Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

gefolget/ daß man zwischen ihnen und einen Frantzosen keinen Unterscheid mercken kan; Worinnen auch einige die Grentzen der bürgerlichen Mässigkeit überschreiten/ und in prächtigen und kostbaren Tuch/ seidenen oder sammiten Stoffen/ mit silbernen / güldenen und andern Spitzen und Pogamenten gezieret/ und mit herrlichen Jubelen behangen/ auffgezogen kommen. Aber das bekomt einigen/ wie dem Hunde die Wurst; Dann nach dem mancher seine Mobilia an die Kleidung verwendet/ läst er das Hauß leer stehen/ und stellet die Haußhaltung ein/ wodurch die Pfenninge überthätig verthan/ und die Geld-Kasten außgeleeret werden/ darauff gemeiniglich ein schwerer Hertzschlag/ Krampff und Armuht erfolget. So werden auch die Kinder heutiges Tages nicht so sparsam aufferzogen/ wie in vörigen Zeiten ist geschehen/ sondern im Gegentheil wird die Hoffart und unmässiger Pracht von jugend auff in die zarte Gemühter eingepflantzet.

Die Holländer seyn Vorzeiten vor tapffere und wolerfahrne Krieges-Helde gerühmet. Wie Männlich dero Vorfahren den Einfall der Dähnischen/ Friesischen und Flämischen Völcker abgewehret/ ist in den Holländischen Geschicht-Beschreibungen mit Verwunderung zu lesen. Der schwere Menschen und Länder verwüstende 80. Jährige Krieg/ umb die Freyheit des Leibes und Lebens / wieder den mächtigen spanischen Monarchen/ befästiget die Großmühtigkeit und unverzagten helden Muht der Holländer. Was dieselbe in den Kriege und Streit mit der Engelschen Nation in manchem See-Gefecht/ und nun ohnlängst auff den Revier vor Londen außgerichtet/ stehet noch in frischer Gedächtniß.

Die Seefahrt wird bey keinen Völckern in der Weld so fleissig und eifrig gehandhabet als eben bey den Hollandern/ so daß man kaum eine bekandte Cüste soll finden/ welche sie nicht mit Fleiß untersuchet hetten. Durch dieses Mittel seyn sie zu besitzeren aller Schätze und Reichthümer der gantzen Weld/ die ihnen von allen überflüssig zufliessen/ gemachet. Wie viel reich beladene Schiffe siehet man Jährlich auß dem fern abgelegenen Indien zu den Hafen der Holländer einfahren? Die Zahl der Straß- und Frantz-Fahrer ist ohnzehlbahr. Die nacher Hispanien/ Portugal/ Engelland/ Denenmarck/ Schweden und andere Reiche täglich absegelen und wieder zurück dannenhero

gefolget/ daß man zwischen ihnen und einen Frantzosen keinen Unterscheid mercken kan; Worinnen auch einige die Grentzen der bürgerlichen Mässigkeit überschreiten/ und in prächtigen und kostbaren Tuch/ seidenen oder sammiten Stoffen/ mit silbernen / güldenen und andern Spitzen und Pogamenten gezieret/ und mit herrlichen Jubelen behangen/ auffgezogen kommen. Aber das bekomt einigen/ wie dem Hunde die Wurst; Dann nach dem mancher seine Mobilia an die Kleidung verwendet/ läst er das Hauß leer stehen/ und stellet die Haußhaltung ein/ wodurch die Pfenninge überthätig verthan/ und die Geld-Kasten außgeleeret werden/ darauff gemeiniglich ein schwerer Hertzschlag/ Krampff und Armuht erfolget. So werden auch die Kinder heutiges Tages nicht so sparsam aufferzogen/ wie in vörigen Zeiten ist geschehen/ sondern im Gegentheil wird die Hoffart und unmässiger Pracht von jugend auff in die zarte Gemühter eingepflantzet.

Die Holländer seyn Vorzeiten vor tapffere und wolerfahrne Krieges-Helde gerühmet. Wie Männlich dero Vorfahren den Einfall der Dähnischen/ Friesischen und Flämischen Völcker abgewehret/ ist in den Holländischen Geschicht-Beschreibungen mit Verwunderung zu lesen. Der schwere Menschen und Länder verwüstende 80. Jährige Krieg/ umb die Freyheit des Leibes und Lebens / wieder den mächtigen spanischen Monarchen/ befästiget die Großmühtigkeit und unverzagten helden Muht der Holländer. Was dieselbe in den Kriege und Streit mit der Engelschen Nation in manchem See-Gefecht/ und nun ohnlängst auff den Revier vor Londen außgerichtet/ stehet noch in frischer Gedächtniß.

Die Seefahrt wird bey keinen Völckern in der Weld so fleissig und eifrig gehandhabet als eben bey den Hollandern/ so daß man kaum eine bekandte Cüste soll finden/ welche sie nicht mit Fleiß untersuchet hetten. Durch dieses Mittel seyn sie zu besitzeren aller Schätze und Reichthümer der gantzen Weld/ die ihnen von allen überflüssig zufliessen/ gemachet. Wie viel reich beladene Schiffe siehet man Jährlich auß dem fern abgelegenen Indien zu den Hafen der Holländer einfahren? Die Zahl der Straß- und Frantz-Fahrer ist ohnzehlbahr. Die nacher Hispanien/ Portugal/ Engelland/ Denenmarck/ Schweden und andere Reiche täglich absegelen und wieder zurück dannenhero

