Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.Die alten Persianer hatten weder Tempel noch Altare noch Bilder/ sondern sie opfferten auff den Höhen der Berge/ dem Himmel/ der Sonnen/ dem Mond/ Feuer / Erde/ Wasser und Wind/ und beteten die als ihre Götter an. Aber heutiges Tages seyn sie mit der verfluchten Lehr deß Mahomeths eingenommen; sie nennen sich so wol als die Türcken Muselman; Sie beschneiden ihre Kinder im siebenden/ achten und neundten Jahr/ und damit sie die Schmertzen in Abnehmung der Vorhaut nicht fühlen/ machen sie dieselbe truncken mit süssem Geträncke. Sie haben auch mit den Türcken einen Alcoran/ aber nicht einerley Außlegung deß Alcorans/ nicht einerley Imame und Heiligen/ nicht einerley Kirchen-Ceremonien und Gebräuche/ nicht einerley Wunderwercke/ so ihre Heiligen gethan. Sie folgen der Secte deß Aaly, dahero werden sie von den Türcken für Ketzer gehalten. Sie halten ihren Feyertag gleich den Türcken am Freytage/ daß man sie von Jüden und Christen soll unterscheiden. Das Glocken-Geleute/ umb zur Kirchen zu kommen / ist bey ihnen nicht gebräuchlich/ sondern an deren statt haben sie Ruffer / die oben auff der Kirch oder Thurm stehen/ und das Volck zum Gebet zu kommen / lautes Halses zusammen ruffen. Von den Egyptern. DIe Egypter (sv vorzeiten unter dem Gebiet und Regiment ihrer eigenen Könige lebeten/ müssen jetzo dem Scepter Türckischer Regierung dienstbar sich unterwerffen) seyn von guter Leibes-disposition, geschwindes Verstandes/ doch etwas träge und faul/ fröliches Gemühtes/ zu Fressen/ Sauffen und fleischlichen Wollüsten sehr geneiget. Ihre Kleidung ist zierlich/ nicht so sehr ins Auge/ doch ins gemein sehr köstlich; Im Sommer tragen sie Röcke oder Hembde von dem allerfeinsten oder leichtesten Catoun-Leinwand/ aber im Winter von ihrem eigenen inländischen Tuch / mit Catoun unterfuttert. Ihre Röcke liegen oben glatt an/ und seyn unten weit / die Ärmel schliessen dicht und enge umb die Arme und Hände; Uber diese Röcke tragen die Vornehmsten einen andern von Settin/ Damast/ oder anderen kostbaren Europaeischen Zeuchen. Das Haupt decken sie mit einem Haupt-Bund. Ihre Schuhe seyn den Pantoffeln ehnlich/ welche hinten unter der Fersen mit Eisen beschlagen seyn. Die alten Persianer hatten weder Tempel noch Altare noch Bilder/ sondern sie opfferten auff den Höhen der Berge/ dem Himmel/ der Sonnen/ dem Mond/ Feuer / Erde/ Wasser uñ Wind/ und beteten die als ihre Götter an. Aber heutiges Tages seyn sie mit der verfluchten Lehr deß Mahomeths eingenommen; sie nennen sich so wol als die Türcken Muselman; Sie beschneiden ihre Kinder im siebenden/ achten und neundten Jahr/ und damit sie die Schmertzen in Abnehmung der Vorhaut nicht fühlen/ machen sie dieselbe truncken mit süssem Geträncke. Sie haben auch mit den Türcken einen Alcoran/ aber nicht einerley Außlegung deß Alcorans/ nicht einerley Imame und Heiligen/ nicht einerley Kirchen-Ceremonien und Gebräuche/ nicht einerley Wunderwercke/ so ihre Heiligen gethan. Sie folgen der Secte deß Aaly, dahero werden sie von den Türcken für Ketzer gehalten. Sie halten ihren Feyertag gleich den Türcken am Freytage/ daß man sie von Jüden und Christen soll unterscheiden. Das Glocken-Geleute/ umb zur Kirchen zu kommen / ist bey ihnen nicht gebräuchlich/ sondern an deren statt haben sie Ruffer / die oben auff der Kirch oder Thurm stehen/ und das Volck zum Gebet zu kommen / lautes Halses zusammen ruffen. Von den Egyptern. DIe Egypter (sv vorzeiten unter dem Gebiet und Regiment ihrer eigenen Könige lebeten/ müssen jetzo dem Scepter Türckischer Regierung dienstbar sich unterwerffen) seyn von guter Leibes-disposition, geschwindes Verstandes/ doch etwas träge und faul/ fröliches Gemühtes/ zu Fressen/ Sauffen und fleischlichen Wollüsten sehr geneiget. Ihre Kleidung ist zierlich/ nicht so sehr ins Auge/ doch ins gemein sehr köstlich; Im Sommer tragen sie Röcke oder Hembde von dem allerfeinsten oder leichtesten Catoun-Leinwand/ aber im Winter von ihrem eigenen inländischen Tuch / mit Catoun unterfuttert. Ihre Röcke liegen oben glatt an/ und seyn unten weit / die Ärmel schliessen dicht und enge umb die Arme und Hände; Uber diese Röcke tragen die Vornehmsten einen andern von Settin/ Damast/ oder anderen kostbaren Europaeischen Zeuchen. Das Haupt decken sie mit einem Haupt-Bund. Ihre Schuhe seyn den Pantoffeln ehnlich/ welche hinten unter der Fersen mit Eisen beschlagen seyn. