Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.Sonnen-Schirm über ihrem Haupt tragen. Schwartz Scharlachen und andere Coleuren bedeuten bey ihnen Freude/ und weisse Farbe Trauer. In der Welt-Weißheit seyn sie so erfahren nicht/ als die Chineser / aber im Gegentheil seyn sie viel verschmitzter und wilder von Gemüht/ und mehr zum Krieg geneigt als jene; Sie verfertigen starcke und bequeme Waffen / und wissen wol wie sie mit dem Geschütz und Hand-Büchsen sollen umbgehen. Allerhand Lackenwerck zu machen seyn sie über die massen kunstreich. Die Japanische Könige haben zu allen Zeiten grosse Strengigkeit über ihre Unterthanen gebrauchet/ und die geringste Straffe ist bey ihnen das Bauchauffschneiden/ dann dem Grössesten im Reich selber/ so umb ein oder ander Berbrechen auß deß Käysers oder Königs Gnade gerahten/ wird ein Krits/ das ist / ein geflammeter Dolch zugesandt/ damit er ihm selber den Bauch von oben an biß unten auß/ Creutzweiß muß aufschneiden/ daß alles Eingeweid und Unflaht herauß stürtzet. Diß Bauchschneiden gehet also zu: Der Ubelthäter sitzet/ nach der Morgenländischen Völcker Gewohnheit/ mit den Beinen Creutzweiß unter sich / auff einem offenen Platz vor einem Tempel/ über den gantzen Leib biß über den Bauch entblöset/ hinter ihm stehet ein Nohthelffer/ ihm behülfflich zu seyn / so er etwa mit Schwachheit oder Ohnmacht befiele; vor ihm sitzet ein anderer / der das Messer oder Dolchen dem Bauchauffschneider in die Hand reicht; zur Seiten ab sitzen auff den Fersen zwölffe seiner besten Freunde und nähesten Bluts-Verwandten/ in gleicher Weite voneinander; hinter dem Nohthelffer sitzen sechs Priester/ umb die Begräbnüß und die Seel deß Sterbenden zu versehen. Und diese Straffe/ wann die Missethat groß ist/ gehet auch über die Unschuldigen/ so daß sein gantzes Geschlecht/ die nie an seiner Missethat schuldig gewesen/ oder von derselben gewust/ auff gleiche Weise hingerichtet und weggeraumet wird. Diese Straffe des Todes fällt noch leicht bey ihnen/ dann sie haben abscheulichere und unerhörte Arten zu peinigen und zu tödten: als das lang daurende Verbrennen oder Braten bey einem abgelegenen langsamen Fener/ und das Peinigen mit dem siedenden Wasser Singok/ wie sie es nennen; allhie seyn Balcken über die niedrigen Unterlagen oben über die morastige stinckende Wasser geleget/ und auff die Balcken kleine Häußlein gezimmert/ deren Bodem durch und durch löcherigt ist/ darin sie die Missethäter so lang sitzen lassen/ biß daß sie durch den schwefelichten Ge- Sonnen-Schirm über ihrem Haupt tragen. Schwartz Scharlachen und andere Coleuren bedeuten bey ihnen Freude/ und weisse Farbe Trauer. In der Welt-Weißheit seyn sie so erfahren nicht/ als die Chineser / aber im Gegentheil seyn sie viel verschmitzter und wilder von Gemüht/ und mehr zum Krieg geneigt als jene; Sie verfertigen starcke und bequeme Waffen / und wissen wol wie sie mit dem Geschütz uñ Hand-Büchsen sollen umbgehen. Allerhand Lackenwerck zu machen seyn sie über die massen kunstreich. Die Japanische Könige haben zu allen Zeiten grosse Strengigkeit über ihre Unterthanen gebrauchet/ und die geringste Straffe ist bey ihnen das Bauchauffschneiden/ dann dem Grössesten im Reich selber/ so umb ein oder ander Berbrechen auß deß Käysers oder Königs Gnade gerahten/ wird ein Krits/ das ist / ein geflammeter Dolch zugesandt/ damit er ihm selber den