Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

auß ihnen lebeten gar lange/ von welchen zwey ihre Gelegenheit in acht genommen/ und ein jeder eines von ihren Böhtchen/ die wir oben beschrieben / ergrieffen/ und sich auffs new in See begeben. Man hat ihnen zur stund nachgejaget/ aber weil sie ein gut stück Weges vorauß waren/ wurde der eine ohngefehr bey 30. Meilen hinter den Sund wieder erholet/ der ander aber setzete durch/ ist aber nicht glaublich/ daß er in Gronland wieder angekommen.

Von ihrem Gottesdienst hat man nichts können vernehmen/ man hat sie auch zur Erkändnis der Christlichen Religion/ weil sie die dähnische Sprache nicht begreiffen können/ nicht bringen mögen; Jedoch hat man verspüret/ daß sie die auffgehende Sonn angebetet und ihre Augen und Hände gen Himmel erhoben.

Von den Samojedern.

DIe Samojeder seyn meistentheils kurtzer Leibes Statur/ mit hohen Schultern / breiten platten Angesicht/ kleinen Augen und kurtzen Beinen. Ihr Haupt-Haar ist pichschwarts/ in eine Flechte geflochten/ und außwerts über den Kleidern auff den Rücken niederhangend. Die Haare des Barts ziehen sie stets auß/ und treiben damit eine sonderliche Hoffart. Ihre Kleider schliessen enge umb den Leib / werden auß Fellen der Thiere gemachet/ und das Rauhe einwerts gekehret.

Die Handschuhe seyn an den Ärmeln befästiget/ und das Haupt wird mit einer rauhen Mützen bedeckt. Wann sie nun dergestalt zugerüstet seyn/ scheinen sie eher die Gestalt der Affen und Mißgeburten/ als rechtschaffener Menschen abzubilden. Sie seyn geschwind und schnel auff den Füssen/ so daß sie nicht leichtlich von anderen Völckern erholet werden können/ und das bezeigen sie gnugsam mit ihren geschwinden und leichtfertigen Sprüngen.

Ihre Waffen seyn Pfeile und Bogen/ womit sie sich wieder den feindlichen Anfall zur Wehr stellen/ oder den wilden Thieren nachjagen und sie fangen/ massen sie mit keinem andern/ als mit der Jagd sich ernehren.

Die Beschaffenheit ihrer Wonungen/ und wie sie haußhalten/ hat man nicht können erforschen/ glaublich ists/ daß sie sich wieder die strenge Kälte/ die in ihren Landgrentzen über die Massen starck fält/ in den Hölen anter der

auß ihnen lebeten gar lange/ von welchen zwey ihre Gelegenheit in acht genommen/ und ein jeder eines von ihren Böhtchen/ die wir oben beschrieben / ergrieffen/ und sich auffs new in See begeben. Man hat ihnen zur stund nachgejaget/ aber weil sie ein gut stück Weges vorauß waren/ wurde der eine ohngefehr bey 30. Meilen hinter den Sund wieder erholet/ der ander aber setzete durch/ ist aber nicht glaublich/ daß er in Gronland wieder angekommen.

Von ihrem Gottesdienst hat man nichts können vernehmen/ man hat sie auch zur Erkändnis der Christlichen Religion/ weil sie die dähnische Sprache nicht begreiffen können/ nicht bringen mögen; Jedoch hat man verspüret/ daß sie die auffgehende Sonn angebetet und ihre Augen und Hände gen Himmel erhoben.

Von den Samojedern.

DIe Samojeder seyn meistentheils kurtzer Leibes Statur/ mit hohen Schultern / breiten platten Angesicht/ kleinen Augen und kurtzen Beinen. Ihr Haupt-Haar ist pichschwarts/ in eine Flechte geflochten/ und außwerts über den Kleidern auff den Rücken niederhangend. Die Haare des Barts ziehen sie stets auß/ und treiben damit eine sonderliche Hoffart. Ihre Kleider schliessen enge umb den Leib / werden auß Fellen der Thiere gemachet/ und das Rauhe einwerts gekehret.

Die Handschuhe seyn an den Ärmeln befästiget/ und das Haupt wird mit einer rauhen Mützen bedeckt. Wann sie nun dergestalt zugerüstet seyn/ scheinen sie eher die Gestalt der Affen und Mißgeburten/ als rechtschaffener Menschen abzubilden. Sie seyn geschwind und schnel auff den Füssen/ so daß sie nicht leichtlich von anderen Völckern erholet werden können/ und das bezeigen sie gnugsam mit ihren geschwinden und leichtfertigen Sprüngen.

Ihre Waffen seyn Pfeile und Bogen/ womit sie sich wieder den feindlichen Anfall zur Wehr stellen/ oder den wilden Thieren nachjagen und sie fangen/ massen sie mit keinem andern/ als mit der Jagd sich ernehren.

