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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XII, 6. Woche, Erfurt (Thüringen), 7. Februar 1744.

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Weil zwischen denen Assessoren des Cammer-Gerichts zu
Wetzlar wegen der bekanntlichen unter beyderley Religions-Ver-
wandten in diesem Jahr strittigen Oster-Feyer Zwietracht entstan-
den; als ist von Sr. Kayserl. Majest. deshalben ein Rescript so-
wohl an das Cammer-Gericht als an den Stadt-Magistrat zu
Wetzlar ergangen, davon der Jnhalt noch nicht bekannt.

Auf Requisition der Chur-Mayntzischen Gesandtschafft hat
der Magistrat zu Franckfurth eine ohnlängst ohne Nahmen her-
aus gekommene Schrifft, worinn sowohl das Chur-Mayntzische
Directorium als der Wienerische Hof mit injurieusen Worten
angegriffen, confisciren lassen.

Von dem Frantzösischen Hof soll ein Operations-Plan an
Kayserl. Majest. überschickt worden seyn, wie höchst Dero Troup-
pen dieses Jahr agiren solten, welchen man auch genehmiget. Der
Feld-Marschall von Seckendorff aber soll, als man dessen Gutach-
ten darüber begehret, solchen Plan vor inpracticable gehalten
haben.

Des Printz Carls von Lotthringen Abreise von Wien ist den
19. Febr. festgestellt, doch wird vor derselben der künfftige Kriegs-
Operations-Plan zu seiner Richtigkeit kommen. Jn Dreßden ist
schon ein Fourier aus Wien ankommen, der die Marsch-Route be-
sorgen muß, wobey er punctuellen Befehl haben soll, die Einrich-
tung dahin zu machen, damit nicht das mindeste vom Preußischen
Territorio berühret werde. Welches von einer grossen Animosi-
te
des Oesterreichischen Hofs zeigt; die vornemlich ihren Ursprung
von dem allzugenauen Attachement des Preußischen Hofs an Kay-
serl. Majest. in puncto die Dictatur Sache betreffend, herrühret,
wie denn in dem Preußischen Rück-Schreiben dieserhalb sehr har-
te Ausdrückungen mit eingeflossen seyn sollen. Sonsten sagt man
vor gewiß, daß der Printz Carl nicht in Dreßden eintreffen, son-
dern zu Zehist übernachten werden. Vermuthlich geschiehet es we-
gen Vermeidung des Ceremoniels. Vorläuffig sind schon 300.
Pferde zu Fortbringung dieser hohen Herrschafften in Beschlag ge-
nommen worden.

Hingegen muß man das fernere Gute aus der Wiener und
Dreßdner Alliantz auch dahin ziehen, daß man Kayserlicher Seits

Weil zwischen denen Aſſeſſoren des Cammer-Gerichts zu
Wetzlar wegen der bekanntlichen unter beyderley Religions-Ver-
wandten in diesem Jahr strittigen Oster-Feyer Zwietracht entstan-
den; als ist von Sr. Kayserl. Majest. deshalben ein Rescript so-
wohl an das Cammer-Gericht als an den Stadt-Magistrat zu
Wetzlar ergangen, davon der Jnhalt noch nicht bekannt.

Auf Requiſition der Chur-Mayntzischen Gesandtschafft hat
der Magistrat zu Franckfurth eine ohnlängst ohne Nahmen her-
aus gekommene Schrifft, worinn sowohl das Chur-Mayntzische
Directorium als der Wienerische Hof mit injurieuſen Worten
angegriffen, confisciren lassen.

Von dem Frantzösischen Hof soll ein Operations-Plan an
Kayserl. Majest. überschickt worden seyn, wie höchst Dero Troup-
pen dieses Jahr agiren solten, welchen man auch genehmiget. Der
Feld-Marschall von Seckendorff aber soll, als man dessen Gutach-
ten darüber begehret, solchen Plan vor inpracticable gehalten
haben.

