Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.fältig die auffliegende Asche. Sie gingen fältig die auffliegende Aſche. Sie gingen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0332" n="324"/> fältig die auffliegende Aſche. Sie gingen<lb/> rund um die Erde, bis ſie an den alten Rie¬<lb/> ſen kamen, an deſſen Schultern ſie hinunter<lb/> klimmten. Er ſchien vom Schlage gelähmt,<lb/> und konnte kein Glied rühren. Gold legte<lb/> ihm eine Münze in den Mund, und der<lb/> Blumengärtner ſchob eine Schüſſel unter ſei¬<lb/> ne Lenden. Fabel berührte ihm die Augen,<lb/> und goß das Gefäß auf ſeiner Stirn aus.<lb/> So wie das Waſſer über das Auge in den<lb/> Mund und herunter über ihn in die Schüſ¬<lb/> ſel floß, zuckte ein Blitz des Lebens ihm in<lb/> allen Muskeln. Er ſchlug die Augen auf und<lb/> hob ſich rüſtig empor. Fabel ſprang zu ih¬<lb/> ren Begleitern auf die ſteigende Erde, und<lb/> bot ihm freundlich guten Morgen. Biſt du<lb/> wieder da, liebliches Kind? ſagte der Alte;<lb/> habe ich doch immer von dir geträumt. Ich<lb/> dachte immer, du würdeſt erſcheinen, ehe mir<lb/> die Erde und die Augen zu ſchwer würden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [324/0332]
fältig die auffliegende Aſche. Sie gingen
rund um die Erde, bis ſie an den alten Rie¬
ſen kamen, an deſſen Schultern ſie hinunter
klimmten. Er ſchien vom Schlage gelähmt,
und konnte kein Glied rühren. Gold legte
ihm eine Münze in den Mund, und der
Blumengärtner ſchob eine Schüſſel unter ſei¬
ne Lenden. Fabel berührte ihm die Augen,
und goß das Gefäß auf ſeiner Stirn aus.
So wie das Waſſer über das Auge in den
Mund und herunter über ihn in die Schüſ¬
ſel floß, zuckte ein Blitz des Lebens ihm in
allen Muskeln. Er ſchlug die Augen auf und
hob ſich rüſtig empor. Fabel ſprang zu ih¬
ren Begleitern auf die ſteigende Erde, und
bot ihm freundlich guten Morgen. Biſt du
wieder da, liebliches Kind? ſagte der Alte;
habe ich doch immer von dir geträumt. Ich
dachte immer, du würdeſt erſcheinen, ehe mir
die Erde und die Augen zu ſchwer würden.
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Zitationshilfe: | Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/332>, abgerufen am 22.07.2024. |