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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Die verbotne Frucht zu brechen
Fühlen wir der Sehnsucht Schmerz;
Möchten gern die süßen Knaben
Fest an unserm Herzen haben.

Wäre dies zu denken Sünde?
Zollfrey sind Gedanken doch.
Was bleibt einem armen Kinde
Außer süßen Träumen noch?
Will man sie auch gern verbannen,
Nimmer ziehen sie von dannen.
Wenn wir auch des Abends beten,
Schreckt uns doch die Einsamkeit,
Und zu unsern Küssen treten
Sehnsucht und Gefälligkeit.
Könnten wir wohl widerstreben
Alles, Alles hinzugeben?

Die verbotne Frucht zu brechen
Fühlen wir der Sehnſucht Schmerz;
Möchten gern die ſüßen Knaben
Feſt an unſerm Herzen haben.

Wäre dies zu denken Sünde?
Zollfrey ſind Gedanken doch.
Was bleibt einem armen Kinde
Außer ſüßen Träumen noch?
Will man ſie auch gern verbannen,
Nimmer ziehen ſie von dannen.
Wenn wir auch des Abends beten,
Schreckt uns doch die Einſamkeit,
Und zu unſern Küſſen treten
Sehnſucht und Gefälligkeit.
Könnten wir wohl widerſtreben
Alles, Alles hinzugeben?
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[220/0228] Die verbotne Frucht zu brechen Fühlen wir der Sehnſucht Schmerz; Möchten gern die ſüßen Knaben Feſt an unſerm Herzen haben. Wäre dies zu denken Sünde? Zollfrey ſind Gedanken doch. Was bleibt einem armen Kinde Außer ſüßen Träumen noch? Will man ſie auch gern verbannen, Nimmer ziehen ſie von dannen. Wenn wir auch des Abends beten, Schreckt uns doch die Einſamkeit, Und zu unſern Küſſen treten Sehnſucht und Gefälligkeit. Könnten wir wohl widerſtreben Alles, Alles hinzugeben?

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/228>, abgerufen am 24.11.2024.