Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XII, 6. Woche, Erfurt (Thüringen), 7. Februar 1744.nicht mit Tilgung der Oesterreichischen Protestations-Schrifften Jhro Königl. Majest. in Pohlen werden nebst der Königin Der neue Frantzösische Gesandte, Herr Graf von Bayern, Jn denen Chur-Psältzischen Landen ist eine Verordnung pu- nicht mit Tilgung der Oesterreichischen Protestations-Schrifften Jhro Königl. Majest. in Pohlen werden nebst der Königin Der neue Frantzösische Gesandte, Herr Graf von Bayern, Jn denen Chur-Psältzischen Landen ist eine Verordnung pu- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="92"/> nicht mit Tilgung der Oesterreichischen Protestations-Schrifften<lb/> procediren kan. Wenigstens fällt die <hi rendition="#aq">pluraritas Votorum Ele-<lb/> ctoralium </hi> weg. Denn gesetzt, Böhmen bleibt hierinne <hi rendition="#aq">ſuſpen-<lb/> di</hi>rt; so sind doch solchenfalls, zum Besten der Königin von Un-<lb/> garn, Sachsen, Hannover, Mayntz und Trier <hi rendition="#aq">egal</hi> wider Bayern,<lb/> ( falls man es nicht <hi rendition="#aq">qua partem</hi> ausschließt, ) Brandenburg, Pfaltz<lb/> und Cölln, es wäre denn, daß man eine völlige Trennung unter<lb/> denen Reichs-Ständen verursachen wolte. Anderns ist auch von<lb/> Oesterreich denen angeschuldeten Preußischen <hi rendition="#aq">Deſſeins</hi> vorgebauet:<lb/> Denn, da Chur-Sachsen sich anheischig gemacht, der Königin von<lb/> Ungarn mit 12000. Mann zu aßistiren, wenn Sie von andern in<lb/> Jhren Landen attaquirt werden solte; so fragt sichs: Ob dieses<lb/> nicht auch wider Preussen zu verstehen? Wie mit sichern Briefen<lb/> verlautet, soll das Chur-Sächsische Ahlenbeckische Jnfanterie-Re-<lb/> giment den 15. Febr. von Eger und deren <hi rendition="#aq">Diſtrict Poſſesſion</hi> neh-<lb/> men, indem dieser, nebst noch zwey Böhmischen Creyssen, und der<lb/><hi rendition="#aq">ſuperioritate territoriali</hi> über auswärtige Böhmische Lehen ( ob<lb/> hierunter die Schönburgische sogenannten Reichs-Affter-Lehen<lb/> und die Schwartzburgische Böhmischen <hi rendition="#aq">Feuda</hi> verstanden werden,<lb/> ist zur Zeit noch nicht bekannt, ) gegen Uberlassung 20000. Mann,<lb/> an Chur-Sachsen <hi rendition="#aq">concedi</hi>rt worden. Jhro Durchl. der Landgraf<lb/> von Hessen-Cassel sind nun den 16. Jan. von Berlin in Dreßden<lb/> angekommen, und man weiß nun schon wieder die gesuchte 10de<lb/> Chur, und die von beyden hohen Churfürsten nöthige Beystimmung<lb/> zum neuen <hi rendition="#aq">Motiv</hi> dessen Besuchs anzugeben.</p><lb/> <p>Jhro Königl. Majest. in Pohlen werden nebst der Königin<lb/> künfftigen May nach Dero Königreich gehen, woselbst Sie läng-<lb/> stens mit Anfang des Herbsts einen Land-Tag halten werden.</p><lb/> <p>Der neue Frantzösische Gesandte, Herr Graf von Bayern,<lb/> wird ehestens in Franckfurth erwartet; er ist schon den 16. Jan.<lb/> von Paris abgereist, und hat in Franckfurth den Gasthof zum Kö-<lb/> nig von England vor 8000. fl. jährlich gemiethet.</p><lb/> <p>Jn denen Chur-Psältzischen Landen ist eine Verordnung <hi rendition="#aq">pu-<lb/> blici</hi>rt, laut welcher alle Lehns-Besitzer den Beweiß ihres Besitzes<lb/> beybringen sollen. Die von weyl. Churfürst Carl Ludwig ver-<lb/> schenckte und dadurch an die Gräfliche Degenfeldische Familie ge-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0004]
nicht mit Tilgung der Oesterreichischen Protestations-Schrifften
procediren kan. Wenigstens fällt die pluraritas Votorum Ele-
ctoralium weg. Denn gesetzt, Böhmen bleibt hierinne ſuſpen-
dirt; so sind doch solchenfalls, zum Besten der Königin von Un-
garn, Sachsen, Hannover, Mayntz und Trier egal wider Bayern,
( falls man es nicht qua partem ausschließt, ) Brandenburg, Pfaltz
und Cölln, es wäre denn, daß man eine völlige Trennung unter
denen Reichs-Ständen verursachen wolte. Anderns ist auch von
Oesterreich denen angeschuldeten Preußischen Deſſeins vorgebauet:
Denn, da Chur-Sachsen sich anheischig gemacht, der Königin von
Ungarn mit 12000. Mann zu aßistiren, wenn Sie von andern in
Jhren Landen attaquirt werden solte; so fragt sichs: Ob dieses
nicht auch wider Preussen zu verstehen? Wie mit sichern Briefen
verlautet, soll das Chur-Sächsische Ahlenbeckische Jnfanterie-Re-
giment den 15. Febr. von Eger und deren Diſtrict Poſſesſion neh-
men, indem dieser, nebst noch zwey Böhmischen Creyssen, und der
ſuperioritate territoriali über auswärtige Böhmische Lehen ( ob
hierunter die Schönburgische sogenannten Reichs-Affter-Lehen
und die Schwartzburgische Böhmischen Feuda verstanden werden,
ist zur Zeit noch nicht bekannt, ) gegen Uberlassung 20000. Mann,
an Chur-Sachsen concedirt worden. Jhro Durchl. der Landgraf
von Hessen-Cassel sind nun den 16. Jan. von Berlin in Dreßden
angekommen, und man weiß nun schon wieder die gesuchte 10de
Chur, und die von beyden hohen Churfürsten nöthige Beystimmung
zum neuen Motiv dessen Besuchs anzugeben.
Jhro Königl. Majest. in Pohlen werden nebst der Königin
künfftigen May nach Dero Königreich gehen, woselbst Sie läng-
stens mit Anfang des Herbsts einen Land-Tag halten werden.
Der neue Frantzösische Gesandte, Herr Graf von Bayern,
wird ehestens in Franckfurth erwartet; er ist schon den 16. Jan.
von Paris abgereist, und hat in Franckfurth den Gasthof zum Kö-
nig von England vor 8000. fl. jährlich gemiethet.
Jn denen Chur-Psältzischen Landen ist eine Verordnung pu-
blicirt, laut welcher alle Lehns-Besitzer den Beweiß ihres Besitzes
beybringen sollen. Die von weyl. Churfürst Carl Ludwig ver-
schenckte und dadurch an die Gräfliche Degenfeldische Familie ge-
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