Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich will euch drey tüchtige Fliegen ver¬
schaffen, sagte sie zu den Kreuzspinnen, die
ihre luftigen Gewebe rund um an der Decke
und den Wänden angeheftet hatten, aber
ihr müßt mir gleich drey hübsche, leichte
Kleider spinnen. Die Blumen, die hinein
gewirkt werden sollen, will ich auch gleich
bringen. Die Kreuzspinnen waren bereit und
fingen rasch zu weben an. Fabel schlich sich
zur Leiter und begab sich zu Arktur. Mo¬
narch sagte sie, die Bösen tanzen, die Guten
ruhn. Ist die Flamme angekommen? Sie
ist angekommen sagte der König. Die Nacht
ist vorbey und das Eis schmilzt. Meine
Gattin zeigt sich von weitem. Meine Fein¬
dinn ist versenkt. Alles fängt zu leben an.
Noch darf ich mich nicht sehn lassen, denn
allein bin ich nicht König. Bitte was du
willst. -- Ich brauche, sagte Fabel, Blumen,
die im Feuer gewachsen sind. Ich weiß, du

Ich will euch drey tüchtige Fliegen ver¬
ſchaffen, ſagte ſie zu den Kreuzſpinnen, die
ihre luftigen Gewebe rund um an der Decke
und den Wänden angeheftet hatten, aber
ihr müßt mir gleich drey hübſche, leichte
Kleider ſpinnen. Die Blumen, die hinein
gewirkt werden ſollen, will ich auch gleich
bringen. Die Kreuzſpinnen waren bereit und
fingen raſch zu weben an. Fabel ſchlich ſich
zur Leiter und begab ſich zu Arktur. Mo¬
narch ſagte ſie, die Böſen tanzen, die Guten
ruhn. Iſt die Flamme angekommen? Sie
iſt angekommen ſagte der König. Die Nacht
iſt vorbey und das Eis ſchmilzt. Meine
Gattin zeigt ſich von weitem. Meine Fein¬
dinn iſt verſenkt. Alles fängt zu leben an.
Noch darf ich mich nicht ſehn laſſen, denn
allein bin ich nicht König. Bitte was du
willſt. — Ich brauche, ſagte Fabel, Blumen,
die im Feuer gewachſen ſind. Ich weiß, du

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0327" n="319"/>
            <p>Ich will euch drey tüchtige Fliegen ver¬<lb/>
&#x017F;chaffen, &#x017F;agte &#x017F;ie zu den Kreuz&#x017F;pinnen, die<lb/>
ihre luftigen Gewebe rund um an der Decke<lb/>
und den Wänden angeheftet hatten, aber<lb/>
ihr müßt mir gleich drey hüb&#x017F;che, leichte<lb/>
Kleider &#x017F;pinnen. Die Blumen, die hinein<lb/>
gewirkt werden &#x017F;ollen, will ich auch gleich<lb/>
bringen. Die Kreuz&#x017F;pinnen waren bereit und<lb/>
fingen ra&#x017F;ch zu weben an. Fabel &#x017F;chlich &#x017F;ich<lb/>
zur Leiter und begab &#x017F;ich zu Arktur. Mo¬<lb/>
narch &#x017F;agte &#x017F;ie, die Bö&#x017F;en tanzen, die Guten<lb/>
ruhn. I&#x017F;t die Flamme angekommen? Sie<lb/>
i&#x017F;t angekommen &#x017F;agte der König. Die Nacht<lb/>
i&#x017F;t vorbey und das Eis &#x017F;chmilzt. Meine<lb/>
Gattin zeigt &#x017F;ich von weitem. Meine Fein¬<lb/>
dinn i&#x017F;t ver&#x017F;enkt. Alles fängt zu leben an.<lb/>
Noch darf ich mich nicht &#x017F;ehn la&#x017F;&#x017F;en, denn<lb/>
allein bin ich nicht König. Bitte was du<lb/>
will&#x017F;t. &#x2014; Ich brauche, &#x017F;agte Fabel, Blumen,<lb/>
die im Feuer gewach&#x017F;en &#x017F;ind. Ich weiß, du<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0327] Ich will euch drey tüchtige Fliegen ver¬ ſchaffen, ſagte ſie zu den Kreuzſpinnen, die ihre luftigen Gewebe rund um an der Decke und den Wänden angeheftet hatten, aber ihr müßt mir gleich drey hübſche, leichte Kleider ſpinnen. Die Blumen, die hinein gewirkt werden ſollen, will ich auch gleich bringen. Die Kreuzſpinnen waren bereit und fingen raſch zu weben an. Fabel ſchlich ſich zur Leiter und begab ſich zu Arktur. Mo¬ narch ſagte ſie, die Böſen tanzen, die Guten ruhn. Iſt die Flamme angekommen? Sie iſt angekommen ſagte der König. Die Nacht iſt vorbey und das Eis ſchmilzt. Meine Gattin zeigt ſich von weitem. Meine Fein¬ dinn iſt verſenkt. Alles fängt zu leben an. Noch darf ich mich nicht ſehn laſſen, denn allein bin ich nicht König. Bitte was du willſt. — Ich brauche, ſagte Fabel, Blumen, die im Feuer gewachſen ſind. Ich weiß, du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/327
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/327>, abgerufen am 19.05.2024.