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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Bruder, Schwester und Fremde.


Schmückte mit Laub ein Wäldchen sich,
Bruder und Schwester waren drinn,
Sprach zu dem Bruder die Schwester so:
"Bruder, was kamst so lang' Du nicht?" --
"Wäre gekommen längst zu Dir;
Aber die Fremde läßt mich nicht,
Sie, die Fremde, das gute Kind.
Sattele oft mein gutes Roß;
Aber die Fremde sattelt's ab!
Gürte den scharfen Säbel um;
Aber die Fremde schnallt ihn ab :
"Wohin, o Liebster, gehest Du?
Breit und lang ist die Ebene!
Tief ist das trübe Wasser, tief!
Gehe nicht, Liebster, gehe nicht!"


Bruder, Schwester und Fremde.


Schmückte mit Laub ein Wäldchen sich,
Bruder und Schwester waren drinn,
Sprach zu dem Bruder die Schwester so:
„Bruder, was kamst so lang' Du nicht?“ —
„Wäre gekommen längst zu Dir;
Aber die Fremde läßt mich nicht,
Sie, die Fremde, das gute Kind.
Sattele oft mein gutes Roß;
Aber die Fremde sattelt's ab!
Gürte den scharfen Säbel um;
Aber die Fremde schnallt ihn ab :
„Wohin, o Liebster, gehest Du?
Breit und lang ist die Ebene!
Tief ist das trübe Wasser, tief!
Gehe nicht, Liebster, gehe nicht!“


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[20/0086] Bruder, Schwester und Fremde. Schmückte mit Laub ein Wäldchen sich, Bruder und Schwester waren drinn, Sprach zu dem Bruder die Schwester so: „Bruder, was kamst so lang' Du nicht?“ — „Wäre gekommen längst zu Dir; Aber die Fremde läßt mich nicht, Sie, die Fremde, das gute Kind. Sattele oft mein gutes Roß; Aber die Fremde sattelt's ab! Gürte den scharfen Säbel um; Aber die Fremde schnallt ihn ab : „Wohin, o Liebster, gehest Du? Breit und lang ist die Ebene! Tief ist das trübe Wasser, tief! Gehe nicht, Liebster, gehe nicht!“

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/86>, abgerufen am 23.04.2024.