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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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schreiben, deren Geschichte selbst zu Ende ist,
und die nichts mehr zu hoffen haben, als die
Verpflanzung in den Garten. Nicht finster
und trübe wird ihre Beschreibung seyn; viel¬
mehr wird ein Strahl aus der Kuppel alles in
der richtigsten und schönsten Erleuchtung zei¬
gen, und heiliger Geist wird über diesen selt¬
sam bewegten Gewässern schweben.

Wie wahr und einleuchtend ist eure Rede,
setzte der Alte hinzu. Man sollte gewiß mehr
Fleiß darauf wenden, das Wissenswürdige
seiner Zeit treulich aufzuzeichnen, und es als
ein andächtiges Vermächtniß den künftigen
Menschen zu hinterlassen. Es giebt tausend
entferntere Dinge, denen Sorgfalt und Mü¬
he gewidmet wird, und gerade um das
Nächste und Wichtigste, um die Schicksale
unsers eigenen Lebens, unserer Angehörigen,
unsers Geschlechts, deren leise Planmäßigkeit
wir in den Gedanken einer Vorsehung aufge¬

ſchreiben, deren Geſchichte ſelbſt zu Ende iſt,
und die nichts mehr zu hoffen haben, als die
Verpflanzung in den Garten. Nicht finſter
und trübe wird ihre Beſchreibung ſeyn; viel¬
mehr wird ein Strahl aus der Kuppel alles in
der richtigſten und ſchönſten Erleuchtung zei¬
gen, und heiliger Geiſt wird über dieſen ſelt¬
ſam bewegten Gewäſſern ſchweben.

Wie wahr und einleuchtend iſt eure Rede,
ſetzte der Alte hinzu. Man ſollte gewiß mehr
Fleiß darauf wenden, das Wiſſenswürdige
ſeiner Zeit treulich aufzuzeichnen, und es als
ein andächtiges Vermächtniß den künftigen
Menſchen zu hinterlaſſen. Es giebt tauſend
entferntere Dinge, denen Sorgfalt und Mü¬
he gewidmet wird, und gerade um das
Nächſte und Wichtigſte, um die Schickſale
unſers eigenen Lebens, unſerer Angehörigen,
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[179/0187] ſchreiben, deren Geſchichte ſelbſt zu Ende iſt, und die nichts mehr zu hoffen haben, als die Verpflanzung in den Garten. Nicht finſter und trübe wird ihre Beſchreibung ſeyn; viel¬ mehr wird ein Strahl aus der Kuppel alles in der richtigſten und ſchönſten Erleuchtung zei¬ gen, und heiliger Geiſt wird über dieſen ſelt¬ ſam bewegten Gewäſſern ſchweben. Wie wahr und einleuchtend iſt eure Rede, ſetzte der Alte hinzu. Man ſollte gewiß mehr Fleiß darauf wenden, das Wiſſenswürdige ſeiner Zeit treulich aufzuzeichnen, und es als ein andächtiges Vermächtniß den künftigen Menſchen zu hinterlaſſen. Es giebt tauſend entferntere Dinge, denen Sorgfalt und Mü¬ he gewidmet wird, und gerade um das Nächſte und Wichtigſte, um die Schickſale unſers eigenen Lebens, unſerer Angehörigen, unſers Geſchlechts, deren leiſe Planmäßigkeit wir in den Gedanken einer Vorſehung aufge¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/187>, abgerufen am 22.11.2024.