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0110" n="98"/>
gefolget/ daß man                      zwischen ihnen und einen Frantzosen keinen Unterscheid mercken kan; Worinnen                      auch einige die Grentzen der bürgerlichen Mässigkeit überschreiten/ und in                      prächtigen und kostbaren Tuch/ seidenen oder sammiten Stoffen/ mit silbernen /                      güldenen und andern Spitzen und Pogamenten gezieret/ und mit herrlichen Jubelen                      behangen/ auffgezogen kommen. Aber das bekomt einigen/ wie dem Hunde die                      Wurst; Dann nach dem mancher seine Mobilia an die Kleidung verwendet/ läst er                      das Hauß leer stehen/ und stellet die Haußhaltung ein/ wodurch die Pfenninge                      überthätig verthan/ und die Geld-Kasten außgeleeret werden/ darauff                      gemeiniglich ein schwerer Hertzschlag/ Krampff und Armuht erfolget. So werden                      auch die Kinder heutiges Tages nicht so sparsam aufferzogen/ wie in vörigen                      Zeiten ist geschehen/ sondern im Gegentheil wird die Hoffart und unmässiger                      Pracht von jugend auff in die zarte Gemühter eingepflantzet.</p>
        <p>Die Holländer seyn Vorzeiten vor tapffere und wolerfahrne Krieges-Helde gerühmet.                      Wie Männlich dero Vorfahren den Einfall der Dähnischen/ Friesischen und                      Flämischen Völcker abgewehret/ ist in den Holländischen                      Geschicht-Beschreibungen mit Verwunderung zu lesen. Der schwere Menschen und                      Länder verwüstende 80. Jährige Krieg/ umb die Freyheit des Leibes und Lebens /                      wieder den mächtigen spanischen Monarchen/ befästiget die Großmühtigkeit und                      unverzagten helden Muht der Holländer. Was dieselbe in den Kriege und Streit mit                      der Engelschen Nation in manchem See-Gefecht/ und nun ohnlängst auff den Revier                      vor Londen außgerichtet/ stehet noch in frischer Gedächtniß.</p>
        <p>Die Seefahrt wird bey keinen Völckern in der Weld so fleissig und eifrig                      gehandhabet als eben bey den Hollandern/ so daß man kaum eine bekandte Cüste                      soll finden/ welche sie nicht mit Fleiß untersuchet hetten. Durch dieses Mittel                      seyn sie zu besitzeren aller Schätze und Reichthümer der gantzen Weld/ die                      ihnen von allen überflüssig zufliessen/ gemachet. Wie viel reich beladene                      Schiffe siehet man Jährlich auß dem fern abgelegenen Indien zu den Hafen der                      Holländer einfahren? Die Zahl der Straß- und Frantz-Fahrer ist ohnzehlbahr. Die                      nacher Hispanien/ Portugal/ Engelland/ Denenmarck/ Schweden und andere                      Reiche täglich absegelen und wieder zurück dannenhero
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0110] gefolget/ daß man zwischen ihnen und einen Frantzosen keinen Unterscheid mercken kan; Worinnen auch einige die Grentzen der bürgerlichen Mässigkeit überschreiten/ und in prächtigen und kostbaren Tuch/ seidenen oder sammiten Stoffen/ mit silbernen / güldenen und andern Spitzen und Pogamenten gezieret/ und mit herrlichen Jubelen behangen/ auffgezogen kommen. Aber das bekomt einigen/ wie dem Hunde die Wurst; Dann nach dem mancher seine Mobilia an die Kleidung verwendet/ läst er das Hauß leer stehen/ und stellet die Haußhaltung ein/ wodurch die Pfenninge überthätig verthan/ und die Geld-Kasten außgeleeret werden/ darauff gemeiniglich ein schwerer Hertzschlag/ Krampff und Armuht erfolget. So werden auch die Kinder heutiges Tages nicht so sparsam aufferzogen/ wie in vörigen Zeiten ist geschehen/ sondern im Gegentheil wird die Hoffart und unmässiger Pracht von jugend auff in die zarte Gemühter eingepflantzet. Die Holländer seyn Vorzeiten vor tapffere und wolerfahrne Krieges-Helde gerühmet. Wie Männlich dero Vorfahren den Einfall der Dähnischen/ Friesischen und Flämischen Völcker abgewehret/ ist in den Holländischen Geschicht-Beschreibungen mit Verwunderung zu lesen. Der schwere Menschen und Länder verwüstende 80. Jährige Krieg/ umb die Freyheit des Leibes und Lebens / wieder den mächtigen spanischen Monarchen/ befästiget die Großmühtigkeit und unverzagten helden Muht der Holländer. Was dieselbe in den Kriege und Streit mit der Engelschen Nation in manchem See-Gefecht/ und nun ohnlängst auff den Revier vor Londen außgerichtet/ stehet noch in frischer Gedächtniß. Die Seefahrt wird bey keinen Völckern in der Weld so fleissig und eifrig gehandhabet als eben bey den Hollandern/ so daß man kaum eine bekandte Cüste soll finden/ welche sie nicht mit Fleiß untersuchet hetten. Durch dieses Mittel seyn sie zu besitzeren aller Schätze und Reichthümer der gantzen Weld/ die ihnen von allen überflüssig zufliessen/ gemachet. Wie viel reich beladene Schiffe siehet man Jährlich auß dem fern abgelegenen Indien zu den Hafen der Holländer einfahren? Die Zahl der Straß- und Frantz-Fahrer ist ohnzehlbahr. Die nacher Hispanien/ Portugal/ Engelland/ Denenmarck/ Schweden und andere Reiche täglich absegelen und wieder zurück dannenhero

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/110
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/110>, abgerufen am 18.12.2024.