hatten sich im thrazischen Chersones festgesetzt, und wendeten sich jetzt gegen das vielfältig zerspaltene Reich.
Der tapferste Widerstand vermochte nichts gegen den siegreichen Sultan Murat, einen der größten Feldherrn seiner Zeit. Er überfiel am Tänarus um Tagesanbruch das serbische1371 Heer, als es noch im tiefsten Schlafe begraben lag. Es ward theils aufgerieben, theils zerstreut. Die Schlacht kostete Wu- kaschin und seinen beyden Brüdern, dem tapfern Despoten Ugljescha und dem Loaothelen Gojko, das Leben. Letztere bey- de ertranken im Tänarus; ersterer kam durch Verrätherey ei- nes Dieners auf der Flucht um. Die Volkssagen lassen die drey Merljawtscheiwitschen erst 18 Jahr späler in der Amsel- felder Schlacht sterben. Ueber den Tod Wukaschins nament- lich, giebt es mehrere besondere Lieder, deren wir auch hier eins mittheilen. Alle kommen darin überein, daß er verrä- therischer Weise umgebracht sey.
Unter mehreren Söhnen, welche er hinterließ, glänzt Marco hervor, mit dem Zunamen Kraljewitsch, Königsohn. Gigantische Körperstärke, kecke Unerschrockenheit, rasch auf- lodernde Lust an der Gefahr, machen ihn noch geeigneter, der Held von Abenteuern als von Schlachten zu seyn. Denn wenn hier Besonnenheit, Scharfblick und weise Benutzung der Gelegenheit, besonders viel gilt, so ist dort persönliche Kraft und Kühnheit Alles. Daher er auch in tausend Volks- sagen fortlebt, während die Geschichte seiner wenig, ja eigent- lich nur als eines aus seinem Erbe Vertriebenen, zu wider- willigen Schritten Gezwungenen, gedenkt. Denn kaum war Wukaschins Tod bekannt, als Lasar von Sirmien und der Statthalter von Uschitza einige Provinzen desselben besetzten. Georg Balza, des Königs Schwiegersohn und Marcos Schwager, der in heimlichem Verständniß mit der Gattin desselben lebte, bemächtigte sich, mit dem verrätherischen Bey- stände der Letzteren, der noch übrigen Theiles von Wukaschins
hatten sich im thrazischen Chersones festgesetzt, und wendeten sich jetzt gegen das vielfältig zerspaltene Reich.
Der tapferste Widerstand vermochte nichts gegen den siegreichen Sultan Murat, einen der größten Feldherrn seiner Zeit. Er überfiel am Tänarus um Tagesanbruch das serbische1371 Heer, als es noch im tiefsten Schlafe begraben lag. Es ward theils aufgerieben, theils zerstreut. Die Schlacht kostete Wu- kaschin und seinen beyden Brüdern, dem tapfern Despoten Ugljescha und dem Loaothelen Gojko, das Leben. Letztere bey- de ertranken im Tänarus; ersterer kam durch Verrätherey ei- nes Dieners auf der Flucht um. Die Volkssagen lassen die drey Merljawtscheiwitschen erst 18 Jahr späler in der Amsel- felder Schlacht sterben. Ueber den Tod Wukaschins nament- lich, giebt es mehrere besondere Lieder, deren wir auch hier eins mittheilen. Alle kommen darin überein, daß er verrä- therischer Weise umgebracht sey.
Unter mehreren Söhnen, welche er hinterließ, glänzt Marco hervor, mit dem Zunamen Kraljewitsch, Königsohn. Gigantische Körperstärke, kecke Unerschrockenheit, rasch auf- lodernde Lust an der Gefahr, machen ihn noch geeigneter, der Held von Abenteuern als von Schlachten zu seyn. Denn wenn hier Besonnenheit, Scharfblick und weise Benutzung der Gelegenheit, besonders viel gilt, so ist dort persönliche Kraft und Kühnheit Alles. Daher er auch in tausend Volks- sagen fortlebt, während die Geschichte seiner wenig, ja eigent- lich nur als eines aus seinem Erbe Vertriebenen, zu wider- willigen Schritten Gezwungenen, gedenkt. Denn kaum war Wukaschins Tod bekannt, als Lasar von Sirmien und der Statthalter von Uschitza einige Provinzen desselben besetzten. Georg Balza, des Königs Schwiegersohn und Marcos Schwager, der in heimlichem Verständniß mit der Gattin desselben lebte, bemächtigte sich, mit dem verrätherischen Bey- stände der Letzteren, der noch übrigen Theiles von Wukaschins
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[XXVI/0046]
hatten sich im thrazischen Chersones festgesetzt, und wendeten
sich jetzt gegen das vielfältig zerspaltene Reich.
Der tapferste Widerstand vermochte nichts gegen den
siegreichen Sultan Murat, einen der größten Feldherrn seiner
Zeit. Er überfiel am Tänarus um Tagesanbruch das serbische
Heer, als es noch im tiefsten Schlafe begraben lag. Es ward
theils aufgerieben, theils zerstreut. Die Schlacht kostete Wu-
kaschin und seinen beyden Brüdern, dem tapfern Despoten
Ugljescha und dem Loaothelen Gojko, das Leben. Letztere bey-
de ertranken im Tänarus; ersterer kam durch Verrätherey ei-
nes Dieners auf der Flucht um. Die Volkssagen lassen die
drey Merljawtscheiwitschen erst 18 Jahr späler in der Amsel-
felder Schlacht sterben. Ueber den Tod Wukaschins nament-
lich, giebt es mehrere besondere Lieder, deren wir auch hier
eins mittheilen. Alle kommen darin überein, daß er verrä-
therischer Weise umgebracht sey.
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Unter mehreren Söhnen, welche er hinterließ, glänzt
Marco hervor, mit dem Zunamen Kraljewitsch, Königsohn.
Gigantische Körperstärke, kecke Unerschrockenheit, rasch auf-
lodernde Lust an der Gefahr, machen ihn noch geeigneter, der
Held von Abenteuern als von Schlachten zu seyn. Denn
wenn hier Besonnenheit, Scharfblick und weise Benutzung
der Gelegenheit, besonders viel gilt, so ist dort persönliche
Kraft und Kühnheit Alles. Daher er auch in tausend Volks-
sagen fortlebt, während die Geschichte seiner wenig, ja eigent-
lich nur als eines aus seinem Erbe Vertriebenen, zu wider-
willigen Schritten Gezwungenen, gedenkt. Denn kaum war
Wukaschins Tod bekannt, als Lasar von Sirmien und der
Statthalter von Uschitza einige Provinzen desselben besetzten.
Georg Balza, des Königs Schwiegersohn und Marcos
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desselben lebte, bemächtigte sich, mit dem verrätherischen Bey-
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. XXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/46>, abgerufen am 27.11.2024.
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