Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

zuweilen, wie ein zerstörender Strahl, durch
ihre Seele, und nur die Stimme ihres Ge¬
liebten, der ihr unaufhörlich Trost zusprach,
gab ihr Muth und Zutrauen zurück, und er¬
leichterte ihre beklommne Brust. Der Sturm
wüthete fort; alle Bemühungen den Weg
zu finden waren vergeblich, und sie priesen
sich beyde glücklich, bey der Erleuchtung ei¬
nes Blitzes eine nahe Höhle an dem steilen
Abhang eines waldigen Hügels zu entdek¬
ken, wo sie eine sichere Zuflucht gegen die
Gefahren des Ungewitters zu finden hoften,
und eine Ruhestätte für ihre erschöpften Kräfte.
Das Glück begünstigte ihre Wünsche. Die
Höhle war trocken und mit reinlichem Moose
bewachsen. Der Jüngling zündete schnell ein
Feuer von Reisern und Moos an, woran
sie sich trocknen konnten, und die beyden Lie¬
benden sahen sich nun auf eine wunderbare
Weise von der Welt entfernt, aus einem ge¬

zuweilen, wie ein zerſtörender Strahl, durch
ihre Seele, und nur die Stimme ihres Ge¬
liebten, der ihr unaufhörlich Troſt zuſprach,
gab ihr Muth und Zutrauen zurück, und er¬
leichterte ihre beklommne Bruſt. Der Sturm
wüthete fort; alle Bemühungen den Weg
zu finden waren vergeblich, und ſie prieſen
ſich beyde glücklich, bey der Erleuchtung ei¬
nes Blitzes eine nahe Höhle an dem ſteilen
Abhang eines waldigen Hügels zu entdek¬
ken, wo ſie eine ſichere Zuflucht gegen die
Gefahren des Ungewitters zu finden hoften,
und eine Ruheſtätte für ihre erſchöpften Kräfte.
Das Glück begünſtigte ihre Wünſche. Die
Höhle war trocken und mit reinlichem Mooſe
bewachſen. Der Jüngling zündete ſchnell ein
Feuer von Reiſern und Moos an, woran
ſie ſich trocknen konnten, und die beyden Lie¬
benden ſahen ſich nun auf eine wunderbare
Weiſe von der Welt entfernt, aus einem ge¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0091" n="83"/>
zuweilen, wie ein zer&#x017F;törender Strahl, durch<lb/>
ihre Seele, und nur die Stimme ihres Ge¬<lb/>
liebten, der ihr unaufhörlich Tro&#x017F;t zu&#x017F;prach,<lb/>
gab ihr Muth und Zutrauen zurück, und er¬<lb/>
leichterte ihre beklommne Bru&#x017F;t. Der Sturm<lb/>
wüthete fort; alle Bemühungen den Weg<lb/>
zu finden waren vergeblich, und &#x017F;ie prie&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ich beyde glücklich, bey der Erleuchtung ei¬<lb/>
nes Blitzes eine nahe Höhle an dem &#x017F;teilen<lb/>
Abhang eines waldigen Hügels zu entdek¬<lb/>
ken, wo &#x017F;ie eine &#x017F;ichere Zuflucht gegen die<lb/>
Gefahren des Ungewitters zu finden hoften,<lb/>
und eine Ruhe&#x017F;tätte für ihre er&#x017F;chöpften Kräfte.<lb/>
Das Glück begün&#x017F;tigte ihre Wün&#x017F;che. Die<lb/>
Höhle war trocken und mit reinlichem Moo&#x017F;e<lb/>
bewach&#x017F;en. Der Jüngling zündete &#x017F;chnell ein<lb/>
Feuer von Rei&#x017F;ern und Moos an, woran<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich trocknen konnten, und die beyden Lie¬<lb/>
benden &#x017F;ahen &#x017F;ich nun auf eine wunderbare<lb/>
Wei&#x017F;e von der Welt entfernt, aus einem ge¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0091] zuweilen, wie ein zerſtörender Strahl, durch ihre Seele, und nur die Stimme ihres Ge¬ liebten, der ihr unaufhörlich Troſt zuſprach, gab ihr Muth und Zutrauen zurück, und er¬ leichterte ihre beklommne Bruſt. Der Sturm wüthete fort; alle Bemühungen den Weg zu finden waren vergeblich, und ſie prieſen ſich beyde glücklich, bey der Erleuchtung ei¬ nes Blitzes eine nahe Höhle an dem ſteilen Abhang eines waldigen Hügels zu entdek¬ ken, wo ſie eine ſichere Zuflucht gegen die Gefahren des Ungewitters zu finden hoften, und eine Ruheſtätte für ihre erſchöpften Kräfte. Das Glück begünſtigte ihre Wünſche. Die Höhle war trocken und mit reinlichem Mooſe bewachſen. Der Jüngling zündete ſchnell ein Feuer von Reiſern und Moos an, woran ſie ſich trocknen konnten, und die beyden Lie¬ benden ſahen ſich nun auf eine wunderbare Weiſe von der Welt entfernt, aus einem ge¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/91
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/91>, abgerufen am 23.11.2024.