Eltern der Braut darumb an/ und wann dieselbe in die Ehre willigen                     / ist die Tochter gehalten selbige Person zu ihren Bräutigamb und Mann                      anzunehmen. Worauff sie dem Bräutigam/ an stat einer güldenen Ketten/ einen                      fetten Kuh-Darm um den Halß wirfft/ welchen er so lange tragen muß/ biß er                      zerschlissen von ihm selber abfällt. Welches bey ihnen so viel als die                      Copulation und befästigung der Ehe ist.</p>
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[37/0049] auff/ nehmen das Eingeweide und die Därme herauß/ schneidens in Stücke/ und fressens also roh und warm aus der Hand/ ungeachtet es von dem Unflaht nicht gesäubert/ sondern das gröbeste nur außgeschüttet ist/ womit sich etliche unter dem Angesicht beschmieren/ und scheinet daß ihnen diese Würste sonderliche lecker Bißlein seyn/ weil sie dieselbe so begierich einschlingen. Ihr Getränck ist Wasser oder Milch von ihren Vieh. Sie trincken auch sehr gerne Brandte-Wein/ Spannischen Wein oder ander starckes Geträncke/ wie auch Toback; Doch können sie ungewohnheit halber nicht viel vertragen/ und werden von einen wenigen sat/ und gantz truncken/ und stellen sich alsdenn mit schreyen / tantzen und springen sehr ungeberdig an/ welches kurtzweilich und wunderlich an zusehen ist. Ihre wilde Art zu leben wollen sie gar nicht verlassen/ wie auß nachfolgender begebenheit zu ersehen; Auß Befehl der Ost-Indischen Compagnie/ hat man einen von diesen Leuten nacher Batavia mit genommen/ und denselben auf Holländisch gekleidet/ umb zusehen/ ob er besser manieren annehmen wolte; Als aber derselbe/ nach verlauff einiger Jahren/ wiederumb nach dieser Cabo übergeführet würde/ blieb er einige Zeit am Gestade/ doch endlich verwarff er den hollandischen Habit/ und verfügete sich/ mit seinen Schmutzigten Fell umbhangen/ nach seiner eigenen landes Art/ worauß erschien/ das ihm sothane lebens Art am besten gefallen müste. Sie seyn über die masse schnell im Lauffen/ daß sie nicht leichtlich erholet werden können/ solches die Holländer wol erfahren/ zu der Zeit/ da sie Krieg wieder dieselbe führeten/ denn wie viel mühe und List sie auch anwendeten / haben sie doch dieselbe nie ertappen können. Der Streit entstunde daher/ weil die Holländer ohnweit der Cüste/ ihre Säe-Länder zu weit außstrecketen/ und dadurch an ihrer Viehe-Weide sie verkürtzeten. In ihren Heyrahten und Freyen haben sie diesen gebrauch: Wer eine Frau begehret / spricht die Eltern der Braut darumb an/ und wann dieselbe in die Ehre willigen / ist die Tochter gehalten selbige Person zu ihren Bräutigamb und Mann anzunehmen. Worauff sie dem Bräutigam/ an stat einer güldenen Ketten/ einen fetten Kuh-Darm um den Halß wirfft/ welchen er so lange tragen muß/ biß er zerschlissen von ihm selber abfällt. Welches bey ihnen so viel als die Copulation und befästigung der Ehe ist. Sie leben und wohnen in kleinen Laub-Hütten/ darin sie als das Vieh durcheinander liegen/ wann sie sitzen gehen/ setzen sie sich auff die Hacken; Sie

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/49>, abgerufen am 02.05.2024.