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0032" n="20"/> <p>Die alten Persianer hatten weder Tempel noch Altare noch Bilder/ sondern sie opfferten auff den Höhen der Berge/ dem Himmel/ der Sonnen/ dem Mond/ Feuer / Erde/ Wasser uñ Wind/ und beteten die als ihre Götter an. Aber heutiges Tages seyn sie mit der verfluchten Lehr deß Mahomeths eingenommen; sie nennen sich so wol als die Türcken Muselman; Sie beschneiden ihre Kinder im siebenden/ achten und neundten Jahr/ und damit sie die Schmertzen in Abnehmung der Vorhaut nicht fühlen/ machen sie dieselbe truncken mit süssem Geträncke. Sie haben auch mit den Türcken einen Alcoran/ aber nicht einerley Außlegung deß Alcorans/ nicht einerley Imame und Heiligen/ nicht einerley Kirchen-Ceremonien und Gebräuche/ nicht einerley Wunderwercke/ so ihre Heiligen gethan. Sie folgen der Secte deß Aaly, dahero werden sie von den Türcken für Ketzer gehalten.</p> <p>Sie halten ihren Feyertag gleich den Türcken am Freytage/ daß man sie von Jüden und Christen soll unterscheiden. Das Glocken-Geleute/ umb zur Kirchen zu kommen / ist bey ihnen nicht gebräuchlich/ sondern an deren statt haben sie Ruffer / die oben auff der Kirch oder Thurm stehen/ und das Volck zum Gebet zu kommen / lautes Halses zusammen ruffen.</p> </div> <div> <head>Von den Egyptern.</head> <p>DIe Egypter (sv vorzeiten unter dem Gebiet und Regiment ihrer eigenen Könige lebeten/ müssen jetzo dem Scepter Türckischer Regierung dienstbar sich unterwerffen) seyn von guter Leibes-disposition, geschwindes Verstandes/ doch etwas träge und faul/ fröliches Gemühtes/ zu Fressen/ Sauffen und fleischlichen Wollüsten sehr geneiget.</p> <p>Ihre Kleidung ist zierlich/ nicht so sehr ins Auge/ doch ins gemein sehr köstlich; Im Sommer tragen sie Röcke oder Hembde von dem allerfeinsten oder leichtesten Catoun-Leinwand/ aber im Winter von ihrem eigenen inländischen Tuch / mit Catoun unterfuttert. Ihre Röcke liegen oben glatt an/ und seyn unten weit / die Ärmel schliessen dicht und enge umb die Arme und Hände; Uber diese Röcke tragen die Vornehmsten einen andern von Settin/ Damast/ oder anderen kostbaren Europaeischen Zeuchen. Das Haupt decken sie mit einem Haupt-Bund. Ihre Schuhe seyn den Pantoffeln ehnlich/ welche hinten unter der Fersen mit Eisen beschlagen seyn.</p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0032]
Die alten Persianer hatten weder Tempel noch Altare noch Bilder/ sondern sie opfferten auff den Höhen der Berge/ dem Himmel/ der Sonnen/ dem Mond/ Feuer / Erde/ Wasser uñ Wind/ und beteten die als ihre Götter an. Aber heutiges Tages seyn sie mit der verfluchten Lehr deß Mahomeths eingenommen; sie nennen sich so wol als die Türcken Muselman; Sie beschneiden ihre Kinder im siebenden/ achten und neundten Jahr/ und damit sie die Schmertzen in Abnehmung der Vorhaut nicht fühlen/ machen sie dieselbe truncken mit süssem Geträncke. Sie haben auch mit den Türcken einen Alcoran/ aber nicht einerley Außlegung deß Alcorans/ nicht einerley Imame und Heiligen/ nicht einerley Kirchen-Ceremonien und Gebräuche/ nicht einerley Wunderwercke/ so ihre Heiligen gethan. Sie folgen der Secte deß Aaly, dahero werden sie von den Türcken für Ketzer gehalten.
Sie halten ihren Feyertag gleich den Türcken am Freytage/ daß man sie von Jüden und Christen soll unterscheiden. Das Glocken-Geleute/ umb zur Kirchen zu kommen / ist bey ihnen nicht gebräuchlich/ sondern an deren statt haben sie Ruffer / die oben auff der Kirch oder Thurm stehen/ und das Volck zum Gebet zu kommen / lautes Halses zusammen ruffen.
Von den Egyptern. DIe Egypter (sv vorzeiten unter dem Gebiet und Regiment ihrer eigenen Könige lebeten/ müssen jetzo dem Scepter Türckischer Regierung dienstbar sich unterwerffen) seyn von guter Leibes-disposition, geschwindes Verstandes/ doch etwas träge und faul/ fröliches Gemühtes/ zu Fressen/ Sauffen und fleischlichen Wollüsten sehr geneiget.
Ihre Kleidung ist zierlich/ nicht so sehr ins Auge/ doch ins gemein sehr köstlich; Im Sommer tragen sie Röcke oder Hembde von dem allerfeinsten oder leichtesten Catoun-Leinwand/ aber im Winter von ihrem eigenen inländischen Tuch / mit Catoun unterfuttert. Ihre Röcke liegen oben glatt an/ und seyn unten weit / die Ärmel schliessen dicht und enge umb die Arme und Hände; Uber diese Röcke tragen die Vornehmsten einen andern von Settin/ Damast/ oder anderen kostbaren Europaeischen Zeuchen. Das Haupt decken sie mit einem Haupt-Bund. Ihre Schuhe seyn den Pantoffeln ehnlich/ welche hinten unter der Fersen mit Eisen beschlagen seyn.
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/32>, abgerufen am 16.02.2025. |