Die Beschaffenheit ihrer Wonungen/ und wie sie haußhalten/ hat man nicht können erforschen/ glaublich ists/ daß sie sich wieder die strenge Kälte/ die in ihren Landgrentzen über die Massen starck fält/ in den Hölen anter der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0139" n="127"/>
auß ihnen lebeten gar lange/ von welchen zwey ihre Gelegenheit in acht                      genommen/ und ein jeder eines von ihren Böhtchen/ die wir oben beschrieben /                      ergrieffen/ und sich auffs new in See begeben. Man hat ihnen zur stund                      nachgejaget/ aber weil sie ein gut stück Weges vorauß waren/ wurde der eine                      ohngefehr bey 30. Meilen hinter den Sund wieder erholet/ der ander aber setzete                      durch/ ist aber nicht glaublich/ daß er in Gronland wieder angekommen.</p>
        <p>Von ihrem Gottesdienst hat man nichts können vernehmen/ man hat sie auch zur                      Erkändnis der Christlichen Religion/ weil sie die dähnische Sprache nicht                      begreiffen können/ nicht bringen mögen; Jedoch hat man verspüret/ daß sie die                      auffgehende Sonn angebetet und ihre Augen und Hände gen Himmel erhoben.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Von den Samojedern.</head>
        <p>DIe Samojeder seyn meistentheils kurtzer Leibes Statur/ mit hohen Schultern /                      breiten platten Angesicht/ kleinen Augen und kurtzen Beinen. Ihr Haupt-Haar ist                      pichschwarts/ in eine Flechte geflochten/ und außwerts über den Kleidern auff                      den Rücken niederhangend. Die Haare des Barts ziehen sie stets auß/ und treiben                      damit eine sonderliche Hoffart. Ihre Kleider schliessen enge umb den Leib /                      werden auß Fellen der Thiere gemachet/ und das Rauhe einwerts gekehret.</p>
        <p>Die Handschuhe seyn an den Ärmeln befästiget/ und das Haupt wird mit einer                      rauhen Mützen bedeckt. Wann sie nun dergestalt zugerüstet seyn/ scheinen sie                      eher die Gestalt der Affen und Mißgeburten/ als rechtschaffener Menschen                      abzubilden. Sie seyn geschwind und schnel auff den Füssen/ so daß sie nicht                      leichtlich von anderen Völckern erholet werden können/ und das bezeigen sie                      gnugsam mit ihren geschwinden und leichtfertigen Sprüngen.</p>
        <p>Ihre Waffen seyn Pfeile und Bogen/ womit sie sich wieder den feindlichen Anfall                      zur Wehr stellen/ oder den wilden Thieren nachjagen und sie fangen/ massen sie                      mit keinem andern/ als mit der Jagd sich ernehren.</p>
        <p>Die Beschaffenheit ihrer Wonungen/ und wie sie haußhalten/ hat man nicht können                      erforschen/ glaublich ists/ daß sie sich wieder die strenge Kälte/ die in                      ihren Landgrentzen über die Massen starck fält/ in den Hölen anter der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0139] auß ihnen lebeten gar lange/ von welchen zwey ihre Gelegenheit in acht genommen/ und ein jeder eines von ihren Böhtchen/ die wir oben beschrieben / ergrieffen/ und sich auffs new in See begeben. Man hat ihnen zur stund nachgejaget/ aber weil sie ein gut stück Weges vorauß waren/ wurde der eine ohngefehr bey 30. Meilen hinter den Sund wieder erholet/ der ander aber setzete durch/ ist aber nicht glaublich/ daß er in Gronland wieder angekommen. Von ihrem Gottesdienst hat man nichts können vernehmen/ man hat sie auch zur Erkändnis der Christlichen Religion/ weil sie die dähnische Sprache nicht begreiffen können/ nicht bringen mögen; Jedoch hat man verspüret/ daß sie die auffgehende Sonn angebetet und ihre Augen und Hände gen Himmel erhoben. Von den Samojedern. DIe Samojeder seyn meistentheils kurtzer Leibes Statur/ mit hohen Schultern / breiten platten Angesicht/ kleinen Augen und kurtzen Beinen. Ihr Haupt-Haar ist pichschwarts/ in eine Flechte geflochten/ und außwerts über den Kleidern auff den Rücken niederhangend. Die Haare des Barts ziehen sie stets auß/ und treiben damit eine sonderliche Hoffart. Ihre Kleider schliessen enge umb den Leib / werden auß Fellen der Thiere gemachet/ und das Rauhe einwerts gekehret. Die Handschuhe seyn an den Ärmeln befästiget/ und das Haupt wird mit einer rauhen Mützen bedeckt. Wann sie nun dergestalt zugerüstet seyn/ scheinen sie eher die Gestalt der Affen und Mißgeburten/ als rechtschaffener Menschen abzubilden. Sie seyn geschwind und schnel auff den Füssen/ so daß sie nicht leichtlich von anderen Völckern erholet werden können/ und das bezeigen sie gnugsam mit ihren geschwinden und leichtfertigen Sprüngen. Ihre Waffen seyn Pfeile und Bogen/ womit sie sich wieder den feindlichen Anfall zur Wehr stellen/ oder den wilden Thieren nachjagen und sie fangen/ massen sie mit keinem andern/ als mit der Jagd sich ernehren. Die Beschaffenheit ihrer Wonungen/ und wie sie haußhalten/ hat man nicht können erforschen/ glaublich ists/ daß sie sich wieder die strenge Kälte/ die in ihren Landgrentzen über die Massen starck fält/ in den Hölen anter der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/139
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/139>, abgerufen am 21.11.2024.