Bauch von oben an biß unten auß/ Creutzweiß muß aufschneiden/ daß alles Eingeweid und Unflaht herauß stürtzet. Diß Bauchschneiden gehet also zu: Der Ubelthäter sitzet/ nach der Morgenländischen Völcker Gewohnheit/ mit den Beinen Creutzweiß unter sich / auff einem offenen Platz vor einem Tempel/ über den gantzen Leib biß über den Bauch entblöset/ hinter ihm stehet ein Nohthelffer/ ihm behülfflich zu seyn / so er etwa mit Schwachheit oder Ohnmacht befiele; vor ihm sitzet ein anderer / der das Messer oder Dolchen dem Bauchauffschneider in die Hand reicht; zur Seiten ab sitzen auff den Fersen zwölffe seiner besten Freunde uñ nähesten Bluts-Verwandten/ in gleicher Weite voneinander; hinter dem Nohthelffer sitzen sechs Priester/ umb die Begräbnüß uñ die Seel deß Sterbenden zu versehen. Und diese Straffe/ wann die Missethat groß ist/ gehet auch über die Unschuldigen/ so daß sein gantzes Geschlecht/ die nie an seiner Missethat schuldig gewesen/ oder von derselben gewust/ auff gleiche Weise hingerichtet und weggeraumet wird. Diese Straffe des Todes fällt noch leicht bey ihnen/ dann sie haben abscheulichere und unerhörte Arten zu peinigen und zu tödten: als das lang daurende Verbrennen oder Braten bey einem abgelegenen langsamen Fener/ und das Peinigen mit dem siedenden Wasser Singok/ wie sie es nennen; allhie seyn Balcken über die niedrigen Unterlagen oben über die morastige stinckende Wasser geleget/ und auff die Balcken kleine Häußlein gezimmert/ deren Bodem durch und durch löcherigt ist/ darin sie die Missethäter so lang sitzen lassen/ biß daß sie durch den schwefelichten Ge- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0017" n="5"/> Sonnen-Schirm über ihrem Haupt tragen. Schwartz Scharlachen und andere Coleuren bedeuten bey ihnen Freude/ und weisse Farbe Trauer. In der Welt-Weißheit seyn sie so erfahren nicht/ als die Chineser / aber im Gegentheil seyn sie viel verschmitzter und wilder von Gemüht/ und mehr zum Krieg geneigt als jene; Sie verfertigen starcke und bequeme Waffen / und wissen wol wie sie mit dem Geschütz uñ Hand-Büchsen sollen umbgehen. Allerhand Lackenwerck zu machen seyn sie über die massen kunstreich.</p> <p>Die Japanische Könige haben zu allen Zeiten grosse Strengigkeit über ihre Unterthanen gebrauchet/ und die geringste Straffe ist bey ihnen das Bauchauffschneiden/ dann dem Grössesten im Reich selber/ so umb ein oder ander Berbrechen auß deß Käysers oder Königs Gnade gerahten/ wird ein Krits/ das ist / ein geflammeter Dolch zugesandt/ damit er ihm selber den Bauch von oben an biß unten auß/ Creutzweiß muß aufschneiden/ daß alles Eingeweid und Unflaht herauß stürtzet.</p> <p>Diß Bauchschneiden gehet also zu: Der Ubelthäter sitzet/ nach der Morgenländischen Völcker Gewohnheit/ mit den Beinen Creutzweiß unter sich / auff einem offenen Platz vor einem Tempel/ über den gantzen Leib biß über den Bauch entblöset/ hinter ihm stehet ein Nohthelffer/ ihm behülfflich zu seyn / so er etwa mit Schwachheit oder Ohnmacht befiele; vor ihm sitzet ein anderer / der das Messer oder Dolchen dem Bauchauffschneider in die Hand reicht; zur Seiten ab sitzen auff den Fersen zwölffe seiner besten Freunde uñ nähesten Bluts-Verwandten/ in gleicher Weite voneinander; hinter dem Nohthelffer sitzen sechs Priester/ umb die Begräbnüß uñ die Seel deß Sterbenden zu versehen. Und diese Straffe/ wann die Missethat groß ist/ gehet auch über die Unschuldigen/ so daß sein gantzes Geschlecht/ die nie an seiner Missethat schuldig gewesen/ oder von derselben gewust/ auff gleiche Weise hingerichtet und weggeraumet wird.