milchblauen Schimmer, und spielten mit den sanftesten Farben. Die ganze Gegend ward nun sichtbar, und der Wiederschein der Figu¬ ren, das Getümmel der Spieße, der Schwerdter, der Schilder, und der Helme, die sich nach hier und da erscheinenden Kro¬ nen, von allen Seiten neigten, und endlich wie diese verschwanden, und einem schlichten, grünen Kranze Plaz machten, um diesen her einen weiten Kreis schlossen: alles dies spie¬ gelte sich in dem starren Meere, das den Berg umgab, auf dem die Stadt lag, und auch der ferne hohe Berggürtel, der sich rund um das Meer herzog, ward bis in die Mitte mit einem milden Abglanz überzogen. Man konnte nichts deutlich unterscheiden; doch hörte man ein wunderliches Getöse her¬ über, wie aus einer fernen ungeheuren Werkstatt. Die Stadt erschien dagegen hell und klar. Ihre glatten, durchsichtigen
milchblauen Schimmer, und ſpielten mit den ſanfteſten Farben. Die ganze Gegend ward nun ſichtbar, und der Wiederſchein der Figu¬ ren, das Getümmel der Spieße, der Schwerdter, der Schilder, und der Helme, die ſich nach hier und da erſcheinenden Kro¬ nen, von allen Seiten neigten, und endlich wie dieſe verſchwanden, und einem ſchlichten, grünen Kranze Plaz machten, um dieſen her einen weiten Kreis ſchloſſen: alles dies ſpie¬ gelte ſich in dem ſtarren Meere, das den Berg umgab, auf dem die Stadt lag, und auch der ferne hohe Berggürtel, der ſich rund um das Meer herzog, ward bis in die Mitte mit einem milden Abglanz überzogen. Man konnte nichts deutlich unterſcheiden; doch hörte man ein wunderliches Getöſe her¬ über, wie aus einer fernen ungeheuren Werkſtatt. Die Stadt erſchien dagegen hell und klar. Ihre glatten, durchſichtigen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0278"n="270"/>
milchblauen Schimmer, und ſpielten mit den<lb/>ſanfteſten Farben. Die ganze Gegend ward<lb/>
nun ſichtbar, und der Wiederſchein der Figu¬<lb/>
ren, das Getümmel der Spieße, der<lb/>
Schwerdter, der Schilder, und der Helme,<lb/>
die ſich nach hier und da erſcheinenden Kro¬<lb/>
nen, von allen Seiten neigten, und endlich<lb/>
wie dieſe verſchwanden, und einem ſchlichten,<lb/>
grünen Kranze Plaz machten, um dieſen her<lb/>
einen weiten Kreis ſchloſſen: alles dies ſpie¬<lb/>
gelte ſich in dem ſtarren Meere, das den<lb/>
Berg umgab, auf dem die Stadt lag, und<lb/>
auch der ferne hohe Berggürtel, der ſich<lb/>
rund um das Meer herzog, ward bis in die<lb/>
Mitte mit einem milden Abglanz überzogen.<lb/>
Man konnte nichts deutlich unterſcheiden;<lb/>
doch hörte man ein wunderliches Getöſe her¬<lb/>
über, wie aus einer fernen ungeheuren<lb/>
Werkſtatt. Die Stadt erſchien dagegen hell<lb/>
und klar. Ihre glatten, durchſichtigen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[270/0278]
milchblauen Schimmer, und ſpielten mit den
ſanfteſten Farben. Die ganze Gegend ward
nun ſichtbar, und der Wiederſchein der Figu¬
ren, das Getümmel der Spieße, der
Schwerdter, der Schilder, und der Helme,
die ſich nach hier und da erſcheinenden Kro¬
nen, von allen Seiten neigten, und endlich
wie dieſe verſchwanden, und einem ſchlichten,
grünen Kranze Plaz machten, um dieſen her
einen weiten Kreis ſchloſſen: alles dies ſpie¬
gelte ſich in dem ſtarren Meere, das den
Berg umgab, auf dem die Stadt lag, und
auch der ferne hohe Berggürtel, der ſich
rund um das Meer herzog, ward bis in die
Mitte mit einem milden Abglanz überzogen.
Man konnte nichts deutlich unterſcheiden;
doch hörte man ein wunderliches Getöſe her¬
über, wie aus einer fernen ungeheuren
Werkſtatt. Die Stadt erſchien dagegen hell
und klar. Ihre glatten, durchſichtigen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/278>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.