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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Selbstgespräch.


Wäscht ihr schönes Angesicht das Mädchen,
Und sie spricht, die holden Wangen netzend:
"Wüßt ich, daß ein Greis Dich küssen würde, --
Antlitz, gieng ich nach dem grünen Walde,
Sammelte dort alle Wermuthskräuter,
Brühte sie und machte draus ein Wasser,
Wüsche Dich damit jedweden Morgen,
Daß der Kuß dem Alten bitter schmecke.
Aber wüßt ich, daß ein Jüngling käme,
Gehen würd', ich in den grünen Garten,
Alle Rosen mir im Garten pflücken,
Uiib daraus ein Wasser mir bereiten.
Dich damit jedweden Morgen waschen,
Daß der Kuß dem Jünglinge wohl dufte, --
Wohl ihm dufte, und sein Herz erquicke.
Lieber gieng mit ihm ich ins Gebirge,
Als beym Alten ich im Hofe bliebe;
Lieber auf dem Felsen mit ihm schlafen,
Als auf weicher Seide mit dem Alten."


Selbstgespräch.


Wäscht ihr schönes Angesicht das Mädchen,
Und sie spricht, die holden Wangen netzend:
„Wüßt ich, daß ein Greis Dich küssen würde, —
Antlitz, gieng ich nach dem grünen Walde,
Sammelte dort alle Wermuthskräuter,
Brühte sie und machte draus ein Wasser,
Wüsche Dich damit jedweden Morgen,
Daß der Kuß dem Alten bitter schmecke.
Aber wüßt ich, daß ein Jüngling käme,
Gehen würd', ich in den grünen Garten,
Alle Rosen mir im Garten pflücken,
Uiib daraus ein Wasser mir bereiten.
Dich damit jedweden Morgen waschen,
Daß der Kuß dem Jünglinge wohl dufte, —
Wohl ihm dufte, und sein Herz erquicke.
Lieber gieng mit ihm ich ins Gebirge,
Als beym Alten ich im Hofe bliebe;
Lieber auf dem Felsen mit ihm schlafen,
Als auf weicher Seide mit dem Alten.“


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[9/0075] Selbstgespräch. Wäscht ihr schönes Angesicht das Mädchen, Und sie spricht, die holden Wangen netzend: „Wüßt ich, daß ein Greis Dich küssen würde, — Antlitz, gieng ich nach dem grünen Walde, Sammelte dort alle Wermuthskräuter, Brühte sie und machte draus ein Wasser, Wüsche Dich damit jedweden Morgen, Daß der Kuß dem Alten bitter schmecke. Aber wüßt ich, daß ein Jüngling käme, Gehen würd', ich in den grünen Garten, Alle Rosen mir im Garten pflücken, Uiib daraus ein Wasser mir bereiten. Dich damit jedweden Morgen waschen, Daß der Kuß dem Jünglinge wohl dufte, — Wohl ihm dufte, und sein Herz erquicke. Lieber gieng mit ihm ich ins Gebirge, Als beym Alten ich im Hofe bliebe; Lieber auf dem Felsen mit ihm schlafen, Als auf weicher Seide mit dem Alten.“

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/75>, abgerufen am 24.11.2024.