Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

köstlichen Mahle machte. Man sah durch
die Fenster die herrlichsten Aussichten und ei¬
nen heitern Himmel über die Erde gespannt.
Auf dem Hofe war der Vater in voller Thä¬
tigkeit. Wenn er müde war, sah er hinauf
ans Fenster, wo Ginnistan stand, und ihm
allerhand Näschereien herunterwarf. Die
Mutter und der Sohn gingen hinaus, um
überall zu helfen und den gefaßten Ent¬
schluß vorzubereiten. Der Schreiber rührte
die Feder, und machte immer eine Fratze,
wenn er genöthigt war, Ginnistan um etwas
zu fragen, die ein sehr gutes Gedächtniß hat¬
te, und alles behielt, was sich zutrug. Eros
kam bald in schöner Rüstung, um die das
bunte Tuch wie eine Schärpe gebunden war,
zurück, und bat Sophie um Rath, wann und
wie er seine Reise antreten solle. Der
Schreiber war vorlaut, und wollte gleich
mit einem ausführlichen Reiseplan dienen,

köſtlichen Mahle machte. Man ſah durch
die Fenſter die herrlichſten Ausſichten und ei¬
nen heitern Himmel über die Erde geſpannt.
Auf dem Hofe war der Vater in voller Thä¬
tigkeit. Wenn er müde war, ſah er hinauf
ans Fenſter, wo Ginniſtan ſtand, und ihm
allerhand Näſchereien herunterwarf. Die
Mutter und der Sohn gingen hinaus, um
überall zu helfen und den gefaßten Ent¬
ſchluß vorzubereiten. Der Schreiber rührte
die Feder, und machte immer eine Fratze,
wenn er genöthigt war, Ginniſtan um etwas
zu fragen, die ein ſehr gutes Gedächtniß hat¬
te, und alles behielt, was ſich zutrug. Eros
kam bald in ſchöner Rüſtung, um die das
bunte Tuch wie eine Schärpe gebunden war,
zurück, und bat Sophie um Rath, wann und
wie er ſeine Reiſe antreten ſolle. Der
Schreiber war vorlaut, und wollte gleich
mit einem ausführlichen Reiſeplan dienen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0293" n="285"/>&#x017F;tlichen Mahle machte. Man &#x017F;ah durch<lb/>
die Fen&#x017F;ter die herrlich&#x017F;ten Aus&#x017F;ichten und ei¬<lb/>
nen heitern Himmel über die Erde ge&#x017F;pannt.<lb/>
Auf dem Hofe war der Vater in voller Thä¬<lb/>
tigkeit. Wenn er müde war, &#x017F;ah er hinauf<lb/>
ans Fen&#x017F;ter, wo Ginni&#x017F;tan &#x017F;tand, und ihm<lb/>
allerhand Nä&#x017F;chereien herunterwarf. Die<lb/>
Mutter und der Sohn gingen hinaus, um<lb/>
überall zu helfen und den gefaßten Ent¬<lb/>
&#x017F;chluß vorzubereiten. Der Schreiber rührte<lb/>
die Feder, und machte immer eine Fratze,<lb/>
wenn er genöthigt war, Ginni&#x017F;tan um etwas<lb/>
zu fragen, die ein &#x017F;ehr gutes Gedächtniß hat¬<lb/>
te, und alles behielt, was &#x017F;ich zutrug. Eros<lb/>
kam bald in &#x017F;chöner Rü&#x017F;tung, um die das<lb/>
bunte Tuch wie eine Schärpe gebunden war,<lb/>
zurück, und bat Sophie um Rath, wann und<lb/>
wie er &#x017F;eine Rei&#x017F;e antreten &#x017F;olle. Der<lb/>
Schreiber war vorlaut, und wollte gleich<lb/>
mit einem ausführlichen Rei&#x017F;eplan dienen,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0293] köſtlichen Mahle machte. Man ſah durch die Fenſter die herrlichſten Ausſichten und ei¬ nen heitern Himmel über die Erde geſpannt. Auf dem Hofe war der Vater in voller Thä¬ tigkeit. Wenn er müde war, ſah er hinauf ans Fenſter, wo Ginniſtan ſtand, und ihm allerhand Näſchereien herunterwarf. Die Mutter und der Sohn gingen hinaus, um überall zu helfen und den gefaßten Ent¬ ſchluß vorzubereiten. Der Schreiber rührte die Feder, und machte immer eine Fratze, wenn er genöthigt war, Ginniſtan um etwas zu fragen, die ein ſehr gutes Gedächtniß hat¬ te, und alles behielt, was ſich zutrug. Eros kam bald in ſchöner Rüſtung, um die das bunte Tuch wie eine Schärpe gebunden war, zurück, und bat Sophie um Rath, wann und wie er ſeine Reiſe antreten ſolle. Der Schreiber war vorlaut, und wollte gleich mit einem ausführlichen Reiſeplan dienen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/293
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/293>, abgerufen am 22.11.2024.