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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Nicht weit von der Hauptstadt lebte auf
einem abgelegenen Landgute ein alter
Mann, der sich ausschließlich mit der Erzieh¬
ung seines einzigen Sohnes beschäftigte, und
nebenher den Landleuten in wichtigen Krank¬
heiten Rath ertheilte. Der junge Mensch
war ernst und ergab sich einzig der Wissen¬
schaft der Natur, in welcher ihn sein Vater
von Kindheit auf unterrichtete. Aus fernen
Gegenden war der Alte vor mehreren Jahren
in dies friedliche und blühende Land gezogen,
und begnügte sich den wohlthätigen Frieden,
den der König um sich verbreitete, in der
Stille zu genießen. Er benutzte sie, die
Kräfte der Natur zu erforschen, und diese
hinreißenden Kenntnisse seinem Sohne mitzu¬
theilen, der viel Sinn dafür verrieth und
dessen tiefem Gemüth die Natur bereitwillig
ihre Geheimnisse anvertraute. Die Gestalt
des jungen Menschen schien gewöhnlich und

Nicht weit von der Hauptſtadt lebte auf
einem abgelegenen Landgute ein alter
Mann, der ſich ausſchließlich mit der Erzieh¬
ung ſeines einzigen Sohnes beſchäftigte, und
nebenher den Landleuten in wichtigen Krank¬
heiten Rath ertheilte. Der junge Menſch
war ernſt und ergab ſich einzig der Wiſſen¬
ſchaft der Natur, in welcher ihn ſein Vater
von Kindheit auf unterrichtete. Aus fernen
Gegenden war der Alte vor mehreren Jahren
in dies friedliche und blühende Land gezogen,
und begnügte ſich den wohlthätigen Frieden,
den der König um ſich verbreitete, in der
Stille zu genießen. Er benutzte ſie, die
Kräfte der Natur zu erforſchen, und dieſe
hinreißenden Kenntniſſe ſeinem Sohne mitzu¬
theilen, der viel Sinn dafür verrieth und
deſſen tiefem Gemüth die Natur bereitwillig
ihre Geheimniſſe anvertraute. Die Geſtalt
des jungen Menſchen ſchien gewöhnlich und

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[67/0075] Nicht weit von der Hauptſtadt lebte auf einem abgelegenen Landgute ein alter Mann, der ſich ausſchließlich mit der Erzieh¬ ung ſeines einzigen Sohnes beſchäftigte, und nebenher den Landleuten in wichtigen Krank¬ heiten Rath ertheilte. Der junge Menſch war ernſt und ergab ſich einzig der Wiſſen¬ ſchaft der Natur, in welcher ihn ſein Vater von Kindheit auf unterrichtete. Aus fernen Gegenden war der Alte vor mehreren Jahren in dies friedliche und blühende Land gezogen, und begnügte ſich den wohlthätigen Frieden, den der König um ſich verbreitete, in der Stille zu genießen. Er benutzte ſie, die Kräfte der Natur zu erforſchen, und dieſe hinreißenden Kenntniſſe ſeinem Sohne mitzu¬ theilen, der viel Sinn dafür verrieth und deſſen tiefem Gemüth die Natur bereitwillig ihre Geheimniſſe anvertraute. Die Geſtalt des jungen Menſchen ſchien gewöhnlich und

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/75>, abgerufen am 23.11.2024.