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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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das er sich anständig um die Hüften band.
Die kleine Fabel nahm er auf den Arm.
Sie schien unendliches Wohlgefallen an ihm
zu haben, und fing zu plaudern an. Gin¬
nistan machte sich viel um ihn zu schaffen.
Sie sah äußerst reizend und leichtfertig aus,
und drückte ihn mit der Innigkeit einer
Braut an sich. Sie zog ihn mit heimlichen
Worten nach der Kammerthür, aber Sophie
winkte ernsthaft und deutete nach der Schlan¬
ge; da kam die Mutter herein, auf die er
sogleich zuflog und sie mit heißen Thränen
bewillkommte. Der Schreiber war ingrimmig
fortgegangen. Der Vater trat herein, und
wie er Mutter und Sohn in stiller Umar¬
mung sah, trat er hinter ihren Rücken zur
reitzenden Ginnistan, und liebkoste ihr. So¬
phie stieg die Treppe hinauf. Die kleine Fabel
nahm die Feder des Schreibers und fing zu
schreiben an. Mutter und Sohn vertieften

das er ſich anſtändig um die Hüften band.
Die kleine Fabel nahm er auf den Arm.
Sie ſchien unendliches Wohlgefallen an ihm
zu haben, und fing zu plaudern an. Gin¬
niſtan machte ſich viel um ihn zu ſchaffen.
Sie ſah äußerſt reizend und leichtfertig aus,
und drückte ihn mit der Innigkeit einer
Braut an ſich. Sie zog ihn mit heimlichen
Worten nach der Kammerthür, aber Sophie
winkte ernſthaft und deutete nach der Schlan¬
ge; da kam die Mutter herein, auf die er
ſogleich zuflog und ſie mit heißen Thränen
bewillkommte. Der Schreiber war ingrimmig
fortgegangen. Der Vater trat herein, und
wie er Mutter und Sohn in ſtiller Umar¬
mung ſah, trat er hinter ihren Rücken zur
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phie ſtieg die Treppe hinauf. Die kleine Fabel
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[283/0291] das er ſich anſtändig um die Hüften band. Die kleine Fabel nahm er auf den Arm. Sie ſchien unendliches Wohlgefallen an ihm zu haben, und fing zu plaudern an. Gin¬ niſtan machte ſich viel um ihn zu ſchaffen. Sie ſah äußerſt reizend und leichtfertig aus, und drückte ihn mit der Innigkeit einer Braut an ſich. Sie zog ihn mit heimlichen Worten nach der Kammerthür, aber Sophie winkte ernſthaft und deutete nach der Schlan¬ ge; da kam die Mutter herein, auf die er ſogleich zuflog und ſie mit heißen Thränen bewillkommte. Der Schreiber war ingrimmig fortgegangen. Der Vater trat herein, und wie er Mutter und Sohn in ſtiller Umar¬ mung ſah, trat er hinter ihren Rücken zur reitzenden Ginniſtan, und liebkoſte ihr. So¬ phie ſtieg die Treppe hinauf. Die kleine Fabel nahm die Feder des Schreibers und fing zu ſchreiben an. Mutter und Sohn vertieften

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/291>, abgerufen am 19.05.2024.