uns einen goldnen unzerreißlichen Faden spinnen. Der Phönix flog mit melodischem Geräusch zu ihren Füßen, spreizte seine Fit¬ tiche vor ihr aus, auf die sie sich setzte, und schwebte mit ihr über den Thron, ohne sich wieder niederzulassen. Sie sang ein himmli¬ sches Lied, und fing zu spinnen an, indem der Faden aus ihrer Brust sich hervorzuwin¬ den schien. Das Volk gerieth in neues Ent¬ zücken, und aller Augen hingen an dem lieb¬ lichen Kinde. Ein neues Jauchzen kam von der Thür her. Der alte Mond kam mit sei¬ nem wunderlichen Hofstaat herein, und hin¬ ter ihm trug das Volk Ginnistan und ihren Bräutigam, wie im Triumph, ein¬ her.
Sie waren mit Blumenkränzen umwun¬ den; die königliche Familie empfing sie mit der herzlichsten Zärtlichkeit, und das neue Königspaar rief sie zu seinen Statthaltern auf Erden aus.
uns einen goldnen unzerreißlichen Faden ſpinnen. Der Phönix flog mit melodiſchem Geräuſch zu ihren Füßen, ſpreizte ſeine Fit¬ tiche vor ihr aus, auf die ſie ſich ſetzte, und ſchwebte mit ihr über den Thron, ohne ſich wieder niederzulaſſen. Sie ſang ein himmli¬ ſches Lied, und fing zu ſpinnen an, indem der Faden aus ihrer Bruſt ſich hervorzuwin¬ den ſchien. Das Volk gerieth in neues Ent¬ zücken, und aller Augen hingen an dem lieb¬ lichen Kinde. Ein neues Jauchzen kam von der Thür her. Der alte Mond kam mit ſei¬ nem wunderlichen Hofſtaat herein, und hin¬ ter ihm trug das Volk Ginniſtan und ihren Bräutigam, wie im Triumph, ein¬ her.
Sie waren mit Blumenkränzen umwun¬ den; die königliche Familie empfing ſie mit der herzlichſten Zärtlichkeit, und das neue Königspaar rief ſie zu ſeinen Statthaltern auf Erden aus.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0344"n="336"/>
uns einen goldnen unzerreißlichen Faden<lb/>ſpinnen. Der Phönix flog mit melodiſchem<lb/>
Geräuſch zu ihren Füßen, ſpreizte ſeine Fit¬<lb/>
tiche vor ihr aus, auf die ſie ſich ſetzte, und<lb/>ſchwebte mit ihr über den Thron, ohne ſich<lb/>
wieder niederzulaſſen. Sie ſang ein himmli¬<lb/>ſches Lied, und fing zu ſpinnen an, indem<lb/>
der Faden aus ihrer Bruſt ſich hervorzuwin¬<lb/>
den ſchien. Das Volk gerieth in neues Ent¬<lb/>
zücken, und aller Augen hingen an dem lieb¬<lb/>
lichen Kinde. Ein neues Jauchzen kam von<lb/>
der Thür her. Der alte Mond kam mit ſei¬<lb/>
nem wunderlichen Hofſtaat herein, und hin¬<lb/>
ter ihm trug das Volk Ginniſtan und<lb/>
ihren Bräutigam, wie im Triumph, ein¬<lb/>
her.</p><lb/><p>Sie waren mit Blumenkränzen umwun¬<lb/>
den; die königliche Familie empfing ſie mit<lb/>
der herzlichſten Zärtlichkeit, und das neue<lb/>
Königspaar rief ſie zu ſeinen Statthaltern<lb/>
auf Erden aus.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[336/0344]
uns einen goldnen unzerreißlichen Faden
ſpinnen. Der Phönix flog mit melodiſchem
Geräuſch zu ihren Füßen, ſpreizte ſeine Fit¬
tiche vor ihr aus, auf die ſie ſich ſetzte, und
ſchwebte mit ihr über den Thron, ohne ſich
wieder niederzulaſſen. Sie ſang ein himmli¬
ſches Lied, und fing zu ſpinnen an, indem
der Faden aus ihrer Bruſt ſich hervorzuwin¬
den ſchien. Das Volk gerieth in neues Ent¬
zücken, und aller Augen hingen an dem lieb¬
lichen Kinde. Ein neues Jauchzen kam von
der Thür her. Der alte Mond kam mit ſei¬
nem wunderlichen Hofſtaat herein, und hin¬
ter ihm trug das Volk Ginniſtan und
ihren Bräutigam, wie im Triumph, ein¬
her.
Sie waren mit Blumenkränzen umwun¬
den; die königliche Familie empfing ſie mit
der herzlichſten Zärtlichkeit, und das neue
Königspaar rief ſie zu ſeinen Statthaltern
auf Erden aus.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/344>, abgerufen am 26.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.