Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XIX, 10. Woche, Erfurt (Thüringen), 2. März 1744.Hertzog durch einen Courier zurück geruffen, und sogleich beschlos- Zu Anfang des Februarii lief ein Gerüchte, als ob sich der Der Graf von Rosenberg wird nun ehestens nach Berlin auf- Es verlautet, daß die Königin von Ungarn bey denen vornehm- So soll auch der Oesterreichische Minister beym Schwäbischen Hertzog durch einen Courier zurück geruffen, und sogleich beschlos- Zu Anfang des Februarii lief ein Gerüchte, als ob sich der Der Graf von Rosenberg wird nun ehestens nach Berlin auf- Es verlautet, daß die Königin von Ungarn bey denen vornehm- So soll auch der Oesterreichische Minister beym Schwäbischen <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="148"/> Hertzog durch einen Courier zurück geruffen, und sogleich beschlos-<lb/> sen wurde, die Ertz-Hertzogin Maria Anna, mit ihrem Gemahl,<lb/> noch innerhalb 8. Tagen nach Brüssel abreisen zu lassen, wohin sie<lb/> offtgemeldeter Hr. Hertzog begleiten soll; welches auch am 22. die-<lb/> ses erfolgt seyn soll. Jn Dreßden macht man vor dieses hohe<lb/> Paar ein <hi rendition="#aq">Præſent</hi> von Sächsischen <hi rendition="#aq">Porcellain</hi> zurechte, welches auf<lb/> 60000. Rthlr. hoch geschätzt wird.</p><lb/> <p>Zu Anfang des Februarii lief ein Gerüchte, als ob sich der<lb/><hi rendition="#aq">Marcheſe di Botta</hi> nach Maltha begeben hätte, von welchem Orden<lb/> derselbe ein Ritter ist. Es hat sich aber falsch befunden, denn er<lb/> hat sich den 11. Febr. annoch öffentlich bey Hofe sehen lassen.</p><lb/> <p>Der Graf von Rosenberg wird nun ehestens nach Berlin auf-<lb/> brechen, wohin seine Bagage schon abgegangen. Und den 16. Fe-<lb/> bruar. wurden 14000. Frantzösische und Bayerische Flinten nach<lb/> Mähren abgeführt, um mit selbigen die dasige Militz zu montiren.</p><lb/> <p>Es verlautet, daß die Königin von Ungarn bey denen vornehm-<lb/> sten Reichs-Höfen hätten <hi rendition="#aq">declari</hi>ren lassen: „weil die von dem ge-<lb/> „samten Reiche so feyerlich angelobte Garantie der Pragmatischen<lb/> „Sanction ihr nicht einmahl so viel nutzen solte, daß sie gegen ihre<lb/> „Feinde, von denen sie doch angefallen worden, frey agiren, und<lb/> „dieselbe bis zur erlangten Schaden-Ersetzung und künfftiger Si-<lb/> „cherheit, mit denen Waffen verfolgen dörffte, sondern man dem<lb/> „Gerüchte nach eine sogenannte neutrale Armee, unter Vorwand,<lb/> „keinen fremden Trouppen den Eintritt ins Reich zu gestatten; in<lb/> „der That aber nur die Königin an Ausführung ihres Rechts zu<lb/> „hindern, formiren wolte: Als würde Jhro Maj. nach dem Vor-<lb/> „bilde derjenigen Reichs-Ständte, die zu einer dergleichen Armee<lb/> „ihr <hi rendition="#aq">Contingent</hi> stelleten, ihre Trouppen auch vor neutral erklä-<lb/> „ren, und sowohl das <hi rendition="#aq">conqueti</hi>rte Bayern, als auch ihre übrigen<lb/> „teutschen Erblande, mit Vorschützung eben einer solchen Neutra-<lb/> „lite, gegen alle Anfälle bedecken, folglich wo man ihr dieses nicht<lb/> „zugestünde, und ihre oder ihrer Alliirten Trouppen, als fremde<lb/> „betrachtete, gleichfalls nicht nur die Frantzosen, sondern auch alle<lb/> „andere, ihr auf diese Art sich entgegen legende Trouppen als frem-<lb/> „de ansehen müsse.</p><lb/> <p>So soll auch der Oesterreichische Minister beym Schwäbischen<lb/> Creyß, Hr. von Palm, mit dahin einschlagenden Commißionen be-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [148/0004]
Hertzog durch einen Courier zurück geruffen, und sogleich beschlos-
sen wurde, die Ertz-Hertzogin Maria Anna, mit ihrem Gemahl,
noch innerhalb 8. Tagen nach Brüssel abreisen zu lassen, wohin sie
offtgemeldeter Hr. Hertzog begleiten soll; welches auch am 22. die-
ses erfolgt seyn soll. Jn Dreßden macht man vor dieses hohe
Paar ein Præſent von Sächsischen Porcellain zurechte, welches auf
60000. Rthlr. hoch geschätzt wird.
Zu Anfang des Februarii lief ein Gerüchte, als ob sich der
Marcheſe di Botta nach Maltha begeben hätte, von welchem Orden
derselbe ein Ritter ist. Es hat sich aber falsch befunden, denn er
hat sich den 11. Febr. annoch öffentlich bey Hofe sehen lassen.
Der Graf von Rosenberg wird nun ehestens nach Berlin auf-
brechen, wohin seine Bagage schon abgegangen. Und den 16. Fe-
bruar. wurden 14000. Frantzösische und Bayerische Flinten nach
Mähren abgeführt, um mit selbigen die dasige Militz zu montiren.
Es verlautet, daß die Königin von Ungarn bey denen vornehm-
sten Reichs-Höfen hätten declariren lassen: „weil die von dem ge-
„samten Reiche so feyerlich angelobte Garantie der Pragmatischen
„Sanction ihr nicht einmahl so viel nutzen solte, daß sie gegen ihre
„Feinde, von denen sie doch angefallen worden, frey agiren, und
„dieselbe bis zur erlangten Schaden-Ersetzung und künfftiger Si-
„cherheit, mit denen Waffen verfolgen dörffte, sondern man dem
„Gerüchte nach eine sogenannte neutrale Armee, unter Vorwand,
„keinen fremden Trouppen den Eintritt ins Reich zu gestatten; in
„der That aber nur die Königin an Ausführung ihres Rechts zu
„hindern, formiren wolte: Als würde Jhro Maj. nach dem Vor-
„bilde derjenigen Reichs-Ständte, die zu einer dergleichen Armee
„ihr Contingent stelleten, ihre Trouppen auch vor neutral erklä-
„ren, und sowohl das conquetirte Bayern, als auch ihre übrigen
„teutschen Erblande, mit Vorschützung eben einer solchen Neutra-
„lite, gegen alle Anfälle bedecken, folglich wo man ihr dieses nicht
„zugestünde, und ihre oder ihrer Alliirten Trouppen, als fremde
„betrachtete, gleichfalls nicht nur die Frantzosen, sondern auch alle
„andere, ihr auf diese Art sich entgegen legende Trouppen als frem-
„de ansehen müsse.
So soll auch der Oesterreichische Minister beym Schwäbischen
Creyß, Hr. von Palm, mit dahin einschlagenden Commißionen be-
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