bediente sich jedoch, wahrscheinlich aus Bescheidenheit, nie dieses Titels; daher auch das Ausland seine Erhebung wenig beachtete. Sie hatte indeß die Folge, daß auch Twartko, der Ban von Doßnien, sich zum König krönen ließ.
Zehn Jahr lang genoß Serbien ziemlicher Ruhe; Gränz- gefechte, einzelne Streifereyen in fremdes Gebiet, waren zu sehr in der Tagesordnung, um den stillen Gang der Friedens- geschäfte zu hemmen, die unter Lasar leider nur in Stiftung neuer Klöster und Kirchen bestanden zu haben scheinen. Un- terdeß war der Sultan Murat immer weiter vorwärts gedrung- gen, hatte sich den Bulgarenfürsten Sischman zinsbar ge- 1386macht, und wendete sich nun gegen Serbien. Lasar schickte nach Boßnien, nach Ungarn um Hülfe, aber letzteres Land war von innern Kämpfen zerrissen, Twartko nur bedacht, daraus Vortheil zu ziehen. Lasar zog nun all seine Truppen zusammen, und erwartete den Feind an der Morawa. Das Glück schien sich anfänglich auf seine Seite zu neigen. Aber den Türken stießen neue Hülfsvölker zu; Nißa, einer der Hauptpunkte des Landes, ward mit Sturm genommen. Abgeordnete Twartkos drangen in den Zaren und riethen ihm, der Macht zu weichen, und Entschädigung bey den Ungarn zu suchen. Einige Große unterstützten den Rath, unter ih- nen Wuk Brankowitsch, des Zaren Eidam. Aller Gegen- wart des Geistes beraubt, schickte Lasar zu dem Sieger, sagte ihm Tribut zu, und tausend Söldner zum türkischen Heere. Unter diesen schmählichen Bedingungen gewährte Murat ihm Frieden.
Während dieser nun sich mit der vollständigern Unter- wersung Albaniens und Thessaliens beschäftigte, fiel der Zar in das ungarische Gebiet. Aber er bereuete diesen Schritt fast, indem er ihn that. Das volle Gefühl seiner Erniedri- gung gegen die Türken spornte ihn zu andern Unternehmun- gen. Eilig sendete er Getreue an alle Nachbarstaaten, welche
bediente sich jedoch, wahrscheinlich aus Bescheidenheit, nie dieses Titels; daher auch das Ausland seine Erhebung wenig beachtete. Sie hatte indeß die Folge, daß auch Twartko, der Ban von Doßnien, sich zum König krönen ließ.
Zehn Jahr lang genoß Serbien ziemlicher Ruhe; Gränz- gefechte, einzelne Streifereyen in fremdes Gebiet, waren zu sehr in der Tagesordnung, um den stillen Gang der Friedens- geschäfte zu hemmen, die unter Lasar leider nur in Stiftung neuer Klöster und Kirchen bestanden zu haben scheinen. Un- terdeß war der Sultan Murat immer weiter vorwärts gedrung- gen, hatte sich den Bulgarenfürsten Sischman zinsbar ge- 1386macht, und wendete sich nun gegen Serbien. Lasar schickte nach Boßnien, nach Ungarn um Hülfe, aber letzteres Land war von innern Kämpfen zerrissen, Twartko nur bedacht, daraus Vortheil zu ziehen. Lasar zog nun all seine Truppen zusammen, und erwartete den Feind an der Morawa. Das Glück schien sich anfänglich auf seine Seite zu neigen. Aber den Türken stießen neue Hülfsvölker zu; Nißa, einer der Hauptpunkte des Landes, ward mit Sturm genommen. Abgeordnete Twartkos drangen in den Zaren und riethen ihm, der Macht zu weichen, und Entschädigung bey den Ungarn zu suchen. Einige Große unterstützten den Rath, unter ih- nen Wuk Brankowitsch, des Zaren Eidam. Aller Gegen- wart des Geistes beraubt, schickte Lasar zu dem Sieger, sagte ihm Tribut zu, und tausend Söldner zum türkischen Heere. Unter diesen schmählichen Bedingungen gewährte Murat ihm Frieden.
Während dieser nun sich mit der vollständigern Unter- wersung Albaniens und Thessaliens beschäftigte, fiel der Zar in das ungarische Gebiet. Aber er bereuete diesen Schritt fast, indem er ihn that. Das volle Gefühl seiner Erniedri- gung gegen die Türken spornte ihn zu andern Unternehmun- gen. Eilig sendete er Getreue an alle Nachbarstaaten, welche
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[XXIX/0049]
bediente sich jedoch, wahrscheinlich aus Bescheidenheit, nie
dieses Titels; daher auch das Ausland seine Erhebung wenig
beachtete. Sie hatte indeß die Folge, daß auch Twartko,
der Ban von Doßnien, sich zum König krönen ließ.
Zehn Jahr lang genoß Serbien ziemlicher Ruhe; Gränz-
gefechte, einzelne Streifereyen in fremdes Gebiet, waren zu
sehr in der Tagesordnung, um den stillen Gang der Friedens-
geschäfte zu hemmen, die unter Lasar leider nur in Stiftung
neuer Klöster und Kirchen bestanden zu haben scheinen. Un-
terdeß war der Sultan Murat immer weiter vorwärts gedrung-
gen, hatte sich den Bulgarenfürsten Sischman zinsbar ge-
macht, und wendete sich nun gegen Serbien. Lasar schickte
nach Boßnien, nach Ungarn um Hülfe, aber letzteres Land
war von innern Kämpfen zerrissen, Twartko nur bedacht,
daraus Vortheil zu ziehen. Lasar zog nun all seine Truppen
zusammen, und erwartete den Feind an der Morawa.
Das Glück schien sich anfänglich auf seine Seite zu neigen.
Aber den Türken stießen neue Hülfsvölker zu; Nißa, einer
der Hauptpunkte des Landes, ward mit Sturm genommen.
Abgeordnete Twartkos drangen in den Zaren und riethen ihm,
der Macht zu weichen, und Entschädigung bey den Ungarn
zu suchen. Einige Große unterstützten den Rath, unter ih-
nen Wuk Brankowitsch, des Zaren Eidam. Aller Gegen-
wart des Geistes beraubt, schickte Lasar zu dem Sieger, sagte
ihm Tribut zu, und tausend Söldner zum türkischen Heere.
Unter diesen schmählichen Bedingungen gewährte Murat ihm
Frieden.
1386
Während dieser nun sich mit der vollständigern Unter-
wersung Albaniens und Thessaliens beschäftigte, fiel der Zar
in das ungarische Gebiet. Aber er bereuete diesen Schritt
fast, indem er ihn that. Das volle Gefühl seiner Erniedri-
gung gegen die Türken spornte ihn zu andern Unternehmun-
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. XXIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/49>, abgerufen am 21.11.2024.
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