Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

bald vor eine Fallthür, die sich in Arkturs
Gemach öffnete.

Der König saß umringt von seinen Rä¬
then, als Fabel erschien. Die nördliche Kro¬
ne zierte sein Haupt. Die Lilie hielt er mit
der Linken, die Wage in der Rechten.
Der Adler und Löwe saßen zu seinen Füßen.
Monarch, sagte die Fabel, indem sie sich ehr¬
furchtsvoll vor ihm neigte; Heil deinem fest¬
gegründeten Throne! frohe Bothschaft dei¬
nem verwundeten Herzen! baldige Rückkehr
der Weisheit! Ewiges erwachen dem Frie¬
den! Ruhe der rastlosen Liebe! Verklärung
des[ ]Herzens! Leben dem Alterthum und Ge¬
stalt der Zukunft! Der König berührte ihre
offene Stirn mit der Lilie: Was du bittest,
sey dir gewährt. -- Dreymal werde ich bit¬
ten, wenn ich zum viertenmale komme, so ist
die Liebe vor der Thür. Jetzt gieb mir die
Leyer. -- Eridanus! bringe sie her, rief der

bald vor eine Fallthür, die ſich in Arkturs
Gemach öffnete.

Der König ſaß umringt von ſeinen Rä¬
then, als Fabel erſchien. Die nördliche Kro¬
ne zierte ſein Haupt. Die Lilie hielt er mit
der Linken, die Wage in der Rechten.
Der Adler und Löwe ſaßen zu ſeinen Füßen.
Monarch, ſagte die Fabel, indem ſie ſich ehr¬
furchtsvoll vor ihm neigte; Heil deinem feſt¬
gegründeten Throne! frohe Bothſchaft dei¬
nem verwundeten Herzen! baldige Rückkehr
der Weisheit! Ewiges erwachen dem Frie¬
den! Ruhe der raſtloſen Liebe! Verklärung
des[ ]Herzens! Leben dem Alterthum und Ge¬
ſtalt der Zukunft! Der König berührte ihre
offene Stirn mit der Lilie: Was du bitteſt,
ſey dir gewährt. — Dreymal werde ich bit¬
ten, wenn ich zum viertenmale komme, ſo iſt
die Liebe vor der Thür. Jetzt gieb mir die
Leyer. — Eridanus! bringe ſie her, rief der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0315" n="307"/>
bald vor eine Fallthür, die &#x017F;ich in Arkturs<lb/>
Gemach öffnete.</p><lb/>
            <p>Der König &#x017F;aß umringt von &#x017F;einen Rä¬<lb/>
then, als Fabel er&#x017F;chien. Die nördliche Kro¬<lb/>
ne zierte &#x017F;ein Haupt. Die Lilie hielt er mit<lb/>
der Linken, die Wage in der Rechten.<lb/>
Der Adler und Löwe &#x017F;aßen zu &#x017F;einen Füßen.<lb/>
Monarch, &#x017F;agte die Fabel, indem &#x017F;ie &#x017F;ich ehr¬<lb/>
furchtsvoll vor ihm neigte; Heil deinem fe&#x017F;<lb/>
gegründeten Throne! frohe Both&#x017F;chaft dei¬<lb/>
nem verwundeten Herzen! baldige Rückkehr<lb/>
der Weisheit! Ewiges erwachen dem Frie¬<lb/>
den! Ruhe der ra&#x017F;tlo&#x017F;en Liebe! Verklärung<lb/>
des<supplied> </supplied>Herzens! Leben dem Alterthum und Ge¬<lb/>
&#x017F;talt der Zukunft! Der König berührte ihre<lb/>
offene Stirn mit der Lilie: Was du bitte&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ey dir gewährt. &#x2014; Dreymal werde ich bit¬<lb/>
ten, wenn ich zum viertenmale komme, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
die Liebe vor der Thür. Jetzt gieb mir die<lb/>
Leyer. &#x2014; Eridanus! bringe &#x017F;ie her, rief der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0315] bald vor eine Fallthür, die ſich in Arkturs Gemach öffnete. Der König ſaß umringt von ſeinen Rä¬ then, als Fabel erſchien. Die nördliche Kro¬ ne zierte ſein Haupt. Die Lilie hielt er mit der Linken, die Wage in der Rechten. Der Adler und Löwe ſaßen zu ſeinen Füßen. Monarch, ſagte die Fabel, indem ſie ſich ehr¬ furchtsvoll vor ihm neigte; Heil deinem feſt¬ gegründeten Throne! frohe Bothſchaft dei¬ nem verwundeten Herzen! baldige Rückkehr der Weisheit! Ewiges erwachen dem Frie¬ den! Ruhe der raſtloſen Liebe! Verklärung des Herzens! Leben dem Alterthum und Ge¬ ſtalt der Zukunft! Der König berührte ihre offene Stirn mit der Lilie: Was du bitteſt, ſey dir gewährt. — Dreymal werde ich bit¬ ten, wenn ich zum viertenmale komme, ſo iſt die Liebe vor der Thür. Jetzt gieb mir die Leyer. — Eridanus! bringe ſie her, rief der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/315
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/315>, abgerufen am 18.05.2024.