Des Printz Carls von Lotthringen Abreise von Wien ist den
19. Febr. festgestellt, doch wird vor derselben der künfftige Kriegs-
Operations-Plan zu seiner Richtigkeit kommen. Jn Dreßden ist
schon ein Fourier aus Wien ankommen, der die Marsch-Route be-
sorgen muß, wobey er punctuellen Befehl haben soll, die Einrich-
tung dahin zu machen, damit nicht das mindeste vom Preußischen
Territorio berühret werde. Welches von einer grossen Animoſi-
des Oesterreichischen Hofs zeigt; die vornemlich ihren Ursprung
von dem allzugenauen Attachement des Preußischen Hofs an Kay-
serl. Majest. in puncto die Dictatur Sache betreffend, herrühret,
wie denn in dem Preußischen Rück-Schreiben dieserhalb sehr har-
te Ausdrückungen mit eingeflossen seyn sollen. Sonsten sagt man
vor gewiß, daß der Printz Carl nicht in Dreßden eintreffen, son-
dern zu Zehist übernachten werden. Vermuthlich geschiehet es we-
gen Vermeidung des Ceremoniels. Vorläuffig sind schon 300.
Pferde zu Fortbringung dieser hohen Herrschafften in Beschlag ge-
nommen worden.

Hingegen muß man das fernere Gute aus der Wiener und
Dreßdner Alliantz auch dahin ziehen, daß man Kayserlicher Seits

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[91/0003] Weil zwischen denen Aſſeſſoren des Cammer-Gerichts zu Wetzlar wegen der bekanntlichen unter beyderley Religions-Ver- wandten in diesem Jahr strittigen Oster-Feyer Zwietracht entstan- den; als ist von Sr. Kayserl. Majest. deshalben ein Rescript so- wohl an das Cammer-Gericht als an den Stadt-Magistrat zu Wetzlar ergangen, davon der Jnhalt noch nicht bekannt. Auf Requiſition der Chur-Mayntzischen Gesandtschafft hat der Magistrat zu Franckfurth eine ohnlängst ohne Nahmen her- aus gekommene Schrifft, worinn sowohl das Chur-Mayntzische Directorium als der Wienerische Hof mit injurieuſen Worten angegriffen, confisciren lassen. Von dem Frantzösischen Hof soll ein Operations-Plan an Kayserl. Majest. überschickt worden seyn, wie höchst Dero Troup- pen dieses Jahr agiren solten, welchen man auch genehmiget. Der Feld-Marschall von Seckendorff aber soll, als man dessen Gutach- ten darüber begehret, solchen Plan vor inpracticable gehalten haben. Des Printz Carls von Lotthringen Abreise von Wien ist den 19. Febr. festgestellt, doch wird vor derselben der künfftige Kriegs- Operations-Plan zu seiner Richtigkeit kommen. Jn Dreßden ist schon ein Fourier aus Wien ankommen, der die Marsch-Route be- sorgen muß, wobey er punctuellen Befehl haben soll, die Einrich- tung dahin zu machen, damit nicht das mindeste vom Preußischen Territorio berühret werde. Welches von einer grossen Animoſi- té des Oesterreichischen Hofs zeigt; die vornemlich ihren Ursprung von dem allzugenauen Attachement des Preußischen Hofs an Kay- serl. Majest. in puncto die Dictatur Sache betreffend, herrühret, wie denn in dem Preußischen Rück-Schreiben dieserhalb sehr har- te Ausdrückungen mit eingeflossen seyn sollen. Sonsten sagt man vor gewiß, daß der Printz Carl nicht in Dreßden eintreffen, son- dern zu Zehist übernachten werden. Vermuthlich geschiehet es we- gen Vermeidung des Ceremoniels. Vorläuffig sind schon 300. Pferde zu Fortbringung dieser hohen Herrschafften in Beschlag ge- nommen worden. Hingegen muß man das fernere Gute aus der Wiener und Dreßdner Alliantz auch dahin ziehen, daß man Kayserlicher Seits

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XII, 6. Woche, Erfurt (Thüringen), 7. Februar 1744, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0212_1744/3>, abgerufen am 28.03.2024.