unwillkührlich von Poesie durchdrungene Weltkräfte sind. Ein Dichter, der zugleich Held wäre, ist schon ein göttlicher Gesandter, aber seiner Darstellung ist unsere Poesie nicht gewachsen.
Wie versteht ihr das, lieber Vater, sagte Heinrich. Kann ein Gegenstand zu über¬ schwänglich für die Poesie seyn?
Allerdings. Nur kann man im Grunde nicht sagen, für die Poesie, sondern nur für unsere irdischen Mittel und Werkzeuge. Wenn es schon für einen einzelnen Dichter nur ein eigenthümliches Gebiet giebt, inner¬ halb dessen er bleiben muß, um nicht alle Haltung und den Athem zu verlieren: so giebt es auch für die ganze Summe mensch¬ licher Kräfte eine bestimmte Grenze der Dar¬ stellbarkeit, über welche hinaus die Darstel¬ lung die nöthige Dichtigkeit und Gestaltung nicht behalten kann, und in ein leeres täu¬
unwillkührlich von Poeſie durchdrungene Weltkräfte ſind. Ein Dichter, der zugleich Held wäre, iſt ſchon ein göttlicher Geſandter, aber ſeiner Darſtellung iſt unſere Poeſie nicht gewachſen.
Wie verſteht ihr das, lieber Vater, ſagte Heinrich. Kann ein Gegenſtand zu über¬ ſchwänglich für die Poeſie ſeyn?
Allerdings. Nur kann man im Grunde nicht ſagen, für die Poeſie, ſondern nur für unſere irdiſchen Mittel und Werkzeuge. Wenn es ſchon für einen einzelnen Dichter nur ein eigenthümliches Gebiet giebt, inner¬ halb deſſen er bleiben muß, um nicht alle Haltung und den Athem zu verlieren: ſo giebt es auch für die ganze Summe menſch¬ licher Kräfte eine beſtimmte Grenze der Dar¬ ſtellbarkeit, über welche hinaus die Darſtel¬ lung die nöthige Dichtigkeit und Geſtaltung nicht behalten kann, und in ein leeres täu¬
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unwillkührlich von Poeſie durchdrungene
Weltkräfte ſind. Ein Dichter, der zugleich
Held wäre, iſt ſchon ein göttlicher Geſandter,
aber ſeiner Darſtellung iſt unſere Poeſie nicht
gewachſen.
Wie verſteht ihr das, lieber Vater, ſagte
Heinrich. Kann ein Gegenſtand zu über¬
ſchwänglich für die Poeſie ſeyn?
Allerdings. Nur kann man im Grunde
nicht ſagen, für die Poeſie, ſondern nur für
unſere irdiſchen Mittel und Werkzeuge.
Wenn es ſchon für einen einzelnen Dichter
nur ein eigenthümliches Gebiet giebt, inner¬
halb deſſen er bleiben muß, um nicht alle
Haltung und den Athem zu verlieren: ſo
giebt es auch für die ganze Summe menſch¬
licher Kräfte eine beſtimmte Grenze der Dar¬
ſtellbarkeit, über welche hinaus die Darſtel¬
lung die nöthige Dichtigkeit und Geſtaltung
nicht behalten kann, und in ein leeres täu¬
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/262>, abgerufen am 27.05.2024.
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