</p> <p>Diese Straffe des Todes fällt noch leicht bey ihnen/ dann sie haben abscheulichere und unerhörte Arten zu peinigen und zu tödten: als das lang daurende Verbrennen oder Braten bey einem abgelegenen langsamen Fener/ und das Peinigen mit dem siedenden Wasser Singok/ wie sie es nennen; allhie seyn Balcken über die niedrigen Unterlagen oben über die morastige stinckende Wasser geleget/ und auff die Balcken kleine Häußlein gezimmert/ deren Bodem durch und durch löcherigt ist/ darin sie die Missethäter so lang sitzen lassen/ biß daß sie durch den schwefelichten Ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0017]
Sonnen-Schirm über ihrem Haupt tragen. Schwartz Scharlachen und andere Coleuren bedeuten bey ihnen Freude/ und weisse Farbe Trauer. In der Welt-Weißheit seyn sie so erfahren nicht/ als die Chineser / aber im Gegentheil seyn sie viel verschmitzter und wilder von Gemüht/ und mehr zum Krieg geneigt als jene; Sie verfertigen starcke und bequeme Waffen / und wissen wol wie sie mit dem Geschütz uñ Hand-Büchsen sollen umbgehen. Allerhand Lackenwerck zu machen seyn sie über die massen kunstreich.
Die Japanische Könige haben zu allen Zeiten grosse Strengigkeit über ihre Unterthanen gebrauchet/ und die geringste Straffe ist bey ihnen das Bauchauffschneiden/ dann dem Grössesten im Reich selber/ so umb ein oder ander Berbrechen auß deß Käysers oder Königs Gnade gerahten/ wird ein Krits/ das ist / ein geflammeter Dolch zugesandt/ damit er ihm selber den Bauch von oben an biß unten auß/ Creutzweiß muß aufschneiden/ daß alles Eingeweid und Unflaht herauß stürtzet.
Diß Bauchschneiden gehet also zu: Der Ubelthäter sitzet/ nach der Morgenländischen Völcker Gewohnheit/ mit den Beinen Creutzweiß unter sich / auff einem offenen Platz vor einem Tempel/ über den gantzen Leib biß über den Bauch entblöset/ hinter ihm stehet ein Nohthelffer/ ihm behülfflich zu seyn / so er etwa mit Schwachheit oder Ohnmacht befiele; vor ihm sitzet ein anderer / der das Messer oder Dolchen dem Bauchauffschneider in die Hand reicht; zur Seiten ab sitzen auff den Fersen zwölffe seiner besten Freunde uñ nähesten Bluts-Verwandten/ in gleicher Weite voneinander; hinter dem Nohthelffer sitzen sechs Priester/ umb die Begräbnüß uñ die Seel deß Sterbenden zu versehen. Und diese Straffe/ wann die Missethat groß ist/ gehet auch über die Unschuldigen/ so daß sein gantzes Geschlecht/ die nie an seiner Missethat schuldig gewesen/ oder von derselben gewust/ auff gleiche Weise hingerichtet und weggeraumet wird.
Diese Straffe des Todes fällt noch leicht bey ihnen/ dann sie haben abscheulichere und unerhörte Arten zu peinigen und zu tödten: als das lang daurende Verbrennen oder Braten bey einem abgelegenen langsamen Fener/ und das Peinigen mit dem siedenden Wasser Singok/ wie sie es nennen; allhie seyn Balcken über die niedrigen Unterlagen oben über die morastige stinckende Wasser geleget/ und auff die Balcken kleine Häußlein gezimmert/ deren Bodem durch und durch löcherigt ist/ darin sie die Missethäter so lang sitzen lassen/ biß daß sie durch den schwefelichten Ge-
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/17>, abgerufen am 22.